Mitten in Fraunberg:Tierisches Konzert

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Naja, es heißt ja eh: Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da, die Nacht ist da, dass was passiert

Von Gerhard Wilhelm

Tiere im Garten zu haben ist eine schöne Sache. Die Vögel zwitschern am Morgen, die Regenwürmer lockern den Boden auf und die Nachbarskatze jagt Mäuse. Tagsüber ist alles schön und nett anzusehen und anzuhören. Aber nachts ist die Welt eine andere, wie zuletzt Riedlinger Bürger erleben musste. Mit ihrem nächtlichen Geschrei im Stil einer Alarmanlage löste eine Eule dort gleich mehrere Polizeieinsätze aus, ehe die Ursache der Fehlalarme ermittelt werden konnte.

Aber nicht nur Eulen können einen ganz schönen Lärm veranstalten, der einen entweder erst gar nicht einschlafen lässt oder aufweckt. Kläffende oder jaulende Hunde kennt man. Doch das Spektakel, das Katzen veranstalten können, übertrifft alles. Sobald es mindestens zwölf Stunden am Tag hell ist - also etwa von Februar bis September - wird die weibliche Katze rollig und gibt dies durch ihr Verhalten klar zu verstehen. Lautstark, mit gurrenden Geräusche wie eine Taube und Miauen in Tonlagen, die wirklich jeder Kater im Umkreis von Kilometern hört. Getoppt wird das nur, wenn zwei Katzen sich ins Gehege kommen. Das Fauchen weckt Tote auf.

Aber auch andere Tiere können eine nächtliche Quelle der Freude sein. Wobei die Freude einseitig ist. Zum Beispiel wenn Igel in Wallung kommen. Wenn sich Igel paaren - natürlich ganz vorsichtig - dann sind sie keine stillen Genießer, sondern es wird laut geschnauft und gefaucht. Angeblich hört sich das an wie Schnarch- und Sägegeräusche. Und das nicht nur ein paar Minuten, sondern stundenlang. Ausdauer haben sie jedenfalls.

Hauptstöhner: das Männchen. Ebenfalls klein, aber lautstark sind Frösche. Dazu muss man nicht mal einen eigenen Teich im Garten haben. Diverse Tümpel und Weiher in der Umgebung reichen. Wenn ihnen in der Paarungszeit danach ist, schaffen Frösche locker 65 bis 90 Dezibel. Und es gibt oft einen Grund für ein Quakkonzert für die holde Weiblichkeit. Denn die Männchen müssen schließlich auf sich aufmerksam machen und ihr Revier markieren. Zum Vergleich: Kantinenlärm kommt auf 65 Dezibel, Verkehrslärm auf 75 und der Presslufthammer schafft 80. Wissenschaftlich gesehen, treten ab einem Dauerschallpegel von 60 Dezibel Stressreaktionen im Schlaf auf, ab 80 Dezibel kann die Gesundheit leiden.

Zum Glück lebt der lauteste Frosch der Welt nicht in unseren Gefilden. Der Höhlen-Pfeiffrosch wohnt in Puerto Rico. Er wird auch Coquí-Frosch genannt, weil er immer nur zwei Silben singt: "Co"und "Quí". Mit satten 100 Dezibel. So viel schafft eine Lautsprecherbox in der Disko in einem Meter Entfernung gerade mal.

Die ruhigsten Tieren im Garten sind - neben Ameisen und Würmer - Schnecken. Lautlos. Und lautlos fressen sie den Salat oder diverse Blumen auf. Da wäre es dann schon wieder gut, wenn sie ein Warngeräusch abgeben könnten, ehe sie zur Tat schreiten.

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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