Mitten in Erding:Freie Fahrt für SUV!

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Sobald wir Deutsche im Auto sitzen, werden einige zum Berserker, wenn sie nicht voran kommen

Von Mathias Weber

Autofahren soll ja, so verspricht es die Werbung, auch Spaß machen. Tut es in der Boom-Region, mit den vielen, vielleicht zu vielen Autofahrern und ihren Autos aber nicht. Oft steht man im Stau, und die gute Laune ist dahin. Dann muss man manchmal an den Freund aus Kanada denken, mit dem man einst eine längere Autotour gemacht hat. Ihm, der aus einem Land kommt, wo die Straßen breit sind, die Autos groß und immer ein Parkplatz zur Verfügung steht, fiel auf, wie aggressiv die Deutschen Auto fahren. Und wie unschön das ist. Wie recht er doch hat.

An den kanadischen Freund und die aggressiven Deutschen musste man auch kürzlich im Erdinger Stadtentwicklungsausschuss denken. Stadträtin Petra Bauernfeind erzählte eine verstörende Geschichte. Sie sei kürzlich an der Freisinger Straße unterwegs gewesen, wo derzeit Kanalarbeiten stattfinden und mittlerweile die ganze Straße gesperrt ist. Da habe sie einen SUV beobachtet, der offenbar Probleme hatte, die Baustelle zu passieren. Der Fahrer habe dann einfach die Baustelleneinrichtung zur Seite geschoben, damit er durchkommt. Bauernfeind habe den Mann angesprochen, aber alles was sie zu hören bekam, war ein gepfeffertes "Halt's Maul!" Die Autonummer hat sich Bauernfeind aufgeschrieben.

"Gut so", sagte Oberbürgermeister Max Gotz und versprach, dass man sich im Haus Gedanken über das Problem machen und womöglich auch Mitarbeiter des Ordnungsamtes zur Baustelle schicken werde, die auf die Situation schauen sollen. Überhaupt, das Ordnungsamt: Dem sprach Gotz seine Solidarität aus, denn dass die Mitarbeiter angeschnauzt werden - und Schlimmeres - das komme ständig vor. Und mit Bedauern in der Stimme sagte der Oberbürgermeister: "Wir verteilen regelmäßig Anzeigen."

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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