Langenpreising:Ihr Baby

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Die Gemeinde baut sich eine neue Grundschule: Mit einem besonderen pädagogischem Konzept und viel Basisdemokratie

Von Mathias Weber, Langenpreising

Für eine kleine Gemeinde, sagt Martin Riehl, sei das wirklich ungewöhnlich gewesen. Für den Neubau der Langenpreisinger Grundschule hatte die Gemeinde zwar einen Wettbewerb ausgelobt, mit ziemlich klaren Vorgaben. Dann aber gab es eine zweite Runde: Mehrere Büros wurden dann noch einmal eingeladen, mussten ihre Entwürfe überarbeiten und genau vorstellen; unter den Büros waren bekannte Schwergewichte, Allmann, Sattler, Wappner zum Beispiel und Behnisch-Architekten. Am Ende, nachdem auch die Bevölkerung die Pläne einsehen und sich eine Meinung bilden konnte, entschied sich der Gemeinderat für das Büro Hirner und Riehl aus München - einstimmig. Im Mai 2015 war das, und jetzt, nachdem das Schuljahr vorbei ist, wird mit dem Bau begonnen. Anfang August wird das alte Schulhaus abgerissen, zum Schuljahreswechsel im kommenden Jahr soll der Neubau schon bezugsfertig sein.

Ein Dorfschulhaus, so sagt Architekt Martin Riehl, sei die Idee hinter dem Gebäude gewesen. Ein Solitär, wie es früher neben der Kirche und dem Pfarrhaus stand. Der ambitionierte Zeitplan scheint machbar: Das Haus wird nicht unterkellert und wird nicht in konventioneller Massivbauweise errichtet, sondern als Holzbau - analog dem Erdinger Kinderhaus am Ludwig-Simmet-Anger, das ebenfalls von Hirner und Riehl geplant und gebaut wurde und das seit dem vergangenen Jahr genutzt wird. Bei der entscheidenden Gemeinderatssitzung, als über den Neubau abgestimmt wurde, war von Kosten von 4,5 Millionen Euro die Rede; dieser Kostenrahmen war aber nicht zu halten, wie Bürgermeister Peter Deimel (FW) sagt: Mittlerweile wird mit sechs Millionen Euro geplant. Und zwar nicht, weil die Gemeinde falsch kalkuliert hätte, sagt Daimel, sondern weil das Bauen - gerade in der Erdinger Region - einfach immer teurer werde.

Im Obergeschoss gruppieren sich die Klassenzimmer um die beiden Marktplätz. (Foto: Hirner und Riehl Architekten)

Auch Daimel freut sich über das "basisdemokratische Prozedere", das für die Schulhausfindung durchgeführt wurde. Für den Neubau hatte sich der Gemeinderat sogar einen eigenen Ausschuss gegeben: Extrem genau haben die Gemeinderäte die Leistungsverzeichnisse durchgeschaut und sich alles im Detail erklären lassen. "Wir haben uns alles genau angeschaut", sagt Bürgermeister Daimel, "und das hat gut funktioniert." Dass die Gemeinderäte einen so überaus genauen Blick auf die Vorgänge werfen, sagt Architekt Hierl, das sei zwar ungewöhnlich; "und ich war am Anfang skeptischer als jetzt", sagt er. Aber die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut, so Hierl. "Die Gemeinderäte haben die Schule sehr zu ihrem Baby gemacht."

Hinter den Holzfassaden dieses Babys soll es aber nicht zugehen wie in einer normalen Schule. Man will mit einem besonderen pädagogischem Konzept arbeiten, das auch Teil der Ausschreibung war: Es werden so genannte Lerncluster entstehen, im Obergeschoss ordnen sich mehrere Klassenzimmer an um einen so genannten "Marktplatz" herum an. Dort - mit Sichtbeziehung in die Klassenräume nebenan - können sich zum Beispiel Schüler, die mit den Inhalten schon weiter sind, selbst beschäftigen; der Lehrer kann derweil in den Klassenräumen den normalen Unterricht fortführen. Auch aus baulicher Sicht ist so eine Anordnung sinnvoll: Die Erschließung der Klassenzimmer erfolgt durch die Marktplätze; lange Gänge, die keinen Nutzen haben, entfallen so.

Nur nicht zu sehr soll die neue Grundschule in Langenpreising dem Kinderhaus am Erdinger Ludwig-Simmet-Anger ähneln. Beide bekommen eine Holzfassade. (Foto: oh)

Über acht Klassenzimmer verfügt die Schule, um die 150 Schüler sollen einmal hier lernen. Zu viel Platz, glaubt Bürgermeister Peter Deimel, sei das garantiert nicht, überall würden die Schülerzahlen steigen. Deimel, der eher nüchtern über das Gebäude und das Prozedere drum herum berichtet, lässt sich dann doch noch zu einer Aussage hinreißen, in der ein wenig Stolz mitschwingt: "Überaus durchdacht" sei das Gebäude. Und er schränkt doch gleich ein: Auch wenn die Schule später einmal zu 95 Prozent perfekt sei - man würde sich doch wieder über die fehlenden fünf Prozent ärgern. "So sind die Leute", sagt er.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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