Gewaltprävention:Landratsamt verstärkt Sicherheitsdienst

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In den vergangenen Wochen haben sich laut Behörde mehrere "bedrohliche Vorfälle" ereignet. Kontrollgänge soll es in allen Bereichen geben. Unangenehme Szenen gibt es immer wieder auch bei Stadtverwaltung und Arbeitsagentur

Von Regina Bluhme, Erding

Im Landratsamt soll der Sicherheitsdienst aufgestockt werden. Das hat Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) vor kurzem bei der Bürgerversammlung in Steinkirchen angekündigt. In letzter Zeit habe es mehrere Vorfälle gegeben, angefangen von Beschimpfungen bis zu körperlicher Bedrohung, teilt die Behörde mit. Auch in der Erdinger Stadtverwaltung und in der Arbeitsagentur kommt es immer wieder zu unangenehmen Szenen. Für den Ernstfall haben beide Ämter ihre Vorkehrungen. Am Amtsgericht wird seit 2013 gleich am Eingang streng kontrolliert. Zum Glück, denn erst kürzlich wurde bei einem Besucher ein Elektroschocker entdeckt.

Es habe "mehrere sicherheitsrelevante Vorkommnisse in letzter Zeit" gegeben, heißt es in der Pressemitteilung des Landratsamts. Daher sei es "unabdingbar und dringlich notwendig", den Sicherheitsdienst aufzustocken. Auch Personalrat und die Mitarbeiter hätten sich mit entsprechenden Forderungen an den Landrat gewandt. Derzeit wird der Fachbereich 24 Asylmanagement während der Öffnungszeiten, also von Montag bis Freitag von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr, von einer externen Sicherheitsfirma betreut. Je nach Bedarf sind ein bis zwei Sicherheitsfachkräfte vor Ort.

Neben dem Fachbereich Asyl in der Kirchgasse soll künftig primär im Hauptgebäude der Bereich Ausländerwesen überwacht werden. Während der Öffnungszeiten würden aber auch "die weiteren Bereiche immer wieder von einer Sicherheitskraft abgegangen", schreibt Pressesprecherin Claudia Fiebrandt-Kirmeyer.

In den vergangen Wochen und Monaten habe das Amt eine "Zunahme von bedrohlichen Vorfällen" festgestellt, informiert Fiebrandt-Kirmeyer. Und das nicht nur im Ausländeramt und Asylmanagement, fügt sie hinzu. Es sei sowohl zu verbalen als auch körperlichen Bedrohungen gekommen, auch zu exhibitionistischen Handlungen und "der Einschränkung der Individualdistanz", was wohl bedeutet, dass der Amtsbesucher dem Mitarbeiter zu nah auf die Pelle gerückt ist.

Zusätzlich erhalten die Mitarbeiter des Landratsamts Schulungen zum "Sicheren Umgang mit intensivem Parteiverkehr" sowie ein Grund- und Aufbauseminar zu Gewaltprävention und Konfliktmanagement, berichtet Fiebrandt-Kirmeyer.

Auch am Klinikum des Landkreises in Erding sei ein "vermehrtes Aufkommen von aggressiven Patienten zu bemerken", teilt das Landratsamt mit. Ein Sicherheitsdienst vor Ort ist aber nicht geplant, bisher konnten "alle Zwischenfälle mit Unterstützung der Polizei gelöst werden".

"Sicherheit ist auch bei uns ein Thema", erklärt Christine Schöps. Sie ist Pressesprecherin bei der Agentur für Arbeit Freising auch für Erding zuständig. In die Behörde kämen Menschen in schwierigen Lebenssituationen, in Ausnahmesituationen und ohne meist schon ein wenig aufgeregt. In Freising gebe es eine Sicherheitskraft, in Erding nicht. Die Mitarbeiter würden regelmäßig Deeskalationsschulungen besuchen. Es gelte die Waage zu halten zwischen Schutz der Mitarbeiter und Deeskalation. "Wir wollen eine Behörde für Bürger, ein offenes Haus sein."

Auch in der Stadtverwaltung Erding wird es hin und wieder laut, zum Beispiel im Liegenschaftsamt, berichtet Pressesprecher Christian Wanninger. Mancher, der sich ungerecht behandelt fühlt, vergreift sich dann auch mal im Ton. Auch wenn nicht es sich nicht unmittelbar um eine Gefährdung handle, so sei die Situation doch sehr unangenehm und belastend für die Mitarbeiter. Einen eigenen Sicherheitsdienst gibt es nicht, doch für den Fall der Fälle behilft sich die Stadt mit einem Geheimcode: Fühlt sich der Mitarbeiter bedroht, muss er eine bestimmte Tastenkombination auf dem Computer drücken, "dann setzen sich sofort drei bis vier Mitarbeiter in Bewegung und unterstützen den Kollegen", berichtet Wanninger.

Am Amtsgericht Erding sorgt ein privater Sicherheitsdienst für strenge Eingangskontrollen. "Keiner im Haus möchte diesen Dienst missen", sagt Pressesprecher Stefan Priller. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 26 331 Personen kontrolliert. Der Besucher muss seine Tasche abgeben, die dann genau durchsucht wird, und er muss durch eine sogenannte Torsonde, eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Unter Umständen kommt dann auch noch eine Handsonde zum Einsatz. "95 Prozent haben Verständnis", sagt Priller. Erst kürzlich ist bei einem Besucher ein Elektroschocker entdeckt worden, gefunden wurden laut Priller auch schon Springmesser, Pfeffersprays und in einem Geldbeutel ein raffiniertes Messer in Form einer Kreditkarte, die sich aufklappen und zu einer Rasierklinge verwandeln ließ.

© SZ vom 19.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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