Konzeptvorstellung:Größeres Angebot trotz kleineren Budgets

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Obwohl der Landkreis seine Zuschüsse verringert hat, will der neue Träger des Frauenhauses, das Bayerische Rote Kreuz, mehr Leistungen für Schutzbedürftige anbieten. Gespart wird jedoch beim Personal

Von Thomas Jordan, Erding

Größeres Angebot trotz kleinerem Budget, so könnte man das neue Konzept des Erdinger Frauenhauses zusammenfassen. Landrat Martin Bayerstorfer sprach am Dienstag bei der Konzeptvorstellung von einer "Angebotsausweitung". Vom neuen Träger, dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK), erwartet Bayerstorfer ein "funktionierendes Frauenhaus". Seit 1. März betreibt das BRK die Schutzeinrichtung für Frauen mit Gewalterlebnissen. Dem bisherigen Träger, dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) hatte der Landrat wegen eines zu hohen Defizits im vergangenen Jahr gekündigt. Im Zuge dessen wurde der Defizitausgleich des Landkreises für Frauenhaus und Interventionsstelle auf 120 000 Euro verringert.

Bei der Vorstellung des neuen Frauenhaus-Konzepts hieß es nun vom BRK, das neue Finanzierungskonzept einzuhalten "geht gut". Gisela van der Heijden, die Kreisgeschäftsführerin des BRK betonte, entscheidend dafür sei der Personalschlüssel. Im Unterschied zu früher gibt es in der Schutzeinrichtung ab 1. März nur noch 1,25 Sozialarbeiterstellen und eine halbe Erzieherstelle. Bei der Ausschreibung für den neuen Träger hatte sich nur das BRK in der Lage gesehen, mit dem verringerten Budget auszukommen. Franz Hofstetter, Kreisvorsitzenden des BRK Erding, begründete das damit, dass es die "ureigenste Aufgabe" des Roten Kreuzes sei, "uns um Frauen und Kinder zu kümmern". Außerdem sollen die neuen Mitarbeiterinnen der Interventionsstelle, so van der Heijden, nun nebenbei auch Verwaltungsaufgaben erledigen. Etwa die elf Euro Tagesgebühr für die schutzbedürftigen Frauen zu verwalten. Auch dadurch wird laut van der Heijden Geld eingespart.

Bei der Frage der Kostenübernahme zeigte sich aber auch eine mögliche Lücke in der Versorgung schutzbedürftiger Frauen. Denn bezahlt wird der Aufenthalt in der Einrichtung von dem jeweiligen Landkreis, aus dem die Frauen kommen. Liegt jedoch keine Kostenübernahme des Herkunftslandkreises vor, könnten Schutzbedürftige abgelehnt werden, bestätigte Landrat Martin Bayerstorfer. BRK-Kreisgeschäftsführerin van der Heijden fügte aber hinzu, es gebe für solche Fälle einen Topf mit Spendengeldern, aus denen die elf Euro übernommen werden könnten.

Im Rahmen des Trägerwechsels kommt es auch zu Neuerungen des Angebots für Gewaltbetroffene im Landkreis Erding. So soll voraussichtlich vom 1. Mai an ein Hilfstelefon eingerichtet werden. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer sollen dort bei akuten Gewalterfahrungen, ähnlich einem Live-Coaching, unmittelbare Unterstützung von einer Sozialarbeiterin erhalten. Eine "Angebotsausweitung" nannte Bayerstorfer das und betonte, wie wichtig der schnelle Kontakt zu Betroffenen gerade in einem Landkreis wie Erding mit "dezentralen Strukturen im Öffentlichen Personennahverkehr" sei.

Auch das Sicherheitskonzept des Frauenhauses wurde überarbeitet. Über eine neu angebrachte Videoanlage können die Bewohnerinen nun erkennen, wer an der Tür klingelt. Laut der neuen Leiterin des Frauenhauses, der Sozialarbeiterin Stefanie Tremmel, wurden auch die Räume für die aktuellen Bewohner, zwei Frauen und ein Kind, neu aufgeteilt. Zudem ist die Interventionsstelle umgezogen. Die Anlaufstelle für Frauen bei Gewalterfahrungen ist jetzt über den Haupteingang des Klinikums Dorfen erreichbar. Landrat Bayerstorfer stellte außerdem eine weitere Aufstockung des Angebots für schutzbedürftige Frauen in Aussicht. Für die Übergangsphase nach einem Aufenthalt im Frauenhaus plant er, den Frauen eine Wohnung im Landkreis zur Verfügung zu stellen.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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