Im August geht es wieder los:Warteraum Asyl wird reaktiviert

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Im Warteraum werden wieder Flüchtlinge erwartet. (Foto: Renate Schmidt)

Flüchtlinge aus Griechenland kommen zur Erstregistrierung ins Camp. Die ersten 200 Menschen werden im August erwartet

Von Florian Tempel, Erding

Dimitris Avramopoulos, EU-Kommissar für Migration, ist laut einer Pressemitteilung der EU-Kommission ganz zufrieden: "Ich begrüße die verstärkten Bemühungen der Mitgliedstaaten im Bereich der Umverteilung und Neuansiedlung in den letzten Monaten. Das ist ein wahrer Ausdruck europäischer Solidarität." In Deutschland kommt Erding eine zentrale Rolle bei den von Avramopoulos gelobten "verstärkten Bemühungen" zu: Im Warteraum Asyl am Fliegerhorst werden wieder Flüchtlinge ankommen. Flüchtlinge aus Griechenland, die innerhalb der Europäischen Union umverteilt werden. Das Camp am Fliegerhorst wird wieder die gleiche Funktion haben wie im vergangenen Winter. Die Menschen werden mit ihren Personaldaten, einem Foto und ihren Fingerabdrücken registriert. Nach einem kurzen Aufenthalt von nicht mehr als drei Tagen geht es für sie dann schon wieder weiter in die nächste Aufnahmeeinrichtung irgendwo in Deutschland.

Ankunft per Flugzeug

Die Zahl der nun erwarteten Flüchtlinge ist allerdings vergleichsweise minimal. Zunächst sind lediglich 200 Menschen in zwei Gruppen zu je hundert eingeplant. Sie sollen laut Auskunft des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) im August per Flugzeug kommen, am Flughafen München landen und von dort mit Bussen nach Erding gefahren werden. Nur unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden direkt von den Jugendämtern der Kommunen, die sie längerfristig aufnehmen, am Flughafen abgeholt. Für alle anderen geht es nach der Ankunft erst mal zum Erdinger Fliegerhorst. "Die Unterbringung und Versorgung (. . .) kann im Wartezentrum Erding aufgrund der verhältnismäßig geringen Personenzahl unproblematisch mit vorhandenem beziehungsweise kurzzeitig eingesetztem Personal sichergestellt werden", schreibt das Bamf.

Im Camp war schon mal mehr los. Von Mitte Oktober 2015 bis Ende Februar dieses Jahres waren etwa 100 000 Flüchtlinge von der bayerisch-österreichischen Grenze in Bussen zur Erstregistrierung und Weiterverteilung nach Erding gebracht worden. Zu Spitzenzeiten waren mehr als 2000 Menschen im Flüchtlingscamp. Die maximale Kapazität des Warteraums Erding liegt bei 2500 Schlafplätzen in Hallen und alten Flugzeugunterständen. Nachdem die Balkan-Route dicht gemacht worden war, kam schlagartig kein Flüchtling mehr nach Erding.

Aktuell schieben 14 Soldaten Dienst

Seit Juni wurde das Personal nach und nach reduziert: Die etwa 250 Bundeswehrsoldaten wurden bis auf wenige Mann abgezogen, und auch die zahlreichen Mitarbeiter vom Roten Kreuz verabschiedeten sich. Offiziell ist der Warteraum Asyl seit dem 1. Juli "reaktivierbar stillgelegt". Aktuell schieben laut Bamf gerade einmal 14 Soldaten Dienst im Warteraum und vertreiben sich die Zeit damit, die Behörde beim Abarbeiten von rückständigen Asylverfahren zu unterstützen. Eine Reaktivierung des Camps mit wieder mehr Personal scheint für nur 200 Flüchtlinge, die maximal 72 Stunden bleiben, jedoch kaum sinnvoll. Es ist davon auszugehen, dass zahlreiche weitere Flüchtlinge kommen. Auch EU-Kommissar Avramopoulos hat mit "verstärkten Bemühungen" sicher nicht die Aufnahme von 200 Menschen gemeint.

Im September 2015 entschlossen sich die EU-Staaten - nicht alle, aber die meisten -, bis September 2017 insgesamt 160 000 geflüchtete Menschen aus Italien und Griechenland innerhalb der EU umzuverteilen. Deutschland ist demnach verpflichtet, 17 209 Menschen aus Griechenland und 10 327 aus Italien aufzunehmen. Dazu kommen noch viele tausend Syrer, die Deutschland nach dem EU-Abkommen mit der Türkei aus türkischen Flüchtlingslagern aufnehmen müsste. Bislang hat Deutschland bei der EU-internen Umverteilung aber nur 37 Flüchtlinge aus Griechenland und 20 aus Italien aufgenommen. Aus der Türkei kamen bisher 294 Syrer nach Deutschland.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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