Kommentar:Alles andere als überflüssig

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Die CSU darf sich nicht der Illusion hingeben, dass Erding nur neue Eigentumswohnungen bräuchte. Auch der Mietwohnungsbau muss forciert werden.

Von Antonia Steiger

Schön ist das natürlich nicht, wenn man mit viel Aufwand eine Fragebogenaktion zu einem der drängendsten Themen dieser Tage kreiert - und dann kümmert sich kaum jemand drum. Weniger als ein Prozent Rücklauf für die CSU-Aktion zum Thema Wohnen in Erding ist wirklich enttäuschend, da möchte man die Initiatoren Herbert Lindmayer und Jakob Mittermeier fast trösten. Weniger als 140 ausgefüllte Bögen lassen beim besten Willen aber auch keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Situation zu in einer Stadt mit bald 40 000 Einwohnern - außer den, dass die CSU die Leute offenbar nicht erreicht hat. Schon gar nicht lässt sich aus der schlappen Reaktion der Befragten folgern, dass die Wohnungsnot vielleicht doch nicht ganz so eklatant ist, wie die CSU mutmaßt. Ebenso können die Ergebnisse nicht als Beleg dafür diene, dass es keinen Bedarf an Mietwohnungen gibt, bloß weil 120 oder 130 Leute angekreuzt haben, dass sie gerne eine Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus hätten.

Selbstverständlich ist es eine schöne Aufgabe für Lokalpolitiker, dafür zu sorgen, dass junge Menschen, die in Erding groß geworden sind, hier bleiben und sich Wohneigentum leisten können. Beifall findet die Politik dafür vor allem bei jenen, die vor einem gut ausgestatteten finanziellen Hintergrund agieren - sei es, dass die Familie Geld hat, sei es, dass sie über ein gutes Einkommen verfügen - oder am besten über zwei. Das ist die gehobene Mittelschicht, sogar ihr sind die Immobilien zu teuer geworden.

Es gibt aber noch andere: Familien, in denen sich einer um die Kinder kümmert und die mit einem Einkommen für drei, vier oder fünf auskommen müssen. Menschen, die einen nicht so gut bezahlten Beruf haben. Alleinerziehende, die sich schwer damit tun, das Leben für sich und ihre Kinder zu finanzieren. Auch sie wollen in Erding bleiben und zu vernünftigen Preisen wohnen. Sie brauchen dringend Geschosswohnungsbau zur Miete.

Erfreulicherweise hat die Baugenossenschaft bereits die Zusage dafür bekommen, dass sie südlich des Thermengartens eine Anlage mit bis zu 70 Wohnungen errichten darf. Etwa 80 Menschen stehen schon auf der Warteliste der Baugenossenschaft. Ein klares Indiz dafür, dass diese Wohnungen dringend gebraucht werden. Jetzt geht es aber darum, dass auch in anderen Neubaugebieten viele Mietwohnungen gebaut werden. Und dafür hat sich die Stadt Erding selbst das Instrument der Sozialen Bodennutzung gegeben. Sie muss es nur noch nutzen. Für Mietwohnungen.

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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