Gutachten wird fortgeschrieben:Mehr Durchblick im Einzelhandel

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Erdinger Stadtrat will neue Erkenntnisse zum Einkaufsverhalten und bindet in die nächste Befragung Verbände und Unternehmen ein

Antonia Steiger

Die Stadt Erding lässt zum dritten Mal ihr Einzelhandelsgutachten fortschreiben - trotz mancher Zweifel einiger Stadträte am Sinn dieser Ausgabe. Für 67 000 Euro geht der Auftrag wieder an den mittlerweile emeritierten TU-Professor Günter Heinritz und seinen Partner Ralf Popien. Stärker als bisher sollen die Einzelhändler im Gewerbegebiet Süd in Aufhausen in die Befragung und Analyse einbezogen werden, das versprach Bürgermeister Max Gotz (CSU).

Auslöser für diese Fortschreibung des Gutachtens ist der Wunsch des Unternehmers Georg Scharl nach einer Bebauungsplanänderung im Gewerbegebiet Erding-West: In der Nachbarschaft des im September eröffneten Fachmarktzentrums mit neun Geschäften - vor allem für günstige Bekleidung - harren weitere 4400 Quadratmeter Verkaufsfläche der Verwertung. Drei weitere Bekleidungsgeschäfte vor allem für junge Leute sollen dort angesiedelt werden, doch dazu müsste der Bebauungsplan geändert werden. Der Planungsausschuss stellte diesen Antrag vor ein paar Monaten zurück und leitete stattdessen die Fortschreibung des Einzelhandelsgutachtens in die Wege. Statt der geplanten Kosten von 35 000 Euro wird das Gutachten jedoch deutlich teurer, weil der Auftrag ausgeweitet wird. Zur Betriebskartierung, Analyse und Expertenbefragung kommen nun noch eine Einzelhandelsbefragung zu erwarteten Umsätzen und der Standortattraktivität, eine Befragung der Kunden nach ihren Herkunftsorten und eine Passantenbefragung. Letztere soll Aufschluss darüber geben, welche Koppelungen zwischen Betrieben und zwischen Standorten bestehen.

Ohne die drei zusätzlichen Module sei das Gutachten überhaupt nichts wert, sagte Erwin Dosch (UWE), Gewerbereferent des Stadtrats und früherer Ardeo-Vorsitzender. Seinen Vorwurf, die Einzelhändler in Aufhausen bisher nicht eingebunden zu haben, wies Bürgermeister Gotz empört zurück. Er stehe mit dem Sprecher der Aufhausener Einzelhändler, Harald Irl, in Kontakt, sagte er. Er halte den Fokus auf die in der Interessensgemeinschaft Ardeo zusammengeschlossenen Innenstadthändler nicht für richtig und er kämpfe für eine optimierte Anbindung Aufhausens an die B 388, weil dies eine wichtige Lebensader des dortigen Einzelhandels sei.

Kritisch äußerte sich auch Rainer Mehringer (UWE), der fürchtet, die Politik halte sich sklavisch an die Vorgaben eines Gutachtens, und von Günther Kuhn (Grüne) - der genau das Gegenteil bemängelt: dass sich die Politik nicht an die Ergebnisse des Gutachtens halte, deswegen sei dies "rausgeschmissenes Geld". Gegen die Stimmen der Grünen Kuhn und Herbert Maier sowie der UWE-Räte Mehringer und Johanna Heindl genehmigte der Stadtrat die Fortschreibung für 67 000 Euro.

Gotz betonte, dass die erweiterten Fragestellungen auf Anregungen der betroffenen Verbände zurückgingen. Er sieht darin die Möglichkeit, die Verbände in die Diskussion einzubeziehen und Rückhalt zu gewinnen für die weitere Entwicklung im Gewerbegebiet West, das bekanntlich kritisch gesehen wird beim Einzelhandel in der Innenstadt. Zustimmung kommt von Hans Egger (Erding jetzt) und Hans Schmidmayer (SPD), der die Frage aufwarf, warum Heinritz nicht von Anfang an diese Fragen einbezogen habe. Egger wünscht sich beim nächsten Auftrag einen neuen Gutachter.

© SZ vom 22.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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