Langfristige Perspektive erforderlich:Ein Drittel mehr Biohöfe

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Die Gruppe aus Finnland auf dem Hof von Amadé Billesberger (rechts). Neben ihm Reiseleiterin Kirsi Hytönen, die viele Fragen zu übersetzen hatte. (Foto: Regina Bluhme /oh)

Das Interesse an ökologischer Bewirtschaftung steigt, auch bei Reisegruppen aus dem Ausland, die sich in Betrieben im Landkreis Erding umsehen. Derzeit ist eine Gruppe aus Finnland zu Gast

Von Regina Bluhme, Landkreis

Zwei Biohöfe im Landkreis Erding haben am Donnerstag Besuch von Landwirten aus Finnland bekommen. Vormittags schaute die Gruppe aus dem hohen Norden bei Sebastian Brandl in Reithofen vorbei, am Nachmittag ging es zu Amadé Billesberger nach Moosinning. Noch ist die Anzahl der Biohöfe im Landkreis Erding überschaubar. Aber immerhin: Laut dem Erdinger Amt für Landwirtschaft hat sich die Zahl der Förderanträge für eine ökologische Bewirtschaftung von 2015 auf 2017 um ein Drittel erhöht.

30 Landwirte aus Finnland steigen am Billesberger Hof gegen 15 Uhr aus dem Bus. An den Füßen: knallblaue Plastikschoner. Auch Amadé Billesberger bieten sie die Schützer an. Doch der lehnt ab. Er lebe so gut wie plastikfrei, auch in der Bewirtschaftung des Hofs, erklärt er. Dann kommt er auch gleich zur Sache: "Bei uns gibt es nur ganz kleine Höfe oder ganz große mit Tieren, Mais und Biogasanlagen - und dazwischen fast nichts." Reiseleiterin Kirsi Hytönen übersetzt, die finnischen Besucher - Biobauern oder solche, die es werden wollen - schreiben fleißig mit. Organisiert hat den Besuch eine landwirtschaftliche Fachhochschule in Finnland, berichtet Hytönen. Die Gruppe war am Tag zuvor auf der Biofachmesse in Nürnberg.

Amadé Billesbeger hat 2007 seinen Betrieb auf bio umgestellt. Unter anderem hat er 440 Legehennen, 60 Hektar mit Ackerbau und weitere eineinhalb Hektar, auf denen er Gemüse anpflanzt, 50 verschiedene Sorten, wie er informiert. Ein wichtiges Standbein ist für den Biolandwirt der Hofladen. "Bei uns kommen immer wieder Gruppen vorbei, darunter sowohl Biobauern als auch solche mit konventionellen Anbau", berichtet Billesberger. Eine Delegation aus Marokko war auch schon da. Diese hatte sich vor allem für die Hühnerhaltung interessiert.

Bereits am Vormittag hat die Gruppe aus Finnland den Betrieb von Sebastian Brandl besucht. Brandl hat Anfang der 1980er Jahre seinen Hof in Reithofen, Gemeinde Pastetten, auf Ökoanbau umgestellt. Auslöser sei bei ihm das Bienensterben gewesen, "ich wollte einfach den Tieren einen guten Lebensraum erhalten oder sagen wir so: Uns Menschen gehört die Erde nicht, ich möchte das Land so bewirtschaften, dass ich es dem Herrgott einmal mit gutem Gewissen zurückgeben kann." Angefangen hat der gelernte Lithograph im Nebenerwerb, heute betreibt er die Ökolandwirtschaft in Vollzeit. Er baut Getreide an und hält außerdem circa 40 Aubrac-Rinder, die ursprünglich aus dem Süden Frankreichs stammen. Im vergangenen Jahr habe zweimal eine Delegation aus China bei ihm vorbeigeschaut. Die Gruppe sei vor allem am Konzept der Direktvermarktung interessiert gewesen. Brandl beliefert viele Wochen- und Bauermärkte. Auch eine Delegation aus Norwegen war schon da.

Die Zahl der Betriebe, die einen Förderantrag für ökologische Bewirtschaftung gestellt haben, ist deutlich gestiegen, berichtet Ludwig Zahnweh vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Erding. Waren es 2015 noch 78 Biobetriebe mit einer Gesamtfläche von circa 2455 Hektar, so verzeichnete das Amt zwei Jahre später 103 Betriebe und eine Gesamtfläche von 3258 Hektar. "Ein Drittel mehr - das ist gar nicht schlecht", sagt Zahnweh. Dabei sind die Öko-Höfe noch klar in der Minderheit. Zum Vergleich: Insgesamt gibt es im Landkreis Erding circa 2000 Betriebe - sowohl konventionell als auch bio -, die wegen Anträgen beim Erdinger Landwirtschaftamt vorstellig geworden sind.

"Tendenziell werden es im Landkreis mehr", bestätigt Gerhard Stock, Leiter der Erdinger Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbands. Grundsätzlich sei der Trend zu Bio "nichts Neues". Freilich müsse sich die Umstellung auch rechnen. Dazu gehöre eine langfristige Perspektive mit einer entsprechenden Nachfrage auf dem Markt "und die entsprechenden Konditionen, die ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen".

Amadé Billesberger und Sebastian Brandl liefern auch an regionale Betriebe und Lokale. Beide sind Mitglied bei Naturland, einem der größten ökologischen Anbauverbände. Im Übrigen wurde Sebastian Brandl auch schon angeboten, nach China zu einem Gegenbesuch zu kommen. Der Bio-Landwirt aus Reithofen überlegt noch.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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