Erding:"Zum Besten der Armen"

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Bester Laune: Landrat Martin Bayerstorfer zwischen der Einrichtungsleiterin Elisabeth Lenz (rechts) und deren Assistentin Michaela Heß-Sauer. (Foto: Renate Schmidt)

Die Fischers Wohltätigkeitsstiftung wird 125 Jahre alt. Das wurde jetzt vier Tage lang gefeiert

Von Antonia Steiger, Erding

Dass er im Sinne des Stifter-Ehepaars Katharina und Friedrich Fischer handle, darin ist sich Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) am Freitag ganz sicher gewesen, wie er sagte. Auf den Tag genau waren 125 Jahre vergangen seit dem Tag, an dem Katharina Fischer die Stiftungsurkunde unterzeichnet hat. Das war der 15. Juli 1891. Ihr Mann Friedrich war 1890 gestorben, sie setzte mit diesen Schritt ihren gemeinsamen Willen um. Die Fischers Wohltätigkeitsstiftung hat diesen Anlass vier Tage lang gefeiert - mit Bayernrock, Hoagarten und Frühschoppen. An diesem Freitag waren nun die Stadt- und Kreisräten zusammen gekommen, um einer Verlesung des Testaments zu lauschen, gemeinsam zu essen und zu trinken und bei bester Laune dem Ehepaar zu gedenken.

Die Fischers Wohltätigkeitsstiftung habe sich gut entwickelt, sagte Bayerstorfer, der dem Testament entsprechend als Landrat der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Stiftung ist. Stadt und Landkreis haben nach dem Tod Katharina Fischers den Willen der Fischers umgesetzt und ein Distriktarmenhaus gebaut für die pflegebedürftigen Menschen und Senioren in Stadt und Landkreis Erding. Im Jahr 1900 war das Haus an der Haager Straße fertig, das heute das Fischers Seniorenzentrum beherbergt. Ein beeindruckender Bau, in dem sich wohl zu fühlen der Besucher sich gut vorstellen kann. Die Stiftung, so führte Bayerstorfer in seiner Ansprache aus, habe sich seitdem aber auch den Erfordernissen der Zeit angepasst und auf diese Weise den Stiftungszweck "zum Besten der Armen der ganzen Distriktsgemeinde Erding" erfüllt. So ging die Stiftung in der Betreuung der Senioren auch neue Wege: Seit 2011 gibt es einen Anbau mit Wohnungen für betreutes Wohnen. Die Frauen und Männer, können nach eigenem Geschmack und Bedürfnis Dienstleistungen des Seniorenzentrums wie Essen, Waschen und Pflegeleistungen hinzubuchen. Seit zwei Jahren, so führte Bayerstorfer aus, gibt es auch eine eigene Abteilung für Demenzkranke. Die Geschichte des Ehepaars Fischer ist in Erding jedem Kind bekannt, nicht zuletzt wegen Fischers Fröhlichem Tag, an dem jedes Jahr alle Erdinger Grundschüler frei haben und auf Kosten der Stiftung eine Brotzeit und ein Getränk bekommen. Seit vielen Jahren wird dieser Tag beim Altstadtfest gefeiert.

Dann werden die Kinder an das traurige Schicksal von Katharina und Friedrich Fischer erinnert, die sehr fleißig waren und zu beträchtlichem Wohlstand kamen. Doch starben alle drei Kinder schon früh, die älteste, Therese, wurde 15 Jahre alt. Auch die Mitglieder des Stadtrates und des Kreistages sollen sich regelmäßig an ihre Wohltäter erinnern, so haben diese es in ihrem Testament verfügt: Alle zehn Jahre werden sie zusammengerufen, um einer Verlesung des Testamentes beizuwohnen.

Zur Entschädigung bekommen sie bei diesen Gelegenheit ein üppiges Mahl: Fleischbrühe mit zwei Leberknödeln, Gans- und Entenragout, gekochtes Rindfleisch mit Wirsinggemüse, eine Viertel Ente mit Kartoffelknödel und Salat. So opulent ließ Bayerstorfer am Freitag nicht auffahren, denn es war ja keine turnusgemäße Testamentsverlesung, sondern ein rundes Jubiläum. Und deswegen durfte er auch in einem anderen Punkt von den testamentarisch verfügten Forderungen abweichen: Statt einer "nicht zu kurzen Festansprache" beließ es Bayerstorfer bei einer eher kürzeren Rede.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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