Erding:Warteraum in Warteposition

Lesezeit: 2 min

Laut Bundesinnenministerium wird die Einrichtung am Fliegerhorst vorerst nicht geschlossen. In den kommenden Wochen kommen etwa 200 Personen zur Erstregistrierung an

Von Antonia Steiger, Erding

Der Warteraum Asyl am Erdinger Fliegerhorst wird vorerst nicht geschlossen, das teilt das Bundesinnenministerium auf Nachfrage mit. Es zerstört damit die Hoffnungen des CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz, der bei einem Pressegespräch der Erdinger CSU gefordert hatte, den Warteraum "gänzlich rückzubauen". Es sei nicht davon auszugehen, sagte Lenz, dass sich die Flüchtlingszahlen noch einmal so erhöhten wie im vergangenen Jahr. Wie der Ministeriumssprecher weiter mitteilte, bleibt es des weiteren dabei, dass im Warteraum Asyl demnächst 200 Personen ankommen.

Es ist schon seit einem Monat bekannt, dass in Erding Flüchtlinge aus Griechenland erwartet werden, die innerhalb der Europäischen Union umverteilt werden. Bislang hieß es, im Laufe des Augusts, jetzt heißt es Ende August oder Anfang September. Das Camp wird dann wieder die gleiche Funktion haben wie im vergangenen Winter: Die Menschen werden mit ihren Personaldaten, einem Foto und ihren Fingerabdrücken registriert. Nach einem kurzen Aufenthalt von nicht mehr als drei Tagen geht es für sie weiter in eine Aufnahmeeinrichtung in Deutschland. Wann genau die Flüchtlinge ankommen, weiß man aber auch im Innenministerium nicht: "Der Ausreisetermin wird von griechischer Seite bestimmt, da dort der organisatorische Vorlauf in erster Linie stattfinden muss." Es bleibe jedoch bei der Aufnahme von etwa 200 Personen, unter Umständen reisten noch einige Personen separat ein.

Wie Lenz erklärte, handelt es sich dabei um Menschen aus Ländern mit einer hohen Anerkennungsquote wie Syrien und Afghanistan. Sie werden am Flughafen München ankommen und mit dem Bus nach Erding gebracht. Im Warteraum werden sie registriert, nach maximal 72 Stunden erfolgt die Weiterreise in die Bundesländer.

Ob und wie der Warteraum Erding auch künftig für eine vorübergehende Unterbringung von Asylsuchenden benötigt wird, hängt laut Ministerium "von der künftigen Entwicklung der Zugangszahlen nach Deutschland ab". Dazu sei "derzeit keine zuverlässige Prognose möglich". Eine endgültige Schließung des Warteraums Erding, wie es Lenz anstrebt, komme daher "vorerst nicht in Betracht".

Lenz hingegen vertrat die Auffassung, dass ein Warteraum reichen müsste. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BamF) betreibt in Feldkirchen bei Straubing weiterhin einen weiteren Warteraum. Er werde darauf drängen, sagte Lenz, das Wartezentrum in Erding zu schließen, "wenn sich bis Herbst nichts ändert". Es sei zwar nicht vorherzusehen, wie sich die Lage in der Türkei entwickle. Aber weil die Flucht gefährlicher geworden und weil die Balkanroute geschlossen sei, gehe er davon aus, dass die Flüchtlingszahlen nicht wieder auf das Niveau des vergangenen Jahres schnellten. Lenz zufolge wird außerdem darüber nachgedacht, den Betrieb des Warteraums der Bundeswehr zu übergeben, "um Geld zu sparen".

Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro sind laut Lenz der Bundesrepublik durch de Warteraum in Erding auf dem Gelände des Fliegerhorstes entstanden. 100 000 Menschen seien dort erstregistriert worden, bevor sie bundesweit in Erstaufnahmeeinrichtungen verteilt worden seien.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: