Kirchenmusik zu Weihnachten:"Da redet mir niemand rein"

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Der Erdinger Kirchenmusiker Georg Rothenaicher über die vielleicht stressigste Zeit des Jahres

Interview von Mathias Weber, Erding

Für viele Erdinger endet die stressiger Vorweihnachtszeit spätestens an Heiligabend - aber nicht für alle. Für Georg Rothenaicher zum Beispiel wird Weihnachten dann erst interessant: Der Kirchenmusiker der Stadtpfarrkirche St. Johannes in Erding organisiert mit den Chören und Ensembles des Pfarrcaecilienvereins mehrere Konzerte über die Weihnachtsfeiertage hinweg und sitzt auch selbst an der Orgel. Mit der SZ Erding hat er über die musikalisch vielleicht spannendste Zeit des Jahres gesprochen. Süddeutsche Zeitung: Herr Rothenaicher, man kann sich vorstellen, dass die Planung der Weihnachtsfeiertage nicht leicht ist.

Georg Rothenaicher: So kann man das nicht sagen, die Weihnachtstage sind schon gut vorbereitet. Spätestens Ende November wird in jedem Jahr das Programm des Pfarrcaecilienvereins für das kommenden Kirchenjahr gedruckt - von Advent bis Advent. Man arbeitet eigentlich das ganze Jahr daran, wie das kommende aussehen wird, und man macht sich natürlich auch Gedanken über die Weihnachtsfeiertage.

Los geht es an Heiligabend um 16 Uhr mit der Kindermette.

Das ist traditionelle so, seitdem 1988 die erste Kindermette gefeiert wurde. Sie ist meistens proppenvoll, leider fast schon zu voll. Aber das ist auch keine neue Entwicklung, gut besucht war sie von Anfang an. Und seitdem es sie gibt, führen die beiden Bambini-Chöre immer das Krippenspiel auf.

Die wahrscheinlich aufwendigste Aufführung in diesem Jahr ist am 1. Weihnachtsfeiertag geplant, bei der Messe um 9 Uhr singt der Große Chor der Stadtpfarrkirche zusammen mit Mitgliedern des Erdinger Kammerorchesters Mozarts Messe in F-Dur. Wie lange proben Sie für eine solche Aufführung?

Der Mozart in F ist vergleichsweise schwierig, aber die Vorbereitungszeit ist kurz. Wie haben ja während der Orgelwoche den "Elias" aufgeführt, auch ein Mammutprojekt, und erst danach haben wir mit den Proben für Weihnachten begonnen. Das heißt aber natürlich nicht, dass wir zwei Monate nur durchgeprobt haben; dazwischen gab es ja auch noch einige Auftritte.

Wer bestimmt, was am 1. Weihnachtsfeiertag auf dem Programm steht?

Das bestimme ich, und da redet mir auch niemand rein. Aber in der Regel wird eine Orchestermesse aus der Wiener Klassik gespielt.

Weil die Besucher auch eine solche Musik zu Weihnachten erwarten.

Das wollen die Leute hören, ja. Wir spielen nichts Modernes, wir bleiben an den Hochfesten klassisch traditionell. Glauben Sie, dass viele Besucher nur wegen der Musik in die Kirche kommen?

Das möchte ich so gar nicht sagen. Zu Weihnachten gehen viele ja sowieso in die Kirche, aber ich weiß schon von einigen Leuten gerade aus dem Umland, die wegen der Musik nach Erding kommen.

Heuer organisieren Sie zum 28. Mal die Weihnachtsmusik. Erinnern Sie sich an ein Highlight in all den Jahren? Es ist schwierig, etwas herauszugreifen. Weihnachten ist immer ein Highlight, musikalisch werden dann die schönsten Lieder aufgeführt, die es gibt. Eine besonders schöne, aber auch fordernde Aufgabe sind allerdings die Oratorien, die nicht jedes Jahr aufgeführt werden können. Im kommenden Jahr ist aber wieder das Weihnachtsoratorium von Bach geplant.

Herr Rothenaicher, vielleicht können Sie eine Frage klären, über die sich die Kirchengänger offenbar nicht einig sind: Klatscht man am Ende des Gottesdienstes, oder klatscht man nicht?

Das hat sich in der Tat über die Jahre hinweg verändert. Manchmal wird geklatscht, wenn der Pfarrer auf die Kirchenmusik hinweist; von mir aus muss es aber nicht sein, ich merke selbst, wenn es eine schöne Aufführung war. Ich halte einfach nichts davon, wenn nach jeder Aufführung unbedingt geklatscht werden muss - aber schön ist es natürlich trotzdem.

© SZ vom 22.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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