Erding und das Geld:Dickes finanzielles Polster

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Der Kämmer wartet beim Jahresabschluss 2017 mit Rekordzahlen auf: Die Gewerbesteuereinnahmen lagen mit fast 37 Millionen Euro um vier Millionen Euro höher als geplant

Von Philipp Schmitt, Erding

Die Stadt Erding boomt und steht finanziell trotz großer Herausforderungen so gut da wie noch nie: Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) und Stadtkämmerer Hermann Held präsentierten am Dienstag dem Stadtrat zum Jahresabschluss 2017 Rekordzahlen: "Die Zahlen sind höchst erfreulich", sagten Gotz und Held, die SPD-Stadträtin Jutta Harrer sprach von einem "großartigem Ergebnis". 2017 sei wie schon in den Vorjahren aus finanzieller Sicht für die Stadt und die Stiftungen gut verlaufen, hieß es.

Im Verwaltungshaushalt wurden beim Jahresabschluss für 2017 Einnahmen und Ausgaben im Rekordvolumen von 95,8 Millionen Euro ermittelt, festgesetzt war bereits im Haushaltsansatz ein Rekord von 90,9 Millionen Euro, im Vermögenshaushalt waren es 37 Millionen Euro, festgesetzt waren 28 Millionen Euro. Die Steuereinnahmen haben 2017 die Erwartungen erneut übertroffen und mehr Geld als geplant in die Stadtkasse gespült: Die Gewerbesteuereinnahmen lagen mit fast 37 Millionen Euro um vier Millionen Euro höher als geplant. Die Rücklagen als wichtiges finanzielles Polster schnellten auf den höchsten Stand der Stadthistorie. Die Verschuldung lag bei 1,1 Million Euro.

2017 konnte im Verwaltungshaushalt ein Überschuss von mehr als 24 Millionen Euro erzielt werden. Es war eine Zuführung zum Vermögenshaushalt von 9,8 Millionen Euro möglich, was dazu führte, dass die geplante Entnahme aus den Rücklagen von fast zwölf Millionen Euro in eine Rücklagenzuführung von netto 9,3 Millionen Euro gedreht werden konnte. Damit konnte auf die ursprünglich geplante Entnahme aus den Rücklagen verzichtet werden.

Weil Stellen nicht besetzt werden konnten lagen die Personalkosten mit 382 000 Euro unter dem Haushaltsansatz. Wegen der zusätzlichen Einnahmen konnten 2017 viele Maßnahmen angepackt und Investitionen getätigt werden, "ohne auf die Substanz zurück greifen zu müssen". Im Verwaltungshaushalt wurde ein "enormer Überschuss" erwirtschaftet, der zur Finanzierung der Ausgaben im Vermögenshaushalt beigetragen hat. Gotz und Held warnten aber vor zu großer Euphorie, trotz der guten Wirtschaftslage sei das 2017 erzielte Ergebnis keine Selbstverständlichkeit. OB und Stadtkämmerer mahnten wegen der enormen finanziellen Herausforderungen zur Vorsicht: Für die geplanten großen Zukunftsprojekte wie der im Zusammenhang mit dem neuen Erdinger Bahnhof im Fliegerhorst und dem S-Bahnringschluss geplanten Tunnellösung brauche die Stadt künftig Gotz zufolge "einen großen Batzen" von den Rekord-Rücklagen - wobei Gotz betonte, dass für die Finanzierung des wichtigen städtischen Ziels "Untertunnelung" im Stadtrat parteiübergreifend Konsens darüber bestehe, dass dafür erhebliche Mittel aus der Stadtkasse zur Verfügung gestellt werden müssen.

Held fügte an, dass in den nächsten Jahren durch weitere kostenintensive Vorhaben wie Nordumfahrung, Einschleifung, Fliegerhorst-Konversionsflächen, Tunnellösung, Schulhaus-Sanierung Lodererplatz, Rathauserweiterung und für ein zusätzliches Verwaltungsgebäude finanzielle Herausforderungen anstehen. Die Erfüllung der Pflichtaufgaben sollte deshalb trotz der derzeit prall gefüllten Stadtkassen weiter Prioriät haben, es müsse weiter sparsam gewirtschaftet werden. Freiwillige Leistungen sollten kritisch auf den Prüfstand. Falls die Stadt die das Stadtgebiet betreffenden 360 Hektar des Fliegerhorst-Areals erwerben sollte, um das für die Stadtentwicklung wichtige Gelände in Besitz zu bekommen, würde nach Einschätzung des Kämmerers für den Kauf "eine Menge Geld erforderlich" sein. Auch im Zusammenhang mit dem S-Bahnringschluss zur direkten Anbindung Erdings an den Flughafen und den geplanten neuen Erdinger Verbindungsbahnhof müsse die Stadt für große Investitionen gewappnet sein: Bereits 2018 wurden für die von Gotz erwähnte und vom Stadtrat gewünschte Untertunnelung in einer ersten Rate etwa acht Millionen Euro fällig. Weil es die voraussichtlich letzte Stadtratssitzung für Hermann Held vor dem Ruhestand war, sagte Gotz im Namen des Stadtrats "vielen Dank für die mit Herzblut geleistete gute Arbeit und alles Gute für die Zukunft".

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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