Fachkräftemangel und Wohnungsnot:Überhitzte Konjunktur

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IHK-Regionalausschuss sieht den aktuellen Boom kritisch

Von Philipp Schmitt, Fraunberg

Die Konjunktur-Lokomotive in den Landkreisen Erding und Freising rollt weiter unter Volldampf. "Die Wirtschaftslage ist derzeit wirklich gut. Es läuft", sagte Otto Heinz, der Vorsitzende des Regionalausschusses der IHK, unlängst bei einem Meeting im Fraunberg. Doch der konjunkturelle Höhenflug habe auch seine Schattenseiten: "Der Fachkräftemangel ist extrem geworden und macht uns sehr zu schaffen." Heinz, der in Moosburg eine Entsorgungsfirma leitet, sieht darin ein Geschäftsrisiko. In der Region München bestehe laut Angaben der IHK München-Oberbayern derzeit ein Mangel an 71 000 qualifizierten Arbeitskräften, bis 2030 wird ein Fachkräftemangel von 137 000 befürchtet.

Auch Herbert Benker, Geschäftsführer des Moosburger Ingenieurbüros Tele-Plan sprach von einer guten Auftragslage und Auslastung, allerdings würden wegen des Fachkräftemangels immer häufiger Mitarbeiter abgeworben und hätten ausländische Firmen - sogar aus China - die Region in den Fokus genommen.

Wegen des Zuzugs in die Region und der niedrigen Zinsen boomt indes die Baubranche weiter. Der Immobilienmarkt in der Region ist wegen der starken Nachfrage und des historisch günstigen Bauklimas allerdings überhitzt. Die Nachfrage im Wohnungsbau, im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau sei zwar gut, die Preise haben sich in den vergangenen Jahren an manchen Standorten aber sogar schon verdoppelt, sagte der Immobilien-Unternehmer Martin Sperr aus Dorfen. Der bei der Flughafengesellschaft FMG für das Thema Wohnen zuständige Rudolf Strehle sagte, der Mangel an Wohnungen sei für die FMG bei der Suche nach neuen Mitarbeitern ein enormes Problem geworden. Es müsse auch im ländlichen Raum mehr Geschosswohnungsbau ermöglicht, stärker nachverdichtet und höher gebaut werden.

Den Banken in der Region machen die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, der digitale Strukturwandel und das sich verändernde Kundenverhalten zu schaffen. Das sagten übereinstimmend der stellvertretende Vorsitzende des IHK-Regionalausschuss, Christian Sperrer, Geschäftsführer des Freisinger Bankhaus Ludwig Sperrer, der Vorstandsvorsitzende der Kreis- und Stadtsparkasse Erding-Dorfen, Joachim Sommer, und das Vorstandsmitglied der Freisinger Raiffeisen- und Volksbank, Reinhard Schwaiger.

Der Geschäftsführer des Omnibusunternehmens Scharf, Andreas Scharf, berichtete über den sich verschärfenden Verdrängungswettbewerb und den rauer werdenden Ton in der Transportbranche. Scharf kritisierte eine überbordende Bürokratie, die mittelständischen Betrieben das Leben schwer mache. Siegfried Förg von der Firma GBN-Systems für Medizintechnik aus Buch am Buchrain forderte ebenfalls ein Ende der Regulierungswut und mehr Freiheiten für wirtschaftliche Entwicklung.

Heftig kritisierten zudem Heinz und der Fraunberger Bürgermeister Hans Wiesmaier (CSU) das geplante Volksbegehren gegen den Flächenfraß und die im Koalitionsvertrag geplante staatlich verordnete Flächenobergrenze. Beide forderten, dass die Planungshoheit bei den Kommunen bleiben müsse. "Wir gehen sparsam mit Flächen um, von Flächenfraß kann keine Rede sein", so Heinz.

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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