Kreistag:Die Preisfrage

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Frisch vom Feld: Verbraucherinnen und Verbraucher schätzen das regionale Angebot in den Hofläden. (Foto: Renate Schmidt)

In den landkreiseigenen Schulkantinen soll eine Quote für regionale Lebensmittel eingeführt werden - nicht für bio. Der Kreisausschuss stimmt für den Antrag von Sabine Berger, Anträge von Grünen und ÖDP werden abgelehnt

Von Regina Bluhme, Erding

In den Kantinen der landkreiseigenen Schulen soll künftig in etwa die Hälfte der Produkte aus regionalen Lebensmitteln bestehen. Den entsprechenden Antrag von Kreisrätin Sabine Berger (CSU) hat der Kreisausschuss in der jüngsten Sitzung einstimmig befürwortet. Keine Mehrheit fanden allerdings Zusatzanträge von Grünen und ÖDP, die einen festen Bio-Anteil forderten. Eine Bio-Quote könnte auf Kantinenbetreiber abschreckend wirken, hieß es von Seiten des Landratamts. Ein Betreiber habe gar angekündigt, bei einem festgeschriebenen Kontingent hinzuschmeißen.

Der Landkreis habe ohnehin seit kurzem die Regionalmarke "Echt Erding" erfolgreich auf den Weg gebracht, sagte Fachbereichsleitung Katrin Neueder zu Beginn der Sitzung. Laut ihren Angaben würden die Pächter der Kantinen an den Schulen und auch am Klinikum Landkreis Erding bereits auf regionale Lebensmittel achten.

Sabine Bergers Antrag sieht eine Quote bei etwa 50 Prozent regionalen Anteil vor. Kreisrat Florian Geiger (Grüne) erklärte sich grundsätzlich mit Bergers Antrag einverstanden, bemängelte aber gleichwohl, dass dieser hinter den Empfehlungen des bayerischen Landwirtschaftsministeriums zurückbleibe. Dort ist von einer 50 Prozent-Quote von regionalen und biologisch erzeugten Produkten die Rede. Geiger beantragte den Zusatz, dass mindestens 20 Prozent aus ökologisch-biologischen Produkten stammen müssten. Einen Mitstreiter fand er in Wolfgang Reiter (ÖDP), der sogar eine Quote von 40 Prozent Biolebensmitteln beantragte.

Die Sache mit Bio sei allerdings gar nicht so einfach, wandte Abteilungsleiter Matthias Huber ein. Bei Gesprächen mit Kantinenbetreibern habe er erfahren, dass alle gerne mehr regional und auch bio verwenden würden, aber bitte freiwillig und nicht unter strenger Vorgabe. Ein Kantinenbetreiber habe sogar gesagt, er werde aufhören, wenn eine verbindliche Bio-Quote komme. Begründet hat er dies laut Huber unter anderem mit den Auswirkungen auf den Preis: Er befürchtet nämlich, auf den teureren Biosemmeln sitzen zu bleiben. Durchaus ein Argument, erklärte Ulla Dieckmann (SPD). Viele Familien müssten bei den Mahlzeiten auf den Preis achten.

Der Ausschuss solle ja nur über ein "Grobkonzept" beschließen, ergriff Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) das Wort. Ob und wie viel Bio-Produkte an den landkreiseigenen Schulen künftig serviert werden, das entscheide letztendlich der Bildungsausschuss des Kreistags. Er spreche sich aber für Freiwilligkeit aus, "wir haben hier immer noch freies Unternehmertum". Mit Freiwilligkeit komme man meistens nicht weit, konterte Grünen-Kreisrätin Helga Stieglmeier.

Noch sei auch nicht klar, ob es für einen Bio-Quote überhaupt genügend Anbieter in der Region gebe, gab Hans Wiesmaier (CSU) zu bedenken, setzte dann aber gleich hinzu, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren viele auf Biolandwirtschaft umstellen würden. Auch Florian Geiger ist da zuversichtlich und verwies mal wieder auf die bayerische Staatsregierung: 30 Prozent Bio-Landwirtschaft bis 2030 lautet das Ziel, das sich die Staatsregierung 2019 nach dem erfolgreichen "Volksbegehren Artenvielfalt - Rettet die Bienen" in der Agrarpolitik vorgenommen hat.

Anschließend wurde jeweils der Zusatzantrag von Geiger und Reiter bei drei Ja-Stimmen mehrheitlich abgeschmettert, der Antrag von Sabine Berger einstimmig befürwortet. Der Kreisausschuss empfiehlt dem Kreistag nun folgendes: Künftig soll bei Ausschreibungen im Bereich Kantinen der landkreiseigenen Schulen eine Quote von in etwa der Hälfte bei regionalen Lebensmitteln festgeschrieben werden - dabei hat sich der Kreisausschuss zu dem Zusatz "entsprechend den Empfehlungen des Landwirtschaftsministeriums" durchgerungen - und somit Bio durch die Hintertür doch mit ins Spiel gebracht. Einig war sich der Kreisausschuss, dass "Regional" sich nicht nur auf den Landkreis Erding bezieht, sondern auch die "unmittelbar angrenzenden" Landkreise umfasst. Auch für die Kantine am Klinikum Erding wird eine Empfehlung ausgesprochen. Sie soll weiter auf den Einsatz von regionalen Produkten setzen.

© SZ vom 03.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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