Leichtere Orientierung:Schnelle Hilfe im Wald

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Mithilfe der Standortnummer bestimmt die Rettungsleitstelle den Ort. (Foto: Privat)

80 Rettungstreffpunkte sollen bei Unfällen im Landkreis helfen. Ein Vorteil nicht nur für Jogger. Auch die Waldbesitzer freuen sich darüber, dass bei Waldarbeiten der Rettungswagen schneller kommen kann

Von Thomas Jordan, Erding

Insgesamt 80 Rettungstreffpunkte im Landkreis Erding sollen bei Unfällen im Wald schnellere und präzisere Hilfe gewährleisten. Die grünen Schilder mit den weißen Pfeilen sind vor allem an Waldzufahrten in der Nähe von öffentlichen Straßen angebracht, im Schnitt alle 2,5 Kilometer eines. Mit der aufgedruckten Nummer lassen sich die Unfallstandorte exakt bestimmen. Die Zeitersparnis für alle Beteiligten sei hoch, sagt Stefan Klutschewski. Der Leiter des Forstreviers Isen hat vor kurzem die letzten Schilder im Landkreis Erding aufstellen lassen. Die Rettungstreffpunkte sind Teil der vor fünf Jahren von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner angestoßenen "Rettungskette Forst".

"Wenn Sie sich beim Laufen verknackst haben, sehen Sie gleich den nächsten Rettungstreffpunkt", sagt Klutschewski. Mehr als 4000 Waldunfälle gab es im vergangenen Jahr in Bayern. Oft ist es für die Unfallopfer schwierig, den Rettungskräften ihren genauen Standort mitzuteilen. Nicht nur wegen der schlechten Sicht im Wald. Sondern auch, weil sich die Namen kleiner Weiler oft gleichen und daher kaum als Anhaltspunkt für die Rettungskräfte dienen können. "Wenn jemand sagt, ich bin bei Holzmann, da gibt es Dutzende im Landkreis. Und dann haben Sie auch noch Panik", sagt Revierleiter Klutschewski. Ab jetzt können die Unfallopfer der Rettungsleitstelle Erding einfach die Standortnummer auf dem Rettungstreffpunkt mitteilen, der ihrem Unfallort am nächsten liegt. Und die kann dann viel schneller und präziser entscheiden, welcher der beste Anfahrtsweg ist und ob es ein Allradfahrzeug braucht. Denn zu jedem Rettungstreffpunkt sind bei der Rettungsleitstelle die GPS-Ortungsdaten und Informationen zur Örtlichkeit hinterlegt.

Neben den Freizeitsportlern profitieren vor allem Waldarbeiter von den neuen Schildern. Unter ihnen gibt es die mit Abstand meisten Unfallopfer im Wald. "Extrem wichtig für uns" nennt daher auch Rainer Mehringer, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung im Landkreis Erding die neuen Rettungstreffpunkte. Bei jeder Sitzung seiner Vereinigung in den letzten Monaten habe das Thema auf der Tagesordnung gestanden. Immer mehr der etwa 4000 Waldbesitzer im Landkreis seien älter als 60 Jahre und viele von ihnen arbeiteten alleine in ihrem Wald. Dadurch steigt das Unfallrisiko. Zehn Menschen sind im vergangenen Jahr in Bayern bei Unfällen bei der Waldarbeit gestorben. Die meisten davon seien schon älter gewesen, sagt Mehringer. "Wo wahnsinnig viel passiert, ist die Brennholzarbeit", ergänzt er. Wenn ein 15 Meter hoher Baum kleingesägt wird, fallen oft schwere Äste herunter und können die Arbeiter treffen. Häufig kommt es auch zu Schnittverletzungen mit Motorsägen, bei denen schnell Infektionen drohen. "Da geht es um Zeit", sagt Mehringer. Die neuen Schilder seien unbedingt nötig, weil sie dazu beitragen würden, dass "die Waldbesitzer einen Leben lang Freude am Wald haben."

Weil sich nicht nur Waldbesitzer, sondern auch jeder andere Waldbesucher sicher und wohl fühlen sollen, plant Revierleiter Klutschewski für diesen Sommer eine Übung. Dabei wird ein Waldunfall simuliert und die Rettung mithilfe der Rettungstreffpunkte geprobt. Einen Tipp für einen sicheren Waldbesuch hat der 54-Jährige auch noch, nämlich die kostenlose Smartphone-App "Hilfe im Wald": "Auf einer interaktive Karte zeigt Ihnen da das GPS die Richtung zum nächsten Rettungstreffpunkt an." Und unter der Internet-Adresse www.rettungskette-forst.bayern.de kann jeder Waldbesucher die für ihn passenden Rettungstreffpunkte schon vorab herausfinden.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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