Mitten in Oberding:Die Tücken der Fassade

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Über profundes Tierwissen verfügt der Oberdinger Gemeinderat und bringt den Architekten damit ins Grübeln

Kolumne von Regina Bluhme

Der Gemeinderat von Oberding zeichnet sich durch eine äußerst effiziente Arbeitsweise aus. Da werden schon mal zehn Tagesordnungspunkte in einer halben Stunde durchgejagt. Auch wenn größere Anschaffungen ins Haus stehen, wie zum Beispiel eine neue Grund- und Mittelschule, wird nicht lange diskutiert, sondern hurtig abgestimmt. Dennoch verlieren die Oberdinger nicht den Blick fürs Detail, vor allem wenn es um die Gestaltung der Fassaden geht. Das zeigte sich wieder einmal in der jüngsten Gemeinderatssitzung beim Thema des oben erwähnten Schulneubaus. An der Wand des Sitzungssaals lehnten zwei übergroße, braune Holzpaletten, die sich dann überraschenderweise als die beiden Muster für die Schulfassade herausstellten.

Architekt Arthur Schankula versuchte sein Bestes, den Räten die extra "vorvergraute" Front aus Fichtenholz schmackhaft zu machen. Bei der Frage, ob die Platten horizontal oder vertikal anzubringen seien, erkannte Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) recht schnell bei den Oberdingern "die Grundtendenz für aufrecht laufend". Georg Maier (Wählergemeinschaft Notzing) plagte derweil die Sorge, ob nicht Spatzen auf die dumme Idee kommen könnten, in der Holzverkleidung ihr Nest zu bauen. Schankula verwies darauf, dass die Spalten viel zu klein für diese Vögel seien. Doch der Architekt hatte nicht mit dem profunden Tierwissen der Oberdinger gerechnet. Es gebe ja noch kleinere Vögel, die durchaus Gefallen an den kleinen Schlitzen haben könnten, wandte hier Franz Schweiger (CSU) ein. "Und was ist mit Wespen, Bienen und Hornissen?, setzte Anton Sepp (Wählergemeinschaft Oberding) noch eins drauf. Und die Mäuse?

Arthur Schankula stemmte sich mit dem Argument dagegen, dass er bei demselben Fassadentyp in Bad Tölz noch "nie von so etwas gehört" habe. Nun, Tölz ist nicht Oberding, denn den nächsten Wortbeitrag hat er ganz bestimmt auch noch nie gehört. 2. Bürgermeister Anton Nußrainer erkundigte sich nämlich nach der Beschaffenheit der Fassade. Sie sei vollbeschichtet und zwar auf Wasserbasis, erfuhr er. Dann könne man sie ja einmal zum Einheizen verwenden, stellte Nußrainer zufrieden fest - und bewies damit, dass die Oberdinger Gemeinderäte nicht nur effizient und mit Blick fürs Detail arbeiten, sondern auch absolut pragmatisch an eine Sache herangehen. Im Juni soll über die Fassade abgestimmt werden. Die Sitzung dürfte diesmal etwas länger dauern.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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