Händler müssen alle begründen:Mehrwert statt Selbstzweck

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Ardeo debattiert über die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage. Drei Konzepte liegen vor, ein viertes befindet sich in Arbeit

Von Max Ferstl, Erding

Laut Gesetz dürfen Händler ihre Geschäfte an vier Sonntagen im Jahr aufsperren. Was beim ersten Blick wie eine lukrative Chance aussieht, entpuppt sich beim zweiten als eine Menge Arbeit. Die Stadt genehmigt einen verkaufsoffenen Sonntag nur, wenn er von einem attraktiven Programm flankiert wird. "Das ist kein Selbstzweck", sagt Wolfgang Kraus von der Interessengemeinschaft Ardeo, in der viele Erdinger Händler Mitglied sind. Gerade debattiert Ardeo über die Frage, wie viele verkaufsoffene Sonntage sich tatsächlich lohnen.

Lange lautete die Antwort stets gleich: vier. Das war allerdings zu der Zeit, als der Erdinger Stadtrat die Anträge ohne viel Aufhebens durchwinkte. Im vergangenen Dezember hatte Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) allerdings mehr Kreativität von den Händlern eingefordert. Er weigerte sich, die von Ardeo vorgeschlagenen Termine weiterhin als Paketlösung zu akzeptieren. Das Resultat: Die Geschäfte öffneten 2017 nur an drei Sonntagen - während der Gewerbetage im Mai, beim Altstadtfest im Juni und am ersten Sonntag der Kirchweih im Oktober. Jedes Konzept wurde im Stadtrat einzeln vorgestellt, diskutiert und letztlich zur Abstimmung gebracht. Das wird auch 2018 so sein.

Kraus liegen derzeit drei Konzepte vor, die "sehr wahrscheinlich" im Stadtrat beantragt und - davon geht er aus - auch genehmigt werden. Über Details will er nicht reden, bis nicht alles spruchreif ist. Nur so viel: "Am Kirchweihsonntag wird nicht gerüttelt. Dieser Tag ist Tradition, da gibt es keine Diskussion."

Unsicher ist hingegen, ob es im kommenden Jahr drei oder doch wieder vier verkaufsoffene Sonntage geben wird. Ardeo-Mitglieder würden derzeit ein weiteres Konzept ausarbeiten, sagt Kraus. "Da steht die Tür offen." Er betont aber auch: "Der verkaufsoffene Sonntag ist kein Alleinstellungsmerkmal von Ardeo." Es könnte ja auch sein, dass ein anderer ein Konzept einreicht. Sehr wahrscheinlich ist das allerdings nicht, zumindest nicht ohne Unterstützung der Händler.

Kraus hat im April den Ardeo-Vorsitz übernommen. Er möchte die Mitglieder stärker einbinden, neue Konzepte wagen. Das gilt auch für die verkaufsoffenen Sonntage. Es soll nicht mehr nur darum gehen, die Läden irgendwie aufzusperren. Kraus sagt: "Wir wollen einen Mehrwert schaffen, der über das Einkaufen hinaus geht."

Ardeo scheint sich unter Kraus recht schnell an die neue Genehmigungspraxis angepasst zu haben, die Stadt Erding noch nicht ganz. Im November war ein Hinweis auf Erdings Internetseite aufgetaucht, der den 26. November als verkaufsoffenen Sonntag auswies und so eine verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang setzte. Erding.de gilt als seriöse Quelle. Geschäfte, Touristen orientieren sich an ihr, ebenso Zeitungen und Internetportale. Die Nachricht vom vermeintlich verkaufsoffenen Sonntag verbreitete sich schnell. "Extrem unglücklich", fand das Kraus. "Es war wie ein Schneeball, der immer größer wird, je weiter er rollt." Er berichtet von "erheblichem Unmut" unter den Händlern. Zwar sperrte, soweit bekannt, keiner seinen Laden auf, doch die aufwendigen Vorbereitungen hätten begonnen.

Christian Wanninger, Erdings Pressesprecher, hatte sich am Kalender aus dem Vorjahr orientiert, der 26. November 2016 war verkaufsoffen. Er sprach von einem "klitzekleinen Hinweis", der rasch korrigiert wurde. Kraus hingegen sorgt sich um die Außenwirkung. Erding, sagt er, habe kein gutes Bild abgegeben. "Wenn man Menschen einlädt, dürfen sie nicht vor verschlossenen Türen stehen." Glücklicherweise sei an diesem Tag mit dem Kathreinmarkt und Christkindlmarkt einiges los gewesen. "Wir hatten Glück im Unglück", findet Kraus. In Zukunft werde er allerdings genauer hinschauen.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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