Mitten in Berglern:Hund an die Leine!

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Es gibt Entscheidungen, die so wagemutig sind, dass man besser die Finger davon gelassen hätte

Von Wolfgang Schmidt

Den Berglerner Jägern kann es nicht gefallen, wenn große Hunde Jagd auf das Wild machen. Es kann ihnen nicht gleichgültig sein, wenn Rehe auf die Straße gehetzt werden und Leib und Leben von Autofahrern gefährden. Den Berglerner Bürgermeister wiederum können die Sorgen der Waidmänner und die Gefahr von Unfällen nicht kalt lassen. Und so hat der Gemeinderat Berglern mit einer Gegenstimme beschlossen, eine Satzung gegen das unheilvolle Treiben zu erlassen. Hund an die Leine, heißt die Lösung. Wer sich nicht daran hält, der löhnt. Es gibt Entscheidungen, die so wagemutig sind, dass man besser die Finger davon gelassen hätte.

Papier ist geduldig, heißt es so schön und im Berglerner Fall auch noch so treffend. Es sieht ein Blinder, wenn das Herrchen seinen Schäferhund neben dem Fahrrad hertraben lässt - selbstverständlich ohne Leine, das könnte ja sonst in einen Fall von Tierquälerei ausarten. Es ist auch nicht unbedingt appetitlich, wenn Frauchen gleich neben dem Kinderspielplatz mit einem Dobermann schmust, der danach wirklich etwas Auslauf und Freiheit braucht. Aber wer sagt den beiden denn: Leute, das ist verboten. Leute, euer Tun wird von der Berglerner Hundehaltungsverordnung mit einer Geldstrafe geahndet. Unter uns: Wenn wir an der Stelle des Mannes wären, wir würden uns auf den Vorwurf hin nicht einmal umdrehen. Und an Stelle der Frau würden wir den Lippenstift nachziehen und den Störenfried so spitz wie nur möglich fragen: Wo ist sie denn, die Hundepolizei?

Ja, wo ist sie denn? Sie ist nicht da - und sie wird es auch nicht geben. Sollte jetzt die Gemeinde auf die Idee kommen, Hilfssheriffs in schicker Uniform auf die Sünder loszulassen - es gibt einschlägige Erfahrungen, das nicht zu tun. Zum einen muss man einen Dummen finden, dem saublödes Anquatschen bis hin zur handfesten Drohung nichts ausmacht. Einen Stoiker, den es nicht kratzt, dass er statt des Passes den Stinkefinger sieht, wenn er um den Ausweis bittet. Denn mehr als bitten - das ist leider nicht drin.

Und es wird noch etwas geben, etwas, was mehr Unruhe stiften kann als die größte Deutsche Dogge: Der Birnbrenner wird dann der Gemeinde schreiben, er habe am Freitag um 17.12 Uhr gesehen, wie der Fred den Rex schon 300 Meter vor Erreichen des roten Korridors von der Leine gelassen hat. Gezeichnet: Ein aufmerksamer Berglerner Bürger.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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