Langenpreising:Einfühlsamer in Krisensituationen

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Natalie Kienmüller-Stadler wirbt für mehr Frauen bei der Feuerwehr - und bekommt prominente Unterstützung

Von Stefanie Pichlmair, Langenpreising

Wirklich verzweifelt war Natalie Kienmüller-Stadler, als sie zu einem Autounfall gerufen wurde und der 47-jährige Fahrer noch an der Unfallstelle starb. Ihr Dienst macht ihr in solchen Momenten keine Freude. Sie will helfen, nicht hilflos zusehen. Die Möglichkeit dazu gibt ihr ihre Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr Langenpreising. Das ist oft der Fall, wenn sie zum Beispiel eine verängstigte Rentnerin beruhigen kann, deren Keller vollgelaufen ist. Manchmal aber auch nicht, wie im Fall des getöteten Autofahrers. "Da schluckt man schon", sagt Kienmüller-Stadler.

Die 33-Jährige ist eine von 26 000 Feuerwehrfrauen in Bayern und wünscht sich weibliche Verstärkung. Gerade weil Frauen anders denken und reagieren als Männer, werden sie in einer Feuerwehr-Mannschaft gebraucht: "Frauen sind in Krisensituationen sehr einfühlsam", sagt Kienmüller-Stadler. Sie unterstützt die Kampagne "Frauen zur Feuerwehr" des Landesfeuerwehrverbands Bayern, der empathische, zupackende Frauen sucht. Der Bizepsumfang spielt keine Rolle. Für einen jungen Feuerwehrmann Mitte 20, der mit Atemschutzmaske in einem brennenden Gebäude nach Vermissten sucht, mag er wichtig sein. Aber auch Frauen mit 50 Kilogramm Körpergewicht können Verletzte betreuen, kleinere Brände mit dem Feuerlöscher bekämpfen oder einen Verkehrsunfall absichern. "Jeder findet bei der Feuerwehr seinen Platz", verspricht Kienmüller-Stadler.

Und jeder wird gebraucht. Vor kurzem erreichte die Freiwillige Feuerwehr Langenpreising ein Brief. Der Bruder des verstorbenen Autofahrers bedankte sich darin bei Kienmüller-Stadler und ihrem Team für die verzweifelten Rettungsversuche und die Betreuung der Angehörigen danach - für Kienmüller-Stadler ein Beweis dafür, wie wichtig Einfühlungsvermögen in tragischen Situationen ist. Brände in Häusern müssen eingedämmt werden, Brände in Seelen auch. Oft sind es Frauen, die sich darum kümmern. "Sie wissen instinktiv, wo sie gebraucht werden", sagt Kienmüller-Stadler.

Zum Glück passieren solch schwere Unfälle nicht oft, genug zu tun gibt es trotzdem für die Freiwillige Feuerwehr Langenpreising. Deshalb ist Kienmüller-Stadler immer auf der Suche nach mutigem Nachwuchs. Seit 13 Jahren leitet sie die Jugendbetreuung der Freiwilligen Feuerwehr Langenpreising und hat dabei auf prominente Unterstützung gesetzt: Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) wird ihr Talent als Feuerwehrfrau bei einer öffentlichen Übung in Langenpreising unter Beweis stellen. Sie soll zeigen, dass Frauen ohne Probleme bei der Feuerwehr einsteigen können. "Frau Scharf wird voraussichtlich eine Drehleiterübung und eine Feuerlöschübung absolvieren", sagt Kienmüller-Stadler. Seit 2008 ist Scharf Vorsitzende der Frauenunion Oberbayern und möchte Frauen ermutigen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Scharf weiß, wie wichtig ehrenamtliche Helfer sind. Sie selbst ist seit Jahren Vorsitzende der Wasserwacht Bayern.

Zur Übung mit Ulrike Scharf heißt Kienmüller-Stadler Interessierte jeden Alterswillkommen. Zu alt für eine verantwortungsvolle Aufgabe sei man nie. "Ich bin bei der Freiwilligen Feuerwehr, seit ich 19 Jahre alt bin", sagt Kienmüller-Stadler und sie bereut diese Entscheidung nicht.

Die öffentliche Übung findet am Freitag, 15. April, um 14 Uhr am Feuerwehrgerätehaus, Strogenstraße 5, in Langenpreising statt.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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