Neue  Aufgabe für Burkhard Köppen:Im Interesse der Pflegekräfte

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Burkhard Köppen arbeitete 16 Jahre als Pflegedirektor am Deutschen Herzzentrum München. Er setzt sich für Verbesserungen im Pflegeberuf ein. (Foto: Peter Bauersachs)

Der 65-jährige Erdinger war langjähriger Pflegedirektor des Deutschen Herzzentrums in München. Jetzt ist er Gründungsmitglied der bayernweiten Vereinigung der Pflegenden

Von Regina Bluhme, Erding

Als die Anfrage aus dem Bayerischen Gesundheitsministerium kam, überlegte Burkhard Köppen nicht lange und sagt Ja. Auf Vorschlag von Ministerin Melanie Huml wurde der 65-jährige Erdinger am Dienstag als Gründungsmitglied der Vereinigung der Pflegenden berufen. Als eines der Ziele der Vereinigung nennt der ehemalige langjährige Pflegedirektor des Deutschen Herzzentrums München und CSU-Stadtrat die verstärkte Weiterbildung und bessere Begleitung für die Pflegemitarbeiter.

Er ist Pragmatiker.

Burkhard Köppen gibt offen zu, dass er sich eigentlich seit Jahren für eine eigene Pflegekammer, analog zur Ärztekammer, stark gemacht hat. Nachdem sich CSU und SPD mehrheitlich für eine Vereinigung entschieden hatten, da habe er kurz abgewogen: "Was ist besser, die Totalverweigerung oder lieber die aktive Mitarbeit an der Entwicklung der professionellen Pflege?" Er sei Pragmatiker, sagt Köppen, und so habe er beschlossen, sich in der Vereinigung für den Pflegeberuf einzusetzen.

In der konstituierenden Sitzung des Gründungsausschusses betonte Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml laut Pressemitteilung, dass die Politik in Bayern mit der Vereinigung einen "Ansprechpartner auf Augenhöhe" erhalte, "der genauso behandelt wird wie die klassischen Kammern - zum Beispiel bei der Beteiligung an Gesetzgebungsverfahren." Das Konzept nutze die wesentlichen Vorteile einer klassischen Kammer, "ohne gleichzeitig die Pflegekräfte mit Pflichtmitgliedschaften und Pflichtbeiträgen zu belasten", betonte Huml. Ein Punkt, der nach Ansicht von Köppen durchaus Gewicht hat. Die Kritik, dass die staatlich finanzierte Vereinigung womöglich nicht selbstbewusst genug gegenüber der Regierung auftreten werde, lässt Köppen nicht gelten. "Die Finanzierung schließt doch nicht aus, dass man mit dem Geldgeber über Dinge grundsätzlich auch kritisch spricht."

Der Pflegeberuf leide unter seinem schlechen Image.

Eines der Ziele, die der 65-jährige Erdinger mit Hilfe der Vereinigung der Pflegenden erreichen will, ist ein Weiterbildungsprogramm, ähnlich dem ärztlichen Punktesystem. Zugleich will er einen verbesserten Überblick zu erreichen, "wer alles mit welcher Qualifikation den Beruf ausübt".

Seit Jahren leide der Beruf unter einem schlechten Image, bedauert Köppen. Der "völlig veraltete" Begriff der "Schwester" passe nicht mehr zu dem Berufsbild der modernen Pflege. Mithilfe der Vereinigung will er die Bedeutung des Berufs für die Gesellschaft verdeutlichen und auch mehr Wertschätzung erreichen. Früher oder später müsse auch ein eigener Lehrstuhl an einer der Universitäten mit Pflegestudiengang eingerichtet werden, lautet ein weiteres Ziel. Besonderen Respekt zollt Köppen den Berufstätigen in der altenpflege, die mit einer enormen seelischen belastung verbunden sei. gerade in dem bereich fehle es an notwendiger supervision und psychologischer betreuung für die pflegenden. auch das soll sich ändern.

Die Wohnungssituation verschärft den Mangel.

grundsätzlich herrsche in der erdinger region - wie überall - beim pflegepersonal " ein erheblicher Mangel an Zahl und Qualifikation", sagt Burkhard Köppen. Und gerade in einem Ballungsraum, zum dem er die Große Kreisstadt Erding zählt, verschärfe die Wohnungsnot die Situation. "Bei einer Kaltmiete von 14 und 15 Euro pro Quadratmeter wird es auch für relativ gut verdienende Fachpflegekräfte eng." Das Thema Gehalt steht allerdings nicht auf der Agenda der Vereinigung der Pflegenden. "Da sind die Tarifparteien gefragt", erklärt Köppen.

Insgesamt hat der Gründungsausschuss 25 Mitglieder. Darunter sind sowohl Alten- und Krankenpfleger als auch Kinderkrankenpfleger aus verschiedenen Regionen Bayerns. Noch befinde sich die Organisationsstruktur im Aufbau, berichtet Burkhard Köppen. Bis zu einem Jahr kann es dauern, bis Mitglieder aufgenommen, Beschlüsse gefasst und Wahlen abgehalten werden. Spätestens in einem Jahr muss aber die erste Mitgliedervesammlung oder eine Delegiertenversammlung einberufen werden.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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