Konstruktionsfehler:Gefahr im Verzug

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Im Landratsamt Erding sind 486 Personen im öffentlichen Dienst beschäftigt, davon 15 Auszubildende. (Foto: Renate Schmidt)

Im Sitzungssaal des Kreistags geht es nass rein: Wasserstau soll behoben werden

Von Thomas Daller, Erding

Das Kupferdach über dem Sitzungssaal des Landratsamtes ist marode. Kernproblem ist dabei ein Ablaufrohr, das beim Bau vor 35 Jahren zu klein dimensioniert wurde. Im Ausschuss für Bauen und Energie wurde ein Beschluss gefasst, wie man diesen Wasserstau auf dem Dach künftig vermeiden will: Das Rohr soll entfernt und durch ein außen liegendes neues ersetzt werden. Dieses Rohr soll auch ein gestalterisches Element werden; beispielsweise könnte es aus Bronze gemacht werden und das Wappenpferd des Landkreises zeigen. Dann will man sehen, ob dieses Rohr Wirkung zeigt oder ob weiterhin Schäden am Gebäude auftreten und man das Dach komplett sanieren muss.

Das Dach ist 355 Quadratmeter groß und wird über zwei kleine 100er Rohre entwässert. Bei einem durchschnittlichen Platzregen prasseln 12,5 Liter pro Sekunde auf die Dachfläche, bei einem Jahrhundertregen wären es sogar 24,5 Liter. Die Rohre fassen jedoch nur maximal 9,2 Liter pro Sekunde. Dann staut sich das Wasser an der Gebäudekante, bis ein Teil dann ab einem gewissen Pegel über einen Notüberlauf abfließen kann. So dringt Wasser immer wieder in das Gebäude ein. Seit 15 Jahren kommt an dieser Stelle des Landratsamtes immer wieder der Putz runter und muss saniert werden. Auch im Sitzungssaal selbst sieht man an zwei Stellen, wo Wasser in die Holzbalken eindringt.

Kreisrat Günther Kuhn (Grüne) erkundigte sich, ob der damalige Architekt nicht rechnen konnte oder ob sich die zugrunde liegenden Regenmengen geändert hätten. Architekt Richard Falterer, der den Sanierungsauftrag erhalten hatte, sagte, von Regenmengen wisse er nichts, nur dass man bei der Schneelast mittlerweile andere Zahlen zugrunde lege. "Das war von Haus aus eine merkwürdige Konstruktion", sagte Landrat Martin Bayerstorfer. "Wir haben in der Umgebung größere Bäume, wenn Laub drin liegt, sieht es noch ganz anders aus." Bayerstorfer schlug vor, mit der Dachsanierung zu warten, um zu sehen, ob überhaupt noch Wasser ins Gebäude eindringe, wenn es keine Staunässe mehr gebe.

Valentin Bitzer (Freie Wähler) wollte wissen, wo sich die Schadstellen im Dach befinden. "Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass es nass reingeht", sagte Bayerstorfer. Rudolf Waxenberger (CSU) wies auf die Wasserspuren an den Balken im Sitzungssaal hin und sagte, hier sei Gefahr im Verzug: "Holz ist äußerst anfällig für Feuchtigkeit. Wir müssen zügig handeln." Der Kreisausschuss beschloss einstimmig, das Problem nun anzugehen und den Ablauf durch ein außen liegendes Rohr zu ersetzen.

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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