Erding:Stücke zum Nachdenken

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Jutta Kistner will den Theaterabonnementen in der Stadthalle stets eine gute, aber auch anspruchsvolle Mischung an Werken anbieten

Von Sophia Führmann, Erding

Theater, Kabarett, Musicals, Konzerte, Poetry Slam - bei einer solchen Auswahl fällt die Entscheidung für die richtige Veranstaltung in der Stadthalle Erding schwer. Die Abonnements der Stadthalle helfen Kulturliebhabern, das Programm 2016/2017 besser zu planen. Mit einem Theaterabo kann man nämlich für 68 Euro drei ausgewählte Inszenierungen besuchen: Am Dienstag, 18. Oktober, steht "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch auf dem Programm, am Mittwoch, 16. November, die Komödie "Der Vorname" von Matthieu Delaporte und Alexandre Patellière, und am Dienstag, 2. Mai 2017, "Die Dinge meiner Eltern" ein Solostück von Gilla Cremer. Letzteres habe Jutta Kistner, Geschäftsführerin der Stadthalle Erding vor allem thematisch sehr berührt, da es von Lebenserinnerungen der Eltern- und Kindergeneration handle.

Das Abo ist ideal für Theaterbegeisterte mit langem Planungshorizont. Wer letztendlich doch verhindert sein sollte, kann sein Ticket auch auf andere übertragen. Zum Angebot gehören ein Wunschsitzplatz und jeweils ein Einführungsvortrag, in dem 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn Dramaturgen oder Schauspieler über die Entstehung des Stücks oder über den literaturgeschichtlichen Hintergrund des Werks sprechen.

Laut Kistner hat sich in den vergangenen Jahren ein fester Stammkundenkreis von mehr als 100 Abonnenten gebildet. Und das, obwohl es eine gewisse zeitliche Bindung erfordere. "Das ist in der heutigen Zeit auch für Senioren schwierig", sagte Kistner. Das Abo gebe es nach ihrer Aussage schon sehr lange, es sei genauso alt wie die Stadthalle - also circa 30 Jahre. Daneben gibt es auch das sogenannte Wahlabo. Hier erhält der Kunde Rabatt, wenn er zwei oder mehr verschiedene Veranstaltungen kombiniert bucht.

Foto: Sabine Haymann (Foto: privat)

Einzigartig für Erding sei, dass sich eine Interessensgruppe herausgebildet habe, die auf gehobenes Theaterschauspiel Wert legt. "Das ist alles andere als selbstverständlich", stellte Kistner begeistert fest. "Ich werde auch weiterhin mit renommierten Bühnen wie den Hamburger Kammerspielen und verschiedenen Landestheatern zusammenarbeiten." Diese hätten den richtigen Riecher für Werke, die die Gesellschaft umtrieben und auf aktuelle Themen Bezug nähmen wie zum Beispiel die Flüchtlingskrise. "Mir ist wichtig, dass das Programm eine gute, aber auch anspruchsvolle Mischung ist und das Publikum nicht überfordert", sagte sie.

Dennoch sei die Programmauswahl immer mit einem gewissen Risiko verbunden, aber Jutta Kistner beteuerte: "Wir wollen der Spiegel dessen sein, was auf den deutschen Bühnen von statten geht und haben keine Angst vor aktuellen Stücken und Schockeffekten. Es sollen immer wieder Überraschungen dabei sein."

Sich nicht nur berieseln zu lassen, sondern durch die Stücke zum Nachdenken angeregt werden - das macht Kultur aus", betonte sie. Ein Theaterbesuch eröffne neue Impulse und Sichtweisen. So entfache zum Beispiel "Der Vorname" aufgrund einer Diskussion über die Auswahl eines passenden Vornamen (Adolphe) moralische und politische Grundsatzkonflikte. Das Stück lebe von Wortgefechten und Pointen und werde daher im Moment an vielen Bühnen gespielt. "Ich freue mich darauf, wer das nicht sieht, lässt sich etwas entgehen. Das ist Unterhaltung auf hohem Niveau", sagte sie. Schauspieler Martin Lindow, bekannt aus TV-Serien wie Polizeiruf 110, besetzt eine Hauptrolle bei der Inszenierung in Erding. "Ich bin sehr gespannt, wie das aufgenommen wird", erzählte Jutta Kistner.

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Die Programmpalette in der Stadthalle ist weit gefächert: vom Musical "Evita",...

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...über einen literarischmusikalischen Abend mit Miroslav Nemec...

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...und Monika Baumgartner, die die Alpenweihnacht präsentieren wird,...

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...bis hin zum Wechseljahre-Musical "Heiße Zeiten". Es dürfte also für jeden was dabei sein.

Sie selbst werde versuchen, die meisten Stücke anzusehen. Obwohl sie diese nicht nach ihrem eigenen Geschmack ausgewählt habe, sondern danach, was das Erdinger Publikum interessieren könnte.

Noch ist nichts ausverkauft und auch das Theaterabo kann man bis zum Beginn des ersten Stücks buchen. Auch wenn der Verkauf von Opern wie "Der Freischütz" (11. Dezember) holprig anläuft, verkaufen sich andere wie Kabarettist Josef Hader (19. Januar 2017) und Luise Kinseher (16. September) umso besser. Auch "Eigengewächse" wie Martina Eisenreich, Violinistin aus Erding, oder Luke Dimons Zaubershow stoßen auf viel positive Resonanz. Kistners Geheimtipp ist das Musical "Oschnputtl", mit dem der Niederbayer Tom Bauer einen Überraschungshit landete. Am 27. November wird das Ensemble in Erding seinen letzten Auftritt über die Bühne bringen.

Mehr Infos zum Abo-Spielplan sind unter www.stadthalle-erding.de zu finden.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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