Erding:So viel Zuzug wie noch nie

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Seit dem Bau des Flughafens ist Erdings Bevölkerung um ein Drittel gewachsen. Im vergangenen Jahr waren es 1050 Menschen, die hinzu kamen. Das sind mehr als je zuvor

Von Florian Tempel, Erding

Die Einwohnerzahl in Erding hat so rasant und stark zugenommen wie noch nie. Nach den Zahlen des städtischen Einwohnermeldeamtes waren zum jüngsten Stichtag am 30. Juni in Erding 37 590 Menschen gemeldet. Das sind 1050 Personen mehr als noch ein Jahr zuvor. Ein annähernd so großes Bevölkerungswachstum von fast drei Prozent in einem Zeitraum von nur zwölf Monaten hatte es zuletzt von 1999 auf 2000 gegeben. Damals blieb der Zuwachs aber unter der Marke von 1000 neuen Bürgern.

Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) hatte bereits im Frühjahr mehrmals den starken Zuzug in die Stadt zum Thema gemacht. Im Januar hatte er die Zahlen für das Jahr 2013 erhalten, das ein Saldo beim Einwohnerwachstum von 860 zusätzliche Bürgern auswies. Schon dieses Zahl lag deutlich über dem, was man erwartet hatte. Gotz sagte daraufhin, die Einwohnerentwicklung sei für die Stadt "kaum noch zu stemmen" und Erding dürfe nicht weiterhin so schnell wachsen. Der starke Zuzug löse in der Bevölkerung vermehrt Verunsicherungen aus, denn es sei nicht einfach, so viele neue Bürger in der Stadt zu intergieren. Zudem muss die Planung für Infrastruktureinrichtungen ständig überprüft und gegebenenfalls nachgebessert werden. So reichen zwar die Kita-Plätze in der Stadt aktuell noch aus. Ziehen aber noch mehr Familien in den Landkreis, könnte das schnell weitere Kindertagesstätten nötig machen.

Die Stadt wächst an mehreren Stellen. Das Neubaugebiet südlich des Korbinian-Aigner-Gymnasiums ist fertig und komplett bezogen und dürfte zu einem nicht unbedeutenden Teil für den zuletzt enormen Zuzug mitverantwortlich sein. Das noch größere Wohngebiet an der Sigwolfstraße gegenüber dem Gewerbegebiet Erding West wird in den kommenden Jahren der Stadt noch ein stetiges Einwohnerwachstum bescheren. Es wird aber nicht das letzte große neue Wohngebiet bleiben.

Gotz spricht sich zwar stets für "moderates Wachstum" aus. Andererseits ist der Zuzugsdruck nach Erding enorm. Die Preise auf dem Mietmarkt reichen bei Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen mittlerweile an das horrende Münchner Niveau heran. Da die Mietpreise in der Großstadt jedoch scheinbar unaufhaltsam weiter steigen, ist Erding immer noch vergleichsweise günstiger. Dass die weitere Ausweisung von Wohngebieten die Preise bei Kauf- und Mietimmobilien drücken könnte, ist eine Hoffnung, die sich als trügerisch herausgestellt hat. Dazu kommt, dass angesichts des nach wie vor niedrigen Zinsniveaus Anleger Geld in Immobilien in Erding investieren. Erst in der vergangenen Woche hat eines der größten Immobilienunternehmen Deutschlands, die Deutsche Annington Gruppe, die Übernahme von 112 Wohnungen in der Stefanstraße bekannt gegeben. Die vormaligen Dewag-Wohnungen sind dabei sicher nicht die gediegensten und die Stefanstraße gehört kaum zu den attraktivsten Wohnlagen in der Stadt. Doch offenbar sehen die neuen Eigentümer auch den Kauf solcher Wohnungen als zukunftsträchtige Investition.

Das Wachstum Erdings, das seinem 2013 verliehenen Titel Große Kreisstadt auch im Wortsinn immer mehr gerecht wird, ist in Bayern einzigartig. Keine Stadt in vergleichbarer Größe hat in den vergangenen Jahren bei der Einwohnerzahl derart zugelegt. Der Bau des 1992 eröffneten Flughafens München ist fraglos das bestimmende Moment für die Bevölkerungsentwicklung. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist die Einwohnerzahl der Stadt seit 1992 um mehr als 30 Prozent gewachsen. Von Jahr zu Jahr schwankte der stets positive Saldo bei der Bevölkerungszunahme allerdings erheblich. Im langjährigen Schnitt lag er bei etwa 400 Menschen pro Jahr. Es gab dabei jedoch immer wieder Ausreißer noch oben und nach unten. Am geringsten war das Einwohnerplus zuletzt von 2004 auf 2005, als unter dem Strich lediglich 64 neue Bürger in Erding registriert wurden.

© SZ vom 19.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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