"Kleine Maßnahmen ergeben ein großes Ganzes":Wörth packt an

Lesezeit: 2 min

Die Gemeinde an Sempt und Schwillach will Maßnahmen für ein eigenes Hochwasserschutzkonzept erarbeiten. So soll auch das geplante Rückhaltebecken bei Niederwörth entlastet werden

Von Mathias Weber, Erding/Wörth

Die Gemeinde Wörth ergreift in der Frage des Hochwasserschutzes die Initiative. Bürgermeister Thomas Gneißl (ÜPWG) hat bei einer Informationsveranstaltung am Montagabend zum Hochwasserschutz entlang der Sempt und der Schwillach angekündigt, dass sich Wörth um ein eigenes Hochwasserschutzkonzept bemühen will. Dieses soll in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt ausgearbeitet werden, Gneißl hat bereits eine Anfrage nach München geschickt. Das Amt, so Gneißl, solle sich um die Gewässer in seiner Verantwortung kümmern, also die Sempt und die Schwillach, die Gewässer zweiter Ordnung; die Gemeinde Wörth kümmert sich um die Gewässer dritter Ordnung, also die Gräben im Gemeindegebiet. Sie sollen, wie es auch der ehemalige ÖDP-Stadtrat Helmut Trinkberger fordert (siehe Kasten), renaturiert werden; sie sollen also aufgeweitet werden und sich im Hochwasserfall ausbreiten können. Auch sollen sie entschlammt werden. Das alles passiere auch, um im Lauf der Sempt Entlastung zu schaffen.

Zweck des geplanten Konzepts, sagt Bürgermeister Gneißl, sei es, Schaden von Wörth abzuhalten. Ein willkommener Nebeneffekt soll aber auch sein, dass das vom Wasserwirtschaftsamt bei Niederwörth geplante Rückhaltebecken, das einmal durch einen Damm im Sempttal aufgestaut werden soll, nicht ganz so riesig ausfällt wie derzeit geplant. Auch der sehr umstrittene Damm selbst müsste dann vielleicht nicht ganz so hoch werden, geplant ist derzeit eine Höhe zwischen einem und 3,5 Metern.

Ob dieser gewünschte Effekt eintreffen könnte, ist unklar. Das Wasserwirtschaftsamt hat sich in der Vergangenheit dahin gehend geäußert, dass Renaturierungen immer erste Wahl seien; in diesem Fall seien die aufzufangenden Wassermassen allerdings so gewaltig, dass an einer großen Lösung - mit begleitenden technischen Maßnahmen wie Mauern an dicht besiedelten Gebiete direkt an der Sempt - wohl kein Weg vorbeiführe.

Wie vergangenen Sommer bekannt wurde, wird sich das Wasserwirtschaftsamt in den kommenden Jahren allerdings sowieso um Renaturierungsmaßnahmen entlang der Sempt kümmern. Denn die Europäische Wasserrahmenrichtlinie schreibt vor, die Wassernutzung nachhaltig und umweltverträglich auszurichten, ein so genannter "guter ökologischer Zustand" soll erreicht werden. Um diesen Zustand zu erreichen, sind nun viele Maßnahmen an der Sempt geplant, sowohl inner- wie auch außerorts und von Ottenhofen bis zum Mittlere-Isar-Kanal. Bei Wörth selbst wird zum Beispiel ein Gleithang im Kurvenbereich der Sempt hergestellt, kurz darauf werden kleinere Maßnahmen durchgeführt, damit der Fluss sich von sich aus natürlich entwickeln kann. Das ist, was auch Helmut Trinkberger fordert.

Die kleinen Gewässer dritter Ordnung liegen allerdings in der Verantwortung der Gemeinden. Die Wörther Nachbargemeinden entlang der Schwillach - Buch, Forstern, Ottenhofen, Pastetten und Hohenlinden im Landkreis Ebersberg - arbeiten hier schon länger zusammen. Sie haben ein interkommunales Hochwasserschutzkonzept erarbeitet: Jede beteiligte Gemeinde soll eigene Maßnahmen zum Hochwasserschutz durchführen. "Viele kleine Maßnahmen ergeben ein großes Ganzes", sagt dazu Ottenhofens Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD). In Ottenhofen hat man die Schwillach schon entschlammt, geplant ist nun ein neuer Graben sowie die Begradigung eines alten Grabens und der Bau eines Rückhaltebeckens. Das Wasserwirtschaftsamt hatte die Zusammenarbeit der Kommunen empfohlen. Nutznießer dürften am Ende nicht nur die teilnehmenden Gemeinden sein, sondern auch Anrainer wie Wörth und Erding.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: