Mitten in Dorfen:Hochsaison am Bolzplatz

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So ein Bolzplatz mitten in der Stadt ist für Kinder und junge Erwachsene das Größte

Von THOMAS DALLER

So ein Bolzplatz mitten in der Stadt ist für Kinder und junge Erwachsene das Größte. Der Strafraum ist zwar ein rechter Acker, aber es ist immer etwas los auf dem Platz am Isenflutkanal in Dorfen. Auch die Asylbewerber aus Nigeria und dem Senegal, die seit kurzem in Dorfen sind, haben den Platz bereits entdeckt und bolzen dort jeden Abend zusammen mit den Kindern aus der Nachbarschaft. Spielerisch integriert, sozusagen. Wir sind auch Nachbarn und haben vom Balkon aus einen guten Blick aufs Spielfeld. Daher haben wir das ein wenig mitverfolgt. Die Jungs aus Afrika haben eine hohe Meinung von ihrem Talent. Bei der Einstufung für den Deutschunterricht hat jeder zweite als Beruf "Fußballer" angegeben.

Jetzt waren sie diese Woche an einem Abend aber nicht da, sondern eine Gruppe von jungen Leuten, die aufgrund ihrer fröhlichen Ausgelassenheit wohl gerade das Abitur geschafft haben. Sie waren auch mit Begeisterung am Kicken und dazu hörten sie Musik aus einem Gerät, das man früher Ghettoblaster nannte, aber heute wohl iBlaster oder sonstwas Apple-mäßiges heißt. Offenbar hatte jemand mit Geschmack die Musikstücke ausgewählt und zusammengestellt. Ein, mit Verlaub, geiler Sound; ein Stück besser als das andere und kaum eines war unsereins bekannt. Im Autoradio läuft ja immer nur der gleiche langweilige Mainstream. Als das Spiel zu Ende war und die jungen Leute noch ein wenig neben dem Tor zusammen saßen und Musik hörten, sind wir zu ihnen runter. Als sie hörten, dass man ein Nachbar sei und wegen der Musik komme, zogen sie die falschen Schlüsse und boten gleich an, sie leiser zu stellen. Nein, nein, der Sound sei super, ob sie uns freundlicherweise davon eine playlist mailen könnten, klärten wir das Missverständnis auf. Allgemeines Gelächter. Und die Liste kriegen wir. Nette junge Leute.

Und heute Abend werden wohl wieder die Nigerianer und Senegalesen kicken. Die trainieren fürs Dorfener Stadtturnier am kommenden Samstag und wollen dabei mit einer eigenen Mannschaft antreten. Die werden sich sicher dabei gewaltig reinhängen, um auf sich aufmerksam zu machen. Ob sie gewinnen? Schau mer mal, würd der Franz Beckenbauer sagen.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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