Erding:Strafzins ab einer halben Million

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Sparkasse erhebt "Verwahr-Entgelt"

Die Sparkasse Erding-Dorfen ist dem Beispiel anderer Banken gefolgt und erhebt seit 1. September ein sogenanntes "Verwahr-Entgelt" von 0,4 Prozent, wenn auf einem Konto mehr als 500 000 Euro liegen. Damit gibt die Sparkasse die Zinsen weiter, die die Bank selbst bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zahlen muss, wenn sie überschüssige Einlagen über Nacht dort parkt. Bisher geben die Banken diese "Strafzinsen" aber nur an institutionelle Anleger und Firmenkunden weiter. "Für 99 Prozent der Kunden ist das ohne Relevanz. Unser Ziel ist unverändert, von Verwahrentgelten bei Privatkunden abzusehen. Seriös ausschließen kann das aber bei Anhalten der aktuellen Niedrigzinspolitik der EZB für die Zukunft niemand", sagt Stefan Fink, Leiter Vorstandsstab bei der Sparkasse Erding-Dorfen.

Wer auf seinem Konto Geld bis zur Höhe einer halben Million Euro liegen hat, hat zwar keine Nachteile bei der Sparkasse Erding-Dorfen, aber mit den Zinsen wird er auch nicht reich. Als gewerblicher Kunden erhält er gar keine Zinsen, als Privatkunde zwischen 10 000 und 250 000 Euro nur 0,02 Prozent. Darunter und darüber ebenfalls keinen Cent. Dafür wird es teuer, wenn man sein Konto überzieht. Die Sollzinsen für Dispokredite betragen 9,39 Prozent. "Der Dispo-Zins orientiert sich an einem Referenzzins. Fällt dieser, wird der Dispo-Zins stichtagsbezogen angepasst. Der Dispo-Zins ist bei unserer Sparkasse teilweise deutlich niedriger als bei den meisten regionalen Instituten. Zudem berechnen wir - auch anders als die meisten Mitbewerber - keinen zusätzlichen Zinsaufschlag, wenn der Dispo-Rahmen temporär überzogen ist. Was bei der Höhe des Dispo-Zinses oft vergessen wird: schon bei der Einräumung eines Dispokredits entstehen der Sparkasse erhebliche Eigenkapital- und Liquiditätskosten - egal ob der Kunde den Dispo in Anspruch nimmt oder nicht", begründet Stefan Fink die Höhe der Zinsen.

Für Privatkunden schließen die meisten deutschen Geldhäuser das "Verwahrentgeld" offiziell aus. Der gewöhnliche Sparkassenkunde muss weiterhin keine Negativzinsen fürchten, wie Verbandspräsident Michael Ermrich versicherte. "Wir wissen, dass viele unserer Kunden kaum Geld haben, deshalb besteht das Thema da nicht." Nur die Skatbank, eine zum Genossenschaftssektor gehörende Direktbank aus dem thüringischen Altenburg, hatte jüngst für Beträge über eine halbe Million Euro Negativzinsen eingeführt. Viele Geldhäuser bieten inzwischen auch keine kostenlosen Girokonten mehr an oder erhöhen die Gebühren für Kontoführung und Kreditkarten. Bei der Sparkasse Erding-Dorfen ist das "GiroKlassik-Konto zwar kostenfrei zu führen, aber erst bei einem monatlichen Durchschnitts-Guthaben von 1900 Euro, ansonsten fällt ein monatlicher Grundpreis von 3,90 Euro an. "Kostenlose Girokonten anzubieten, ist betriebswirtschaftlich vor dem Hintergrund der Niedrigzinsen zunehmend schwieriger vertretbar. Insofern werden wir die Entwicklung der nächsten Wochen abwarten und sehen, ob wir solche Angebote ab 2017 in unveränderter Form aufrecht erhalten können, oder ob es punktuelle Anpassungen geben wird. Generell ist der Wettlauf, dass eine Bankdienstleistung möglichst kostenlos sein soll, beendet", sagt Fink.

© SZ vom 30.09.2016 / wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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