Kommentar:Schnell noch ein Damm!

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Wie beim Thema Hochwasser kommuniziert wird, ist manchmal frustrierend

Von Mathias Weber

Schön war er, dieser Sommer. Und heiß! Richtig gefährliche, tagelange Regenschauer blieben aus, was zwar den Bauern nicht gefallen haben dürfte, aber wenigstens musste man mit keinen Überschwemmungen rechnen; kein hundertjähriges Hochwasser war zu erwarten wie vor zwei Jahren, als zu Pfingsten mehrere Erdinger Stadtteile unter Wasser standen. Der nächste Sommer aber kommt bestimmt, und wer glaubt, dass ein hundertjähriges Hochwasser auch nur alle hundert Jahre eintritt, der sieht auch im Klimawandel kein Problem. Die Devise muss also sein: Lieber heute einen Damm bauen als morgen.

In der Realität ist das natürlich nicht so einfach. Mehrere Gutachten muss das Münchner Wasserwirtschaftsamt zum Beispiel in Auftrag geben, um herauszufinden, ob die Gegend um Niederwörth für ein angedachtes Rückhaltebecken geeignet ist; unter anderem muss eine ganze Vegetationsperiode abgewartet werden um herauszufinden, wie stark die Tierwelt von so einem Bau beeinträchtigt würde. Und noch wurden gar keine Entscheidungen getroffen: Vielleicht ist es im Frühjahr soweit, und dann wird im Laufe des Jahres über bauliche Maßnahmen entschieden, und dann wird irgendwann der Planfeststellungsbeschluss eingereicht und wenn der dann bewilligt ist, ja dann kann mit dem Bau begonnen werden. Das ist frustrierend; nicht nur, weil man nicht weiß, wann das nächste Hochwasser kommt. Sondern auch, weil das nicht so recht zur hemdsärmligen Einstellung eines Max Gotz passen will, der immer wieder betont, dass der Hochwasserschutz vollste Priorität genießt. Aber in der Haut der Verantwortlichen mag man auch nicht stecken: Sie können es keinem Recht machen, auch nicht, wenn sie die Wahrheit sagen. Josef Höschl vom Wasserwirtschaftsamt sagte zum Beispiel auf einer Bürgerversammlung nach dem Hochwasser, bis neuer Schutz gebaut werde, könnten bis zu fünf Jahre vergehen - oder 15. Recht sollte er behalten, aber damals wurde er ausgebuht.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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