Über eine spezielle Wohnform dürften sich die Erdinger mittlerweile gut bis sehr gut informiert fühlen: über Baugemeinschaften. Es passiert relativ selten, dass sowohl das Rathaus als auch Parteien und Gruppierungen wie die Freie Wähler oder die Grünen ein Thema derart attraktiv finden, dass jeder für sich Referate und Debatten anberaumt. An diesem Mittwoch sind die Grünen an der Reihe: Ein Vertreter des Forums Baugemeinschaften aus München erscheint um 19.30 Uhr im Gasthaus Mayr-Wirt, um dieses durchaus attraktive Modell vorzustellen. Attraktiv vor allem für Menschen, die auf Individualität großen Wert legen und schwierigen Gesprächen nicht aus dem Weg gehen. Pragmatiker reagieren eher mit Schulterzucken oder mit der Frage: Was soll der Schmarrn?
Es wird spannend, ob, wo und wie sich in Erding Menschen zu einer oder mehreren Baugemeinschaften zusammenfinden. Schon Jahre, bevor der erste Sandhaufen bewegt wird, müssen sie über Wände und Wohnflächen debattieren, gemeinsame Ziele festlegen und gemeinsam Risiken eingehen. Am Ende eines solchen Prozesses könnte ein Wohnquartier entstehen für zehn, zwanzig oder auch vierzig Parteien, das mit Individualität, mit besonderen Schwerpunkten wie zum Beispiel Barrierefreiheit und mit einer funktionierenden Nachbarschaft punktet.
Es spricht auch für die Zukunftsfähigkeit des Modells, dass das Erdinger Rathaus das Thema für sich entdeckt hat. Schneller als alle anderen hat OB Max Gotz (CSU) das Thema auf die Tagesordnung gesetzt und ebenfalls einen Fachmann des Forums Baugemeinschaften München in den Stadtrat eingeladen, der die 40 Stadträte darüber aufklären durfte, dass niedrigere Kosten und eine totale Transparenz zu den weiteren Vorteilen einer Baugemeinschaft zu zählen sind. Damit hat sich Gotz elegant an die Spitze der Bewegung gestellt. Weder Freien Wählern noch Grünen wird es vergönnt sein, mit der frischen Forderung nach Baugemeinschaften in Erding zu punkten. Pech gehabt.