Im Frauenkircherl:Auf Zeitreise mit der Narrhalla Erding

Lesezeit: 2 min

Eine Ausstellung geht den Spuren des Faschings im Landkreis nach - von den Anfängen im Barock bis in die heutige Zeit

Von kim mildner, Erding

In diesem Jahr feiert die Narrhalla Erding ihr 88-jähriges Bestehen. Pünktlich zum Jubiläum läuft seit Freitag eine Ausstellung rund um das Thema "Happy Birthday, Helau und Alaaf! Faschingsbrauch in allen Facetten" im Frauenkircherl. Es geht nicht nur um Faschingsgeschichte und Faschingstraditionen im Landkreis. Besucher erhalten auch Einblicke in die Geschichte des internationalen Karnevals.

Die Kuratorin der Ausstellung, Sandra Angermeier, Senatorin der Erdinger Narrhalla, hat sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München auf die Suche nach den Spuren der Faschingsbräuche gemacht.

Zum Beispiel der italienischen Pulcinella-Figur. Sie ist die Urfigur des Karnevalstreibens. Besucher können in der Ausstellung einen Pulcinella aus Neapel begutachten. Er trägt ein weißes Nachthemd, eine Schlafmütze und eine schwarze Maske. Pulcinella sollte die Menschen auf lustige Art und Weise vor der langen Fastenzeit unterhalten, erklärt Angermaier. Durch die schwarze Maske blieben die Männer, die sich als Pulcinella verkleideten, unerkannt. Bis heute hat sich die Tradition, eine Maske zu tragen, gehalten.

Am 11. November 1929 rief die Narrhalla Erding zum ersten mal Fasching aus. Schon 1938 wollte die Narrhalla eine erste Ausstellung über den Fasching im Landkreis machen, wie Sandra Angermeier herausgefunden hat. Es kam allerdings nie zu dieser Ausstellung. Zum Jubiläum realisiert Angermaier, die sich sehr für Brauchtum und Geschichte interessiert, nun dieses Vorhaben.

Fasching hat in Erding eine jahrhundertelange Tradition. Erste gesicherte Hinweise darauf geben Aufzeichnungen aus dem Jahre 1635. In dem Jahr starb Elisabeth Renata von Lothringen. Ihr Ehemann, Maximilian I., Herzog von Bayern, machte das Böse für den Tod seiner 60-jährigen Frau verantwortlich. Daraufhin wurde der Fasching verboten. Doch die Erdinger hielten sich nicht an dieses Verbot. Der Herzog versuchte, in den Jahren von 1636 bis 1639, mit Hilfe eines Visitationsprotokolls herauszufinden, wer am Fasching in Erding teil nahm. Ohne Erfolg.

Aus Angst vor dem Bösen haben sich die Männer früher zum Fasching als Geistwesen oder Hexen verkleidet. "Denn Böses tut anderem Bösen nichts", erklärt die Organisatorin. Im Mittelalter glaubten die Menschen, dass, wer sich als Böses verkleidet, auch mit diesem in Verbindung steht. So wurde Fasching von der Kirche verpönt.

Der Dorfener Fasching geht auf Lorenz Hammerschmied zurück. Den Handwerksgesellen zog es in jungen Jahren unter anderem ins Rheinland. Er brachte die rheinländische Idee, mit Fasching die Gastronomie anzukurbeln, nach Dorfen. Die Hemadlenzen gehen dagegen auf die Tradition "Treiben der Schneegänse" aus dem sächsischen Dorf Schirgiswalde zurück. Die Schneegänse waren in ein weißes Nachthemd gekleidet. Ihre Nase zierte ein roter Papierschnabel. Diese Verkleidung war um 1900 ein sehr beliebtes Motiv, denn viele Menschen hatten kein Geld für besonders aufwendige Kostüme. Der Präsident der Karnevalsgesellschaft Dorfen, Franz Anneser, gestattete 1952 erstmals auch Frauen, am Fasching teilzunehmen.

Sandra Angermaier hat sich wegen des schönen Ambientes für das Frauenkircherl als Ausstellungsort entschieden. "Denn zur Faschingszeit hängt der Kasperl am Turm des Kircherl", sagt sie. Besucher können sich auch über jüdische und islamische Faschingstraditionen informieren. Alle Kinder erwartet eine besondere Überraschung: Für sie stellt Angermaier in der Ausstellung eine große Kiste mit Kostümen bereit, darunter rote Narrenschuhe.

Die Ausstellung im Frauenkircherl ist von Samstag, 3. Februar, bis Mittwoch, 7. Februar, von 10.30 bis 18 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: