Erding:Zwei Freunde

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Jugendstilkünstler Henry van de Velde und Bildhauer Richard Engelmann lernten sich in Weimar kennen

Von Wolfgang Schmidt

Der deutsch-jüdische Bildhauer Richard Engelmann wurde am 5. Dezember 1868 in Bayreuth geboren. Er lebte von 1913 bis 1937 in Weimar und war dort bis 1933 Professor für Bildhauerei. Im Jahr 1935 wurde ihm durch die Reichskammer der bildenden Künste ein Berufsverbot erteilt. Als die Situation für Engelmann und seine Familie in Weimar unerträglich wurde, übersiedelten sie nach Kirchzarten bei Freiburg, wo er im Alter von 98 Jahren am 11. September 1966 auch starb.

Das architektonische Kleinod in der Wartenberger Eichenstraße hat der weltberühmte Jugendstilkünstler Henry van de Velde entworfen. Engelmanns Erinnerungen an seine Wartenberger Zeit und seine Beziehung zu Henry van de Velde hat der Heimatschriftsteller Wolfgang Johannes Bekh in dem Buch "Der Bildhauer Richard Engelmann und Wartenberg" niedergeschrieben. Demnach hat Engelmann den belgisch-flämischen Architekten und Designer van de Velde in seiner Weimarer Zeit in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg kennen und schätzen gelernt.

Im Jahr 1913 zeichnete dieser seinem Freund ein kleines Landhaus, das zur Vorlage von Engelmanns Sommerresidenz in Wartenberg wurde - einen Plan nach dem Entwurf fertigte der Wartenberger Bauunternehmer Joseph Brädl an. 1917 war das Ferienhaus fertig gestellt. Zum Anwesen gehörten ein Atelier und ein 11 000 Quadratmeter großes Grundstück. Der Bildhauer schwärmt von dem Standort, einem Hügel, "von dem aus man die endlose Ebene über Riding, Fraunberg, Reichenkirchen, Lohkirchen und Erding und in weiter Ferne die Türme der Frauenkirche noch klein wie Kinderspielzeug sah" .

Warum es Engelmann nach Wartenberg zog, darüber blieb Bekh nur die Spekulation: Es könnte die reizvolle Landschaft an der Strogen gewesen sein, die der Bildhauer während seines Münchner Aufenthalts schätzen gelernt habe. Auch der "großzügige Gönner und Mäzen" vieler Münchner Maler und Bildhauer, der Erdinger Rechtsanwalt Joseph Schönherr, könnte eine wichtige Rolle gespielt haben. Der Jurist war der Großvater des heutigen Eigentümers.

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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