Kommentar:Engagement zahlt sich nicht aus

Lesezeit: 1 min

Ewald Schurer vertritt sozialdemokratische Werte wie Solidarität mit Schwächeren. Sein Einsatz zahlte sich jetzt aber nicht aus

Von Antonia Steiger

Ewald Schurer ist ein fleißiger Mann. Ob Kinderbetreuungseinrichtungen, die Ausbildungswerkstatt am Fliegerhorst, geplante Ortsumfahrungen oder der mit allerlei Unwägbarkeiten verbundene Abzug der Bundeswehr aus Erding: Schurer ist viel vor Ort, er kümmert sich, er redet mit den Menschen, er informiert sich nicht nur in Berlin über die Lage der Dinge, sondern auch in Erding. Schurer vertritt sozialdemokratische Werte wie Solidarität mit Schwächeren und die Stärkung der Rechte der Arbeitnehmer. Aber was bringts? Wenig bis gar nichts. Schurers Engagement zahlt sich nicht aus. Nicht nur holt sein Konkurrent und Koalitionspartner Andreas Lenz (CSU) mehr als dreieinhalb Mal so viele Stimmen wie er, das bildet die Realtität nicht ab. Schurer wurde darüber hinaus in einigen Gemeinden sogar von der komplett unbekannten AfD-Kandidatin Brigitte Susanne Fischbacher abgehängt - wohlgemerkt bei den Erststimmen, die der Wähler vermeintlich lieber jemandem geben möchte, den er kennt und über dessen Arbeit er sich ein Bild machen kann. So dachte man sich das bisher.

Ob Schurer dieses Ergebnis verdient hat, ist nicht die Frage. Es geht eher um die Frage, wieso die SPD nicht in der Lage ist, die Arbeit ihres Direktkandidaten wenigstens so erfolgreich zu präsentieren, dass er sich in Berglern und Hohenpolding nicht überholen lassen muss von jemandem, dessen Gesicht kein Mensch kennt und dessen Partei einen fremdenfeindlichen Kurs fährt mit Tendenzen in den Rechtsradikalismus.

Das Debakel der SPD bei den Zweitstimmen im Landkreis Erding - nur drittstärkste Partei hinter CSU und AfD - hat andere Ursachen. Die CSU verliert hier noch viel stärker als die SPD: Von 52,20 stürzt sie auf 39,80 Prozent. Den beiden bisherigen Regierungsparteien ist es nicht gelungen, den Menschen den Wert ihrer parlamentarischen Arbeit zu verdeutlichen. Es ist ihnen im Landkreis Erding noch weniger als woanders gelungen, die Wähler zu halten. Doch das ließe sich ändern. Ein Wechsel im politischen Stil tut Not, dazu gibt es gerade hier im Landkreis Erding viel Luft nach oben. Zum Beispiel das Frauenhaus: Die Debatte um die Kündigung eines bewährten Trägers für eine derart wichtige soziale Einrichtung stößt viele ab. Werbung für Politik sieht anders aus.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: