Herausforderung angenommen:"Das Angebot war zu verlockend"

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Er muss beim Fussball ganz genau hinschauen: Florian Riepl (rechts) beim Bayernliga-Spiel Unterföhring-Heimstetten. In Aktion sind hier zu sehen die Spieler Lukas Rieglewski (links) und Atilla Arkadas. (Foto: Claus Schunk)

Sein Amt als Obmann wollte er schon abgeben, jetzt wurde Schiedsrichter Florian Riepl zum Kreisvorsitzenden des Fußballkreises Donau/Isar gewählt. Der Biogasbauer aus Itzling vertritt 200 Vereine aus fünf Landkreisen

Interview von Max Ferstl

Florian Riepl war acht Jahre Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses in Erding. Am vergangenen Mittwoch haben ihn 233 Vereinsdelegierte in der Stadthalle Moosburg einstimmig zum Kreisvorsitzenden des Fußballkreises Donau/Isar gewählt, einem von 22 Kreisen in Bayern. Riepl, hauptberuflich Biogasbauer aus Itzling, vertritt in den kommenden vier Jahren ungefähr 200 Vereine aus fünf Landkreisen. Ein Gespräch über seine Ziele als Kreisvorsitzender, den schweren Stand von Schiedsrichtern und warum er eigentlich schon aufhören wollte.

SZ: Herr Riepl, Kreisvorsitzender ist ein etwas sperriger Begriff. Erklären Sie doch kurz, was Sie in Zukunft eigentlich machen?

Florian Riepl: Ich bin sozusagen die Schnittstelle zwischen den Vereinen und denjenigen, die letzten Endes die Entscheidung treffen. Ich nehme den Willen der Vereine auf und reiche ihn nach oben weiter.

Was wollen die Vereine zum Beispiel?

Es gibt derzeit eine Debatte, die Anzahl der Auswechselspieler von drei auf fünf zu erhöhen. Die Vereine im Kreis haben sich nun dagegen ausgesprochen. Meine Aufgabe ist, diesen Willen im Bezirksausschuss durchzusetzen. Und das ist nur ein kleiner Aspekt.

Ihr Vorgänger Horst Kaindl hat den Job elf Jahre gemacht. Sie meinten nach Ihrer Wahl, Sie würden nicht alles verändern wollen, aber eigene Schwerpunkte setzen. Welche?

Wir werden im Schiedsrichterwesen etwas verändern müssen. Eine einfache Rechnung zeigt das Problem: Wir haben bayernweit 14 000 Spiele, aber nur 10 000 Schiedsrichter. In Erding war die Lage vergleichsweise komfortabel, eine Art Oase in der Wüste. Aber im Umland brennt's.

Sie sind selbst Schiedsrichter, waren lange Schiedsrichterobmann in Erding. Warum ist es so schwer, genügend Schiedsrichter zu finden?

Das geht schon mit der Wertschätzung los, zum Beispiel, dass in der Schiedsrichterkabine ein Getränk steht. Oder dass die Verantwortlichen nicht auf den Schiedsrichter schimpfen, auch wenn dieser Mal einen Fehler macht. Auch die Spesen müssen nach oben gehen, da wurde seit Jahren nichts gemacht. Denn eins ist klar: Wenn wir so weiter machen, können wir froh sein, wenn wir in der A-Klasse noch Schiedsrichter stellen können.

Was wäre mit den restlichen Spielen?

Dort müsste sich einer vom Verein hinstellen. Einer, der keine Ausbildung hat und im Zweifel die Regeln nicht im Detail kennt.

Ohje.

Ohje, das können Sie laut sagen. Früher oder später werden wir dann das Problem haben, dass immer mehr Leute mit dem Fußball aufhören, weil sie keine Lust mehr haben.

Sie selbst hatten ja eigentlich auch keine rechte Lust mehr, sich als Obmann zur Verfügung zu stellen.

Ich wollte aufhören, weil mich das Amt zeitlich sehr eingeschränkt hat. Die Freizeit ist begrenzt, ich habe sie komplett in meine Aufgabe gesteckt. Das wollte ich nicht mehr.

Warum haben Sie sich dann doch überreden lassen? Das Amt des Kreisvorsitzenden ist zeitlich sicher nicht weniger aufwendig.

Das Angebot war zu verlockend. Bisher hatte ich das Gefühl, das letzt Glied in der Kette zu sein. Das hat mich gewurmt. Klar, ich konnte Leute ausbilden, aber Strukturen verändern konnte ich nicht. Das ist jetzt anders, ich habe 31 Mitarbeiter unter mir. Außerdem habe ich in den vergangenen acht Jahren Kritik geübt - da kann man nicht zurückziehen, wenn man die Möglichkeit bekommt, etwas zu verändern.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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