Exkursion mit Landschaftsarchitekten:Heimat- und Sachunterricht im Park

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Etwa dreißig Bürger stapfen im Nieselregen durch den Park. Sie wollen mitreden bei der Sanierung. (Foto: Renate Schmidt)

Zwei Planer erläutern die Entwürfe für die Sanierungt. Gegen einige Maßnahmen regt sich erwartungsgemäß Widerstand

Von Antonia Steiger, Erding

Warum muss diese Fichte weichen? Warum wird der Grainger-Weg verschwenkt? Warum kann das Wildgehege mit Esel nicht bleiben? Denkt denn keiner an die Eltern und ihre Kinder? Stefan Dreibholz und Tobias Ehnes, Mitarbeiter des Landschaftsarchitektenbüros Narr, Rist und Türk, konnten sich am Freitagnachmittag nicht darüber beschweren, dass man ihren Ausführungen vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit schenken würde.

Im unangenehmen Nieselregen waren etwa dreißig Erdinger Bürger gekommen, um sich bei einem Spaziergang durch einen Teil des Stadtparks erklären zu lassen, was im zweiten Abschnitt der Parksanierung passieren soll. Am Montag folgt die nächste Veranstaltung. Von 18 Uhr an erläutern die Landschaftsarchitekten gemeinsam mit Anton Euringer von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt nochmals die Pläne bei einer Informationsveranstaltung für die Bürger im Festsaal des Fischers Seniorenzentrums.

Die Buchen haben sich auch in der Wiese breit gemacht. (Foto: Renate Schmidt)

Erst ein Entwurf

Bisher liegt erst eine Entwurfsplanung vor, die bei den Stadträten auf Zustimmung gestoßen ist. Dass dies einige Bürger anders sehen, war zu erwarten. Die Diskussion wurde fast schon ein wenig heftig, als die Runde bei der Brücke über die Sempt Halt machte, um sich dem Tiergehege zu widmen.

Rainer Mehringer (FW) ist Waldbesitzer und Schaf- und Eselhalter, Thomas Schreder (CSU) ist Jäger. Beide stellten sich denjenigen, die das Damwildgehege um jeden Preis erhalten wollen. Doch die Haltung des Esels und der Mufflons entsprechen nicht mehr den Vorgaben des Tierschutzgesetzes, das Streichelgehege kann jedoch bleiben.

Erdinger Bürger lassen sich die Entwürfe zur Sanierung im Stadtpark erklären. (Foto: Renate Schmidt)

Esel in Einzelhaltung - verboten!

Ein Esel darf mittlerweile aber nicht mehr einzeln gehalten werden, und die Mufflons brauchen einen steinigen Untergrund und mehr Platz, das erläuterten Schreder und Mehringer. Hätte es nicht immer munter weitergenieselt, die Gruppe würde wohl bis zum Einbruch der Dunkelheit dort gestanden haben. Denn die Anhänger von Esel und Mufflon sind hartnäckig.

Zuvor schon hatten Dreibholz und Ehnes zu erklären versucht, warum der eine oder ander Baum weichen muss und welchem Baum dieses Schicksal möglicherweise beschieden sein wird. Entschieden sei das aber noch nicht, welche Bäume umgelegt werden. Wie schon im Rathaus erläutert, sollen vor allem diejenigen Sträucher und Gehölze weichen, die in den Park eigentlich nicht reingehören. Ihre Samen sind aus Hausgärten angeweht worden.

An der Sempt soll es Sitzstufen geben. (Foto: Renate Schmidt)

Auch Bäume müssen gepflegt werden

Schlecht schaut es aber auch für ein paar einheimische Bäume aus. Denn um den Bestand gesund zu erhalten, müsse er hin und wieder gepflegt werden. Mehringer pflichtete Dreibholz in diesem Punkt bei. "Würde man nichts tun, würde der Buchenwald 500 Jahre lang immer weiter wachsen und irgendwann in sich zusammenbrechen", sagte Mehringer.

"Dann hätten die Bürger über Jahrzehnte hinweg gar keinen Wald mehr, nur einen Vorwald." Um dies zu verhindern, müssten einige Bäume gefördert und andere beseitigt werden. Am Beispiel einer Fichte erklärte Dreibholz, wie sich erkennen lässt, dass es manchem Baum gar nicht besonders gut geht. Die Krone ist dünn, und unten bekommt der Baum Konkurrenz durch eine Birke. Die Fichte sei im Stress, sagte Dreibholz. "Die Birke wird sich wohl durchsetzen."

Ein Schwenk nach rechts

Wie im ersten Abschnitt soll auch im zweiten das Wegesystem konsolidiert werde: Aus einer Vielzahl von Wegen und Trampelpfaden soll ein Netz von wenigen Hauptwegen werden. Am offensichtlichsten wird dies am Eingang in den Park in der Nähe der S-Bahn-Station Altenerding. Hier verläuft der Weg künftig nicht mehr geradeaus entlang des Sportplatzes des Anne-Frank-Gymnasium.

Stattdessen macht er gleich einen Schwenk nach rechts, umfasst eine Wiese, auf der jedes Jahr Krokusse blühen, stößt dann auf die Hangkante und führt wieder zurück auf den heutigen Grainger-Weg. Selbstverständlich stößt auch das auf Kritik: Warum muss das sein? Glaubt man denn, dass die Schüler nicht trotzdem auf einen Trampelpfade direkt zur S-Bahn gehen? Dreibholz erwiderte, dass immer dann eine Wegeplanung Erfolg habe, wenn sie bestehende Trampelpfade aufnehme.

Das Hochufer der früheren Sempt

Und genau dies ist auch der Fall: Es gibt bereits einen Pfad, der oben an der Hangkante entlangführt. Diese Hangkante ist das Hochufer einer früheren Semptschleife, sie ist auch eine Vegetationsgrenze: Buchen sollte es eigentlich nur oben geben und nicht unten in der Auenwiese. Die Buchen werden jedoch nicht alle entfernt, auch wenn sie recht intolerant seien und wenig neben sich duldeten, wie Dreibholz sagte. Einige müssen aber doch weichen, doch gehe man "sehr behutsam" vor, versprach Ehnes. Es gibt ein Ziel: die Wiese öffnen und wieder erlebbar machen. Überließe man sie ihrem Schicksal, so wäre sie irgendwann verschwunden.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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