Kirchen im Landkreis:Keine Chance dem Holzwurm

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Jetzt hoffentlich frei vom Holzwurm: Die Kirche in Landersdorf wurde einige Tage lang begast. (Foto: Renate Schmidt)

Immer wieder müssen Kirchen im Landkreis von Schädlingen befreit werden - mit Giftgas

Von Wolfgang Rescher, Erding

Immer wieder kommt es vor, dass irgendwo der Wurm drin ist. Problematisch wird es, wenn Kirchen betroffen sind - vom Holzwurm nämlich. Aufgrund der empfindlichen Inneneinrichtung der Kirchen bleibt oft nur ein Weg, um den ungebetenen Gast wieder loszuwerden: eine Begasung.

Anfang August wurde die Kirche in Landersdorf bei Dorfen begast. Vor zehn Jahren war die Kirche renoviert worden und der Holzwurm hatte, so Kirchenpfleger Martin Attensberger, inzwischen die Orgel stark angegriffen. Um weiteren Schaden zu verhindern, wurden in der Gemeinde mehr als 10 000 Euro gesammelt; die Begasung zahlt nämlich jede Gemeinde selbst, nicht die Diözese. Eine weitere Begasung ist in der Pfarrkirche St. Georg in Riding bei Fraunberg geplant. Schon 2015 mussten im Landkreis drei weitere Kirchen auf diese Weise behandelt werden.

In der Regel wird für solche Begasungen das Giftgas Vikane (Sulfuryldifluorid) verwendet. Vikane ist nicht ungefährlich: Im Oktober 2002 gab es in der Oberpfalz einen Unfall mit einem Toten und zehn Verletzten. Grund waren in diesem Fall falsche Sicherheitsmaßnahmen.

Die Firma Groli aus Dresden ist eine von drei Firmen in Deutschland, die sich auf Kirchenbegasungen spezialisiert haben und behandelt auch die Erdinger Kirchen. Geschäftsführer Marco Müller erklärt den Begasungs-Vorgang: "Je nach Gebäude und Befall werden Teile der Kirche abgedichtet oder auch die gesamte Kirche eingehüllt. Während der Begasung überprüfen unsere Mitarbeiter in der Umgebung die Luftkonzentration." Denn nicht nur aus Sicherheitsgründen ist es wichtig, dass das Gas wirklich im Gebäude bleibt: "Die befallenen Bereiche müssen bis zu drei Tage unter Gas gehalten werden." Da wäre es unwirtschaftlich, wenn sich das Gas verflüchtigen würde. Nachdem das Mittel lange genug gewirkt hat, wird das Gas schließlich abgesaugt und die Kirche durchgelüftet. "Erst wenn die Konzentration in der Luft gering genug ist, wird die Kirche freigegeben."

Die Bevölkerung wird im Vorfeld der Maßnahme aufgeklärt: Neben Informationsveranstaltungen werden auch Flyer verteilt. Diese weisen noch einmal darauf hin, dass keine Gefahr besteht, solange die Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden. Im Regelfall überwachen die örtlichen Behörden die Begasung. Alternativen zum gefährlichen Vikane gibt es kaum. Stickstoff könnte man benutzen, allerdings, sagt Müller, müsste man dann die Kirchen acht Wochen lang begasen. Auch Heißluft wird oft eingesetzt, doch diese Methode empfiehlt sich meist nur für Dachstühle; die meist empfindliche Inneneinrichtung verträgt die notwendigen Temperaturen um die 90 Grad nicht gut.

Nicht nur die Kirche selbst, auch die Friedhöfe werden bei einer Begasung gesperrt. Da stellt sich bisweilen auch die ganz praktische Frage, wie bei einem Todesfall zu verfahren ist. "Unsere Mitarbeiter können nach Prüfung der Gaskonzentration auf dem Gelände fallweise Zugang gewähren", sagt Müller. Es sei schon vorgekommen, dass neben einer Kirche unter Gas eine Beerdigung stattgefunden hat.

© SZ vom 24.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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