Erding:Warten auf den Startschuss

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Wenn die Freigabeerklärung für die künftige Bahnhofsfläche vorliegt, kann die Suche nach Altlasten am Fliegerhorst Erding beginnen

Antonia Steiger

Der Fliegerhorst Erding nach dem Luftangriff auf Erding. Ob Blindgänger oder andere Schadstoffe: Die Militärfläche wird von Altlasten geräumt. (Foto: Peter Bauersachs)

- Die Bundesanstalt für Immobilien (Bima) ist gerüstet: Wenn das Bundesverteidigungsministerium die Flächen für den geplanten Bahnhof im Eingangsbereich des Fliegerhorstes offiziell freigibt, stürzen sich die Mitarbeiter der Bima in die Arbeit: Die Bima wird die Flächen von Altlasten befreien, bevor sie den Grund verkauft. Die Kosten trägt die Bima ebenfalls, wie Otto Mayr sagt, der Leiter des Portfoliomanagements Bayern: "Die Bima ist gehalten, nur untersuchte und sanierte Gebiete zu veräußern."Doch solange die Freigabe nicht offiziell erfolgt, passiert nichts. "Uns beschäftigt der Fliegerhorst Erding noch nicht so intensiv", sagen Mayr und Hans-Peter Fehr von der Bima in München.

Auch die Bundeswehr kümmert sich um Altlasten auf ihrem Gelände - allerdings nur vor dem Hintergrund einer militärischen Nutzung, wie Mayr sagt. Eine weitergehende Untersuchung erfolge erst, wenn die Flächen freigegeben werden. Die erste Phase ist einer historische Erkundung des Geländes gewidmet: An welcher Ecke erfolgte welche Nutzung? Wo stand einmal eine Tankstelle? Um dies herauszubekommen, wühlen sich die Bima-Mitarbeiter durch Archive und befragen Zeitzeugen. In der nächsten Phase werden Bodenproben entnommen, um Kontaminierungen auf die Spur zu kommen. Würde sich dies bestätigen, folgt eine Detailuntersuchung zu Ausmaß und Umfang. Stellt sich heraus, dass die Verunreinigung umweltrelevant ist, wird die Sanierung durchgeführt.

Bei der Suche nach Kampfmitteln im Boden ist das Vorgehen ähnlich: Mit Luftbildern und in Archiven wird nach ehemaligen Flugabwehr-Stellungen geforscht, die Flächen werden sondiert. Die technischen Möglichkeiten bei der Suche nach Blindgängern haben sich laut Mayr erheblich verbessert. Einige Blindgänger seien auf diese Weise gefunden und aus dem Boden geholt worden. Doch auch wenn der Boden sondiert ist, werde eine solche Fläche "nicht aus dem Verdacht entlassen". Das bedeutet: Bei jeder baulichen Betätigung auf dem Gelände werden Experten am Ort sein für den Fall, dass man auf alte Munition stößt. Sechs bis acht Meter tief können nicht gezündete Bomben ins Erdreich eindringen, sagt Mayr, was sowohl von der Art der Bombe als auch von der Bodenbeschaffenheit abhängt.

Etwa zwei Jahre dauert die Untersuchung und Sanierung durch die Bima, "dann sind wir draußen", sagt Mayr. Fraglich wird in Erding sein, ob für die Einrichtungen, die auf den 130 000 Quadratmetern für den Bahnhof stehen, Ersatz geschaffen werden muss. Auf jeden Fall müssen Leitungen verlegt werden, die laut Oberst Michael Rethmann unterirdisch im Eingangsbereich zusammenlaufen. Eine Teilflächenfreigabe kostet immer Geld, sagt Fehr. Denn zumindest der Zaun müsse immer neu gesetzt werden.

Auch wenn die Böden saniert und die Kampfmittel beseitigt sind: Nicht jede Fläche eignet sich gleichermaßen für eine spätere Nutzung. "Wo früher mal eine Tankstelle war, sollte nicht unbedingt ein Kinderspielplatz gebaut werden", sagt Otto Mayr. Wie das Gelände künftig genutzt werden soll, das ist Gegenstand einer Städtebauplanung. Und dieses Konzept muss eine Kommune der Bima vorlegen. Auch Erding hat dies schon getan. Der erste Entwurf, der der städtebauliche Entwicklung einen Schubs geben sollte, sei "zustimmend zur Kenntnis genommen worden", bestätigen die Bima-Mitarbeiter. Die Bima wolle den Kommunen keinen Ärger machen, sagt Mayr.

Ein Plan für die spätere Nutzung des Geländes ist dann auch die Arbeitsgrundlage für die Gutachter, die den Wert des Geländes berechnen. Will die Kommune eine schwer zu sanierende Fläche für Wohnraum nutzen - zum Beispiel weil auch außerhalb des Flughafenzauns Wohnungen stehen -, steht auch hier die Bima nicht im Wege, wie Mayr sagt. Zwar sei die Sanierung dann teurer. "Aber dafür geht auch der Preis für den Grund nach oben." Und davon profitiert dann auch die Bima.

© SZ vom 13.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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