Mitten in Wartenberg:Guter Draht zur Telekom

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Wir sind jetzt unterwegs im Netz der Zukunft, wie es die Telekom anpreist - mit allem Pipapo wie zeitversetztem Fernsehen und so. Die Crux ist nur, dass wir in der Gegenwart leben

Von Wolfgang Schmidt

Ziemlich genau einen Monat ist es her, da zog bei uns in Wartenberg telekommunikationsmäßig gesehen der Fortschritt ein. Wir verkehren jetzt digital mit unserer Umwelt und nicht mehr altmodisch analog. Wir sind jetzt unterwegs im Netz der Zukunft, wie es die Telekom anpreist - mit allem Pipapo wie zeitversetztem Fernsehen und so. Die Crux ist nur, dass wir in der Gegenwart leben. Und die Wahrheit ist, dass wir inzwischen ganz schön auf die Zukunft pfeifen. Das liegt an dem Blinkerprinzip, das die Telekom in der schönen Anlage versteckt hat: Mal geht das Telefon, mal geht es nicht - und wenn es dringend gebraucht wird, dann geht es garantiert nicht. Das gilt für einkommende wie für ausgehende Telefonate - und wenn es klingelt, heißt das noch lange nicht, dass sich am anderen Ende ein Gesprächspartner meldet. Der Höhepunkt war erreicht, als mitten im Telefonat das Besetztzeichen ertönte.

Ganz in der Manier früherer Tage haben wir dann eine Beschwerde auf den Weg gebracht: Die Telekom bekam ein mit Buchstaben bedrucktes Papier, das auf dem altmodischen Postweg als Einschreiben an die laut Internet zuständige Stelle ging. Der kleine Zyniker, der in uns steckt, wusste schon beim Absenden die Antwort des Magentariesen: "Leider konnten wir Sie telefonisch nicht erreichen. Deswegen konnte der Schaden auch noch nicht behoben werden. Damit Ihnen zuverlässig geholfen werden kann, stellen Sie bitte eine funktionierende Verbindung sicher."

Zähneknirschend müssen wir der Telekom Abbitte leisten. Karsamstags landete tatsächlich eine SMS in unserer Telefonanlage, des Inhalts: Problem erkannt, zwar noch nicht gebannt, aber wir arbeiten daran. Und der Ostermontag war kaum ein paar Stunden vorüber, da ging ein Ruf durch und eine leibhaftige Dame sagte fröhlich, an der Leitung sei definitiv nichts auszusetzen. Vielleicht könne es an einem der neuen Geräte liegen, die wir im Hinblick auf die digitale Zukunft teuer im Paket erworben hatten. All diese Errungenschaften müssten am besten noch einmal vom Netz. Und wenn es nach dem Anstecken dann immer noch nicht funktioniere, sei das, wir erlauben uns die weiteren Ausführungen der langen Leitung nach Bonn kurz zusammenzufassen, ja nicht weiter schlimm. Denn dann gebe es garantiert weitere Soforthilfe.

Die Dame gab uns eine sogenannte Auftragsnummer. Dort hängt meine bessere Hälfte jetzt wahrscheinlich in der Warteschleife. Aber genaues kann man nicht wissen. Irgendwo zwischen Erding und Wartenberg bleibt der Ruf auf der Strecke. Wenigstens wissen wir, dass es nicht an der Leitung liegen kann. Vielen Dank, liebe Telekom.

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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