Musiker Konrad Huber:Nie langweilig

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Fast ein Dutzend Chorgründungen in 30 Jahren: Der Musiker Konrad Huber hat die Kulturszene im Landkreis nachhaltig geprägt. Jetzt ist er für den Tassilo-Preis der SZ nominiert.

Von Jan-Hendrik Maier

Mit jeder Aufführung gehe für ihn ein kleiner Lebenstraum in Erfüllung, sagt Konrad Huber. Träume erleben durfte der Pastettener Musiker in den vergangenen Jahrzehnten viele, sei es mit großen Chorwerken aus der klassischen Literatur, Pop- und Rockliedern oder Musicals. Sein Enthusiasmus ist ansteckend. Huber gelingt es, die Menschen für Musik zu begeistern. Mit knapp einem Dutzend Chorgründungen seit 1984 hat er die Kulturlandschaft im südlichen Landkreis Erding verändert. Für sein Engagement ist der Inhaber einer privaten Musikschule für den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung nominiert.

1967 in Erding geboren, wuchs Huber auf einem Bauernhof auf. Schon früh kommen er und seine drei Brüder mit Musik in Berührung. Wenn der Vater abends zum Hackbrett griff, sollten ihn die Kinder begleiten. Also lernte Huber Gitarre, bis heute ist das "sein" Instrument. Doch nur musizieren war ihm zu wenig, er wollte etwas auf die Beine stellen. Als 16-Jähriger gründete er mit Freunden eine Band und organisierte in der Forsterner Pfarrei ein Adventssingen. Im Jahr danach rief er mit dem Kinderchor Forstern sein erstes Ensemble ins Leben. Huber fühlte sich zur Musik berufen, wollte Gitarre und Chorleitung studieren, doch die Eltern bestanden auf einer "ordentlichen" Ausbildung, sodass er zunächst Fernmeldetechniker lernte. Die Pflicht absolviert, zog es ihn zum Musikstudium nach München und Stuttgart. Seine Heimat behielt er stets im Blick. 1988 hub er den Hohenlindener Kammerchor "Ubi Caritas" aus der Taufe. Als vier Jahre später der Singkreis Forstern ohne Dirigent und stark geschrumpft - von mehr als 40 Mitgliedern waren noch 18 übrig - vor dem Aus stand, übernahm Huber die Leitung; spontan, ohne Erfahrung mit erwachsenen Sängern und just das Studium abgeschlossen. "Sie schaffen das schon", habe man ihn überredet.

Reisen von New York bis Helgoland

Aus dem guten Zureden von einst ist Realität geworden. Der Singkreis Forstern dient mittlerweile als Dachverein für zehn Chöre mit mehr als 200 aktiven Sängern, alle unter Leitung ihres Gründers Konrad Huber. Mit Tatendrang hat er den Konzertchor stabilisiert, neue Mitstreiter angelockt und das musikalische Angebot über die Jahre hinweg um kleinere Gruppen erweitert. Die einzelnen Ensembles sind weit über die Grenzen des Landkreises hinausgekommen. So standen gemeinsame Reisen von New York bis Nairobi, von Helgoland bis an den Lago Maggiore auf dem Programm. Auch in der äußeren Form der Konzerte hat Huber neue Akzente gesetzt. Seit zehn Jahren veranstaltet er ein "Fahrradkonzert", bei dem Chöre im Landkreis von Kapelle zu Kapelle fahren und dort je einen halbstündigen Auftritt absolvieren. Mit dem Männerchor gibt es regelmäßig Meditationskonzerte.

"Pfiffig, gut gesprochen und vor allem nie langweilig" soll die Musik am Ende klingen. Huber will mitreißen, Sängern und Publikum gleichermaßen die Chance geben, große Werke kennenzulernen. Ob Bach-Kantate, Mozart-Requiem oder Dvořák-Messe, vieles sei möglich, und die "fantastische Akustik" der Tadinger Kirche schaffe dafür den richtigen Rahmen. Im Unterschied zum elitären Münchner Konzertpublikum herrsche in der Region eine Atmosphäre, die "unter die Haut geht". Für jeden Geschmack soll etwas dabei sein. Seit 20 Jahren leitet Huber daher auch den Gospelchor Pastetten. Neuestes Projekt ist seit Jahresbeginn das monatliche "Seniorensingen" in Forstern. Meist machten Menschen mit, die früher selbst aktiv in Chören waren; eben Musik bis ins hohe Alter.

Was den Gitarristen Konrad Huber an der Chorarbeit fasziniere? "Das Zusammenklingen der Stimmen bis hin zum Verschmelzen in einen Klang." Hinzu kommt die Lust an der Perfektion: "Es lässt sich immer noch etwas verbessern." Ab und an braucht der 49-Jährige aber auch musikalische Zeit für sich. Weg von den Chören, aufgehen in den sanften Klängen der Gitarre. Meist schlägt er kleine, selbst komponierte Stücke auf den Saiten an. Eine Auszeit nahm er sich 2014, als er von Erding nach Berlin gewandert ist, nur mit Gitarre und Isomatte im Gepäck. Huber lebt für die Region und ihre Menschen. Die von Geld geprägte Welt des großen Musikgeschäfts sei nichts für ihn, sagt er. Gelegentlich "schmökere" er da rein, wenn er Konzerte mit seinem Studienkollegen Ulrich Herkenhoff gibt. Der Panflötist tritt weltweit auf und hat die Filmmusik zur Trilogie von Der Herr der Ringe miteingespielt.

Nichtsdestotrotz hat der 49-jährige Chorleiter schon das nächste ehrgeizige Großprojekt fest im Blick: Am 6. Januar 2017 führt er mit dem Singkreis Forstern und dem Orchester Maria Himmelfahrt Beethovens 9. Sinfonie auf. Mit der "Ode an die Freude" geht dann wieder ein Traum in Erfüllung.

Nicht erst im kommenden Jahr, schon am kommenden Wochenende kann man Konrad Huber live erleben. Am Freitag, 6. Juni, findet die "Nacht der Kirchenmusik" statt. Weitere Infos hierzu finden sich links in der Rubrik "Acht Tage Kultur".

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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