Mehr Mitarbeiter:Trostpflaster vom Verteidigungsminister

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Das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe geht gestärkt aus der Bundeswehrreform hervor

Florian Tempel

ErdingDas Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe (Wiweb) in Erding hat die Bundeswehrreform bislang nicht nur unbeschadet überstanden - ganz im Gegensatz zum so nahe gelegenen Fliegerhorst, der aufgelöst wird. Das Wiweb geht vielmehr als Gewinner aus der Umstrukturierung der Streitkräfte hervor. Denn während die Reform mit einem allgemeinen Personalabbau verbunden ist, wird das Wiweb strukturell aufgewertet und erhält sogar einige zusätzliche Mitarbeiter. Am 10. Januar überbrachten hochrangige Vertreter des Bundesverteidigungsministeriums dem Leiter des Wiweb, Professor Peter Bartl, die frohe Botschaft. Der Institutsbereich "Bekleidung und persönliche Ausrüstung" erhält einen höheren Status und darf sich fortan "Technologiezentrum" nennen. "Dabei geht es auch um Zuständigkeiten", erklärte Bartl. Die gesamte "Fachtechnik auf diesem Sektor" werde künftig in Erding konzentriert. Ob es um Kampfkleidung, Schuhe oder Rucksäcke geht, alles, was ein Bundeswehrsoldat am Leib trägt, wird künftig nur noch in Erding entwickelt. Andere Einrichtungen in Deutschland, die sich bislang ebenfalls mit vergleichbaren und ähnlichen Dingen beschäftigten, geben ihre diesbezüglichen Kompetenzen ans Wiweb ab. Diese neue Exklusivität "ist schon ein Alleinstellungsmerkmal", sagte Bartl, mit der die Zukunft seines Instituts dauerhaft gesichert sein dürfte. Als Verteidigungsminister Thomas de Maizière am 26. Oktober 2011 die auch für Erding überwiegend bitteren Standortentscheidungen veröffentlichte, durften die 213 Mitarbeiter des Wiweb aufatmen. Dass jedoch das Institut mit seinen überwiegend zivilen Mitarbeitern tatsächlich "absolut verschont" wurde, sei erst eine positive Überraschung der letzten Tage gewesen, sagte Bartl. Denn wirklich sicher sein durfte man erst nach der Feinplanung der Bundeswehrreform. Angesichts der klaren Vorgabe, das zivile Personal in Deutschland von mehr als 75 000 auf 55 000 Angestellte zu reduzieren, hätte der Stellenabbau durchaus auch noch das Wiweb treffen können. Doch nun ist es ganz anders gekommen. Zum einen war der Antrag, die Forschungsarbeit in Erding auszubauen, bereits lange vor der Bundeswehrreform gestellt worden. Dass ganz im Sinne der Erdinger entschieden wurde, ist deshalb nicht unbedingt zu erwarten gewesen. "Dass wir gar nicht angetastet werden, wissen wir erst seit wenigen Tagen." Der sogar zugesicherte personelle Zuwachs fällt mit nur einer Handvoll zusätzlicher Wissenschaftler und Ingenieure - "mehr als zwei, aber bestimmt nicht mehr als fünf" - zwar nur gering aus. Aber die Tendenz sei das Entscheidende, sagt Bartl. Das Wiweb hatte vor Jahren zwar schon mal mehr als 300 Mitarbeiter, darunter jedoch auch viele in längst geschlossenen Außenstellen. "In Erding waren wir aber schon lange nicht mehr so groß, wie wir es heute sind." Sein Institut könne nun "zuversichtlich nach vorne schauen". In der "langfristigen Strategie" will sich das Wiweb zudem "auch im europäische Rahmen" einen noch größeren Stellenwert als bislang erarbeiten. Neben den bereits existierenden Arbeitsgemeinschaften mit dem Militär in Österreich und der Schweiz und "den engen Netzwerken innerhalb der Nato" setzt Bartl darauf, vor allem mit "kleineren Länder in Europa zu kooperieren und als echter Dienstleiter für sie tätig zu werden". Mit den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen laufen bereits Vorgespräche über eine solche Zusammenarbeit.

© SZ vom 26.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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