Mitten am Airport:Freistaat Flughafen

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Fliegen scheint nach den Pressemeldungen am Airport mittlerweile zur Nebensache zur werden. Vielleicht steckt auch ein kühner Plan dahinter

Kolumne von Gerhard Wilhelm

Wenn man an einen Flughafen denkt, denkt man in erster Linie ans Fliegen. Am liebsten, wenn die Gedanken mit einem Urlaub verbunden sind. Dritte Startbahn hin oder her. Man denkt an ferne Länder, die Faszination Fliegen, an Flugzeuge wie die 747, den Jumbo Jet, oder den A 380. Wenn es nach der FMG, der Flughafen München Gesellschaft geht, dann ist Fliegen eher wohl ein Randaspekt.

Beispiel: jüngere Pressemitteilungen ging über den Auftritts eines ukrainischen Chors am Münchner Airport zum Auftakt der Veranstaltungsreihe "Various Voices" sowie über die "Family & Music Days" am Münchner Flughafen. Ein Festivalwochenende am Airport mit "Jahrmarkt, Top-Acts und Flugzeugen zum Anfassen". Jüngst gingen beim Münchner Airportlauf zudem mehr als 1200 Läufer an den Start und die neue Ausstellung "Hope is Maybe" zeigt Kunstwerke aus fünf Kontinenten. Von letzteren kann man immerhin davon ausgehen, dass sie nicht per Schiff sondern mit dem Flugzeug nach München gekommen sind.

Die kühnsten Pläne der FMG (neben der erwähnten dritten Start- und Landebahn) sehen einen riesigen Innovationspark zwischen den beiden Startbahnen vor. Eine kleine Stadt, die rund um die Uhr pulsieren soll. 5000 bis 7000 Menschen sollen in dem "Lab Campus", einem riesigen Innovationspark arbeiten. Die grünen Plätze im Camp sollen zum Verweilen in Cafés, Restaurants, Kneipen oder zum Shoppen verleiten, weil es am Flughafen selber ja noch nicht genügend Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten gibt. Der 1575 Hektar große Flughafen nennt sich auf seiner Internetseite selber inzwischen sogar "Eine Stadt mit Flughafen", die "Airport City. Mit rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz. Zum Vergleich: Augsburg hat zuletzt einen Vermögens- und Verwaltungshaushalt von etwas mehr eine Milliarden Euro.

Sogar eine eigene Flughafenpolizei gibt es. Hat FMG-Chef Michael Kerkloh angesichts seines Ärgers mit dem Bau seiner sehnlichst gewünschten dritten Startbahn also geheime Pläne den Airport zum eigenen Freistaat zu ernennen und schafft jetzt dafür die Voraussetzung für eine Unabhängigkeit? Dann könnte MP Kerkloh einfach die Bagger anrollen lassen, was juckt ihn dann noch ein Bürgerentscheid im Nachbarort . . .

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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