Kommentar:Vieles war nicht zu beantworten

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Die Entscheidung, ein Teil des Fliegerhorsts Erding sei für eine geordnete, kurzfristige Unterbringung von mehreren tausend Menschen geeignet, war schnell getroffen

Von Florian Tempel

Die Informationspolitik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zum "Warteraum Erding" war, milde formuliert, nicht optimal. Zwei Wochen lang bekam die Öffentlichkeit kaum offizielle Informationen darüber, was sich hinter dem Zaun des Fliegerhorstes tat. Bei aller berechtigten Kritik, darf man mit dem Bamf allerdings auch etwas nachsichtig sein. Zum einen war es sicher auch für das Bundesamt eine große Überraschung, plötzlich ein riesiges Flüchtlingscamp verantworten zu müssen. Das ist nichts, worin das sowieso schon überforderte Bamf Übung hätte. Zum anderen ist beim Pressetermin am Montag deutlich geworden, wie komplex und kompliziert es ist, ein so großes Flüchtlingslager in größtmöglicher Geschwindigkeit aufzubauen. Es ist offensichtlich geworden, dass viele Fragen, die man in den vergangenen zwei Wochen gerne sofort beantworten haben wollte, tatsächlich gar nicht zu beantworten waren.

Die Entscheidung, ein Teil des Fliegerhorsts Erding sei für eine geordnete, kurzfristige Unterbringung von mehreren tausend Menschen geeignet, war schnell getroffen - doch alle konkreten Fragen waren damit noch nicht beantwortet. Wie trennt man das Flüchtlingscamp vernünftig vom militärischen Bereich ab? Wie kann man Betonhallen für Flugzeuge zu erträglichen und winterfesten Notunterkünften für Menschen machen? Wo geht es auf vernünftige Weise rein und raus? Diese und viele andere planerischen und logistischen Probleme mussten erst einmal gelöst werden.

Dass man, während noch geplant, getüftelt und diskutiert wird, wenig definitive Informationen herausgeben will, ist in gewisser Weise verständlich. Allerdings hätte man aber zumindest klar machen können, woran es liegt. Und eines hätte das Bamf auf alle Fälle tun müssen: Die enorme Kraftanstrengung, die die Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, der Bundeswehr und des Roten Kreuzes bewältigen, in gebührendem Maß hervorzuheben.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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