Die Übernachtungszahlen in Erding sind im ersten Quartal sprunghaft angestiegen. Von Januar bis März logierten ein Viertel mehr Gäste in der Stadt als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Grund für dieses außerordentliche Plus hat einen Namen: Das Hotel Victory in der Therme Erding, das seit seiner Eröffnung im vergangenen Jahr Gäste aus ganz Deutschland und Europa anzieht.
Schon seit Jahren ist in Erding ein regelrechter Tourismus-Boom zu beobachten. In den 13 Jahren seit 2002 hat sich die Zahl der Übernachtungen etwa vervierfacht. Zweistellige Zuwachsraten von einem Jahr aufs andere waren bei dieser rasanten Entwicklung zwar auch schon früher keine Seltenheit. Doch die jüngste Steigerungsrate von 24,3 Prozent bei der Zahl der Übernachtungsgäste ist ein neuer Rekord.
Wundern muss das indes niemanden. Das Therme-Hotel hat 128 Zimmer, ist damit nicht nur das neueste, sondern auch das größte Hotel in der Stadt. Laut Auskunft von Hotel-Managerin Kirsten Schneider-Kohnke lag die Auslastung zuletzt zwischen 70 und 80 Prozent. Dass die Zahl der Übernachtungen in Erding allgemein so stark angestiegen ist, sei eine Bestätigung dafür, dass das Victory Hotel nicht den bereits länger bestehenden Erdinger Hotels die Gäste wegnehme, sagt Schneider-Kohnke: "Wir machen das, was wir allen in der Stadt versprochen haben: Wir haben neue Kundenkreise akquiriert und neue Märkte geöffnet."
Tatsächlich ist bei den anderen Erdinger Hotels zwar durchaus ein gewisser Gäste-Rückgang zu verzeichnen. Das zeigt die Quote für die Auslastung der Hotelbetten, die in Erding von 61,9 Prozent im ersten Quartal 2014 auf nunmehr 55,4 Prozent zurückgegangen ist. Doch eine Belegungsquote von mehr als 50 Prozent ist immer noch überdurchschnittlich gut. Der Durchschnitt in Oberbayern betrug in den ersten drei Monaten dieses Jahres bei nur 38,4 Prozent. Das Therme Hotel ist zwar eine Konkurrenz in Erding, tut den Mitbewerbern aber nicht besonders weh.
Für Schneider-Kohnke steht indes fest, dass das ihr Hotel eine ganz eigene "europäische Reisedestination" ist. Die meisten Gäste kommen zwar aus Deutschland. Doch ein nicht unbeachtlicher Teil reise extra aus dem Ausland an. An erster Stelle sind es Österreicher, auf Platz lägen die Schweizer und an dritter Stelle Besucher aus Italien. "Wir haben Gäste, die kommen aus Neapel, die setzen sich da ins Flugzeug und checken zwei Stunden später bei uns." Der größte Teil ihrer Hotelgäste machten in der Therme einen Kurzurlaub, andere blieben aber auch bis zu zehn Tage. Letztere gingen dann nicht unbedingt jeden Tag in der Therme zum Baden und Saunieren, sondern unternähmen zwischendurch Ausflüge nach München, Neuschwanstein oder in die Berge.
Außer Urlaubsgästen logierten jedoch auch immer mehr Geschäftsleute im Victory Hotel. "Wir bedienen den kompletten Business-Markt", sagt Schneider-Kohnke - ob Messebesucher, Crew-Mitglieder von Fluggesellschaften auf Zwischenstopp oder Geschäftsleute, die in München Arbeitstermine haben. Denn viele "der großen Unternehmen" wollten ihren Mitarbeitern eine attraktive "Work-Live-Balance" bieten - "und das kann man bei uns perfekt umsetzen".
Beim Stadtmarketing der Großen Kreisstadt nimmt man die neuesten Zuwachsraten bei den Übernachtungszahlen zwar mit großer Genugtuung zur Kenntnis. Dennoch lehnt man sich nicht zufrieden zurück. An diesem Mittwoch präsentieren Studenten der privaten Hochschule IUHB aus München die Ergebnisse ihrer Studienarbeiten zum Thema "Wie können wir Erding als touristische Destination gemeinsam attraktiver gestalten". Die Studentenarbeiten wurden mit Unterstützung durch die Therme Erding und der Privatbrauerei Erdinger Weißbräu erstellt, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Dabei wurden vier Zielgruppen untersucht: Familien, "nachhaltigkeitsbewusste Reisende", Kulturinteressierte und "Reisende mit Service-Bedarf."