Kurz vor dem Einzug:Kunst-Zentrale

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Der Dorfener Peter Breth steht seit Anfang des Jahres an der Spitze des Kunstverein Erding. (Foto: Stephan Görlich)

Das neue Domizil des Kunstvereins liegt im Dachgeschoss des Altstadthauses am Rätschenbach 12. Der Vereinsvorsitzende Peter Breth erwartet, dass es "uns einen wirklichen Aufschwung gibt"

Von Florian Tempel, Erding

Der Briefkasten hängt und ist auch bereits in Betrieb genommen. Die Post für die Kunstverein Erding kommt also schon mal am Rätschenbach 12 an. Vorstandsmitglied Michael Lang geht nun jeden Tag hier vorbei und holt die Briefe raus. Denn in das von der Stadt renovierten Altstadthaus, wo der Kunstverein unter dem Dach eine neue Bleibe bekommen wird, darf man noch nicht rein. Eine Fluchttreppe nach hinten raus ist noch nicht montiert. Sobald das passiert ist, wird es grünes Licht für den Einzug geben. Es kann nicht mehr lange dauern, und die Post für den Kunstverein kann dann nach oben in die neue Geschäftsstelle gebracht und dort gelesen werden.

"Der Schöne Turm war auch toll", sagt Peter Breth, der seit Anfang des Jahres Vorsitzender des Kunstvereins ist, "aber nicht so gut zu nutzen". Das Dachgeschoss im renovierte Rätschenbach 12 ist ungleich größer als das Turmstübchen, das dem Kunstverein bis Mai 2015 zur Verfügung stand. Nun kann sich der Kunstverein in einem langen und offenen Raum ausbreiten. Bei gutem Wetter kann man auf eine Dachterrasse hinten raus hinaustreten. Und im Winter wird man einheizen können - eine Annehmlichkeit, die im Schönen Turm nicht möglich war.

Breth ist sich gewiss, dass das neue Domizil "uns einen wirklichen Aufschwung gibt" und "dass es ein Zentrum wird, das die Kunst und Kultur im Landkreis belebt". Der Raum werde nicht nur die Geschäftsstelle des Vereins sein, nicht nur ein geräumiges Büro und Lager für Archivalien und Kataloge. Breth schweben Workshops und Kurse vor, mit maximal 15 Leuten, denn mehr sind feuerpolizeilich dort oben nicht erlaubt. Die Tiefdruckpresse, die die frühere Vorsitzende Monika Steiger dem Verein geschenkt hat, wird für Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte und vieles andere hier zur Verfügung stehen. Für Keramik-Arbeiten hat die Stadt dem Kunstverein ein spezielles Becken spendiert, das nicht so leicht wie ein normales Waschbecken verschlammen und verstopfen kann. Nur einen Brennofen darf man unter dem Dach freilich nicht aufstellen.

Neben aktiv-künstlerischen Tätigkeiten sieht Breth den neuen Kunstvereins-Raum aber auch als Ort für intellektuelle Beschäftigung mit Kunst: Hier sollten Vorträge, Kunstgespräche, Diskussionen und mediale Vorführungen möglich sein. Und natürlich auch die monatlichen Vereinstreffen, die Vorstandssitzungen und die unverzichtbare Vereins-Büroarbeit.

Die Teilnahmebedingungen für die beiden Jahresausstellungen 2018 sind schon veröffentlich. Es wird noch etwas dauern, bis die ersten Anmeldungen kommen. Doch beide Ausstellungen, die bayernweit offene und die auf Mitglieder des Kunstvereins beschränkte, sind sehr beliebt und machen entsprechend viel Arbeit. Für die offene Jahresausstellung sind zwei Preise über 1000 und 500 Euro ausgelobt, das ist natürlich attraktiv. Und weil das so ist, wird es in diesem Jahr eine Vorauswahl nach einer Fotoeinsendung geben. Bis Anfang Mai müssen die Künstler, die teilnehmen wollen, also Ablichtungen ihrer Werke einschicken. Eine vereinsinterne Jury wählt dann anhand der Fotos diejenigen Kunststücke aus, die vom 28. Juni bis zum 8. Juli im Frauenkircherl gezeigt werden. Eine mit drei auswärtigen Künstlern besetzte Preisjury - wer diese drei sein werden, steht noch nicht fest - wird die Ausstellungsgewinner küren.

Das Thema der offenen Jahresausstellung heißt "Überwiegend schwarz". Breth findet das sehr interessant. Es mag zwar düster klingen, er glaubt aber nicht, dass die Ergebnisse dementsprechen werden. Die Thema-Formulierung lasse doch reichlich Spielraum: "Ich bin selbstverständlich neugierig, was den Künstlern einfällt." Er selbst hat seinen Wettbewerbsbeitrag schon fertig, verrät aber nichts.

Die Mitgliederausstellung, die im Oktober im Frauenkircherl stattfinden wird, hat kein inhaltliches Thema, aber eine formale Vorgabe: Jeder Teilnehmer soll einen Objektkasten gestalten. Die Kästen sind 10 mal 20 mal 40 Zentimeter groß und für acht Euro bei Peter Breth zu beziehen. Und was kommt rein? Man wird sehen.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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