In den USA ein Volkssport, in Deutschland eher unbekannt:Schlagen und Laufen

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Am Samstag treffen sich die besten Spieler von 22 Landesliga-Mannschaften im Baseball in der Kreisstadt zum All-Star-Game. Mit dabei sind von den Erding Mallards Moritz Settles und Jörg Baumgärtner

Von Carolin Fraunhofer, Erding

Schläger, Ball und Handschuh - die Grundausstattung eines Baseballspielers. Fast jeder kennt sie, vor allem die dazugehörige Baseball-Cap hat längst in deutschen Kleiderschränken Einzug gehalten. Doch mit dem Sport selbst ist in Deutschland kaum jemand wirklich vertraut. An diesem Samstag (11 Uhr) könnte sich das zumindest ein wenig ändern. Man muss dafür nicht einmal in die USA fliegen, wo Baseball Volkssport ist, sondern nur auf dem Baseballplatz der Erding Mallards vorbei schauen. Hier, hinter dem Sportpark Schollbach, findet das erste offizielle Bayerische Landesliga All-Star-Game statt.

22 Mannschaften der Landesoberliga, Landesliga und Landesklasse haben ihre besten Spieler nominiert. Sie werden ihre Vereine repräsentieren und vor allem: das eigene Können unter Beweis stellen. Die ausgewählten Spieler werden - je nach Region - in drei Mannschaften aufgeteilt: Bayern Süd, Mitte und Nord.

Im Team Süd stehen auch zwei Spieler der Erding Mallards, Moritz Settles und Jörg Baumgärtner. Aus dem Landkreis sind außerdem auch Christopher Mann und Marcus Haßmann von den Schwaiger Red Lions dabei. Komplettiert wird die Süd-Auswahl (zwölf Männer, eine Frau) mit Spielern der Freising Grizzlies, Landsberg Crusaders, München Caribes und der Spielgemeinschaft der 89ers aus Bad Aibling und Rosenheim.

Klassische Szene: Der Schlagmann wartet auf den Ball. Hinter ihm sitzt der Fänger (Catcher) der gegnerischen Mannschaft, ganz links im Bild steht der Schiedsrichter (Umpire) und bewertet die Aktion. (Foto: Privat)

Wie die Profis in der amerikanischen Major League, der besten Baseball Liga, trainieren auch die bayerischen Spieler für ihre All-Star-Games nicht zusammen. "Wir im Team Süd kennen uns etwas aus dem Ligabetrieb, aber beim Aufwärmen bekomme ich dann recht schnell mit, wer wie wirft und so weiter", erklärt Baumgärtner.

Im Grunde liegt darin auch ein Reiz: "Das beste am Event ist, dass ich mein Team repräsentieren darf", findet Jörg Baumgärtner. Seit 2013 spielt er in der Männer-Mannschaft der Erding Mallards. Mit dem amerikanischen Sport angefangen hat der Dorfener schon viel früher, musste verletzungsbedingt jedoch eine Pause einlegen. Das Motto seines Teamkollegen Moritz Settles für die All-Star-Games: "Spiel so gut, wie du spielen kannst. Wir möchten auf jeden Fall zeigen, was wir drauf haben, auch wenn bei dem Turnier der Spaß im Vordergrund stehen soll."

Settles und Baumgärtner möchten natürlich trotzdem als Sieger vom Platz gehen. Die größte Konkurrenz sehen sie im Team Mitte: "Die haben sechs Spieler der Regensburg Legionäre im Team, die für gewöhnlich sehr gut Baseball spielen." Das Team Nord ist für die beiden eine Überraschungspackung: "Im Ligabetrieb sind die Mannschaften so eingeteilt, dass die Fahrtwege möglichst kurz sind. Deshalb kennen wir von den Nord-Teams Niemanden. Wir werden am Spieltag reagieren müssen."

Praktisch für die Erdinger und das Süd-Team: Sie bestreiten das erste und das letzte Spiel. Dazwischen spielt Team Mitte gegen Nord. "Da können wir den All-Stars aus dem Norden beim Spielen zuschauen und bekommen gleich einen guten Eindruck, welcher Gegner uns da im letzten Spiel gegenüberstehen wird."

Nominiert ist Settles, weil er die meisten "Hits" für die Mallards in der laufenden Saison geschlagen hat. Ein Hit ist ein Schlag, mit dem der Schlagmann ("Batter") sicher auf eines der vier Male ("Bases") durch Laufen kommt. Die Begrifflichkeiten und Regeln im Baseball sind in ihren Feinheiten sehr kompliziert, das Grundprinzip ist hingegen denkbar einfach: "Einer schlägt den Ball, die anderen fangen und werfen ihn", sagt Settles. Die Angreifer schlagen und versuchen an die Male zu laufen. Die Verteidiger fangen den Ball und versuchen ihn ans Mal zu werfen, bevor der Angreifer dort ankommt. "Einfach mal zusehen", rät Settles. Man muss nicht alle Regeln kennen, um dem Spiel folgen zu können. Eine gute Orientierungshilfe ist auch das aus dem Schulsport bekannte Brennball.

Seit drei Wochen stecken die Mallards bereits in den Vorbereitungen für das diesjährige All-Star-Game. Viele Platzbauarbeiten seien angestanden, man wolle sich schließlich von der besten Seite zeigen und für optimale Bedingungen sorgen, erzählen Settles und Baumgärtner. Auch sonst gab es viel zu organisieren: Die Nominierungen aller Mannschaften mussten sortiert, die Spieler auf die Teams verteilt werden. Außerdem möchte der Verein am Samstag Spieler und Zuschauer mit Getränken und Burgern vom Grill versorgen. "Es ist für uns ein großes Event, und wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn viele zum Zuschauen kommen", sagt Settles. "Keiner weiß von unserem Feld, in Erding dominieren Fußball und Eishockey." Auch wenn Baumgärtner lachend gesteht: "Gefühlt hat Fußball im Vergleich zehn Regeln und Baseball 200."

Am Samstag spielen alle Teams gegeneinander, es sind also insgesamt drei Partien. Die Auftaktpartie (11 Uhr) bestreitet die Süd-Auswahl mit den beiden Erdinger Spielern gegen das Team Mitte. Danach misst sich das Team Mitte mit dem Norden (13.30 Uhr). Im finalen Spiel (16 Uhr) trifft der Süden auf den Norden. Im Anschluss wird die beste Mannschaften bei der Siegerehrung gekürt. Aber, wie im Baseball so üblich, werden auch gute Einzelleistungen herausgehoben. Die Besten der Besten sozusagen.

© SZ vom 26.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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