Erding:Realistische Vision

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Der Siegerentwurf: Drei statt acht Parkplätze und ein Platz mit Springbrunnen, der schön aussehen und den Verkehr beruhigen soll. (Foto: WildCat Media Service/OH)

Der Siegerentwurf eines Fotowettbewerbs zur Stadtentwicklung trifft in der Politik auf Wohlgefallen

Von Sebastian Fischer, Erding

Burkhard Köppen hat sich gleich weit aus dem Fenster gelehnt. Der CSU-Politiker, der im Stadtentwicklungsausschuss sitzt, hat den Facebook-Post von Dieter Gerlspeck gesehen, die Fotomontage eines neugestalteten Platzes im Erdinger Stadtzentrum vor der Sparkasse in Richtung Haager Straße. Das gefiel ihm so gut, dass er spontan kommentierte, sinngemäß: "Der Platz wird kommen."

Nun ist es so weit zwar noch nicht, aber immerhin, sagt Gerlspeck, Vorstand der Interessengemeinschaft Ardeo, "freut es uns, wenn unsere Idee ernst genommen wird, und nicht für die Luft ist." Denn die Fotomontage "Brücke zur Haager Straße" hat den von der Stadt ausgeschriebenen Fotowettbewerb zum Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (Isek) gewonnen. Die Idee sieht einen Platz vor, der thematisch an den Schrannenplatz angelehnt ist: Kugelförmige Poller sollen den Bürgersteig begrenzen, ausgedehnter als bislang. In der Mitte des Platzes steht ein Brunnen. "Eine deutliche optische Aufwertung", verspricht sich Gerlspeck von dem Entwurf, außerdem: "Mehr Raum für Fußgänger, und die Mobilität bleibt erhalten." Von einer Fußgängerzone, die für die Erdinger Innenstadt immer mal wieder im Gespräch ist, hält er nichts: "Das wäre unnötig."

Die Reaktionen aus der Politik seien fraktionsübergreifend positiv, sagt Thomas Albrecht, der zweite Vorsitzende von Ardeo. "Ich gehe davon aus, dass es einen solchen Platz geben wird", sagt Burkhard Köppen. Er will nicht spekulieren, in welchem Zeitraum das Projekt verwirklicht werden könnte, der Umbau stehe ja nicht ganz oben auf der Agenda und sei bestimmt auch nicht ganz billig. Doch der Entwurf sei realistisch. Köppen gefällt, dass ein Platz den an der Stelle teils unübersichtlich dreispurigen Verkehr beruhigen könnte und ein weiterer Begegnungspunkt in der Innenstadt wäre. Gerlspeck und Albrecht geht es auch um die Verschönerung der Haager Straße, wo derzeit einige Geschäfte leerstehen. "Dort wird zu wenig getan", sagt Gerlspeck. Als der Preis ausgeschrieben wurde, machten sie zunächst mit einer Drohne Aufnahmen von der Innenstadt, bevor die grafische Umsetzung begann. Das Retuschieren habe mehrere Arbeitstage in Anspruch genommen, sagt Albrecht: "Wir haben mit viel Liebe und Leidenschaft gearbeitet."

Im Rathaus heißt es, den Entwurf habe die Jury (bestehend aus den Fotografen Lothar Ritze-Bodenstein und Peter Bauersachs sowie Lolita Liening von der Erdinger Stadtplanung und Günther Pech vom Stadtmarketing) sicher nicht umsonst ausgewählt. Der Vorschlag werde geprüft und möglicherweise - so oder in ähnlicher Form - dem Stadtrat vorgelegt. Die jüngste Bürgerwerkstatt im Rahmen des Isek im Juli hatte ergeben, dass sich die Erdinger mehr Begegnungsstätten, mehr Grün und Sitzgelegenheiten in der Altstadt wünschen. Daraus soll bis Jahresende eine Handlungsempfehlung entstehen.

Dass der Ardeo-Entwurf durchaus umstritten ist, zeigt das Spektrum der Diskussion auf Facebook: Manchen wären die fünf wegfallenden Parkplätze schon zu viel - andere fordern eine Fußgängerzone. Sicher ist jedoch, dass der Vorschlag realistischer ist, als der durchaus reizvolle zweitplatzierte Entwurf: Norbert Senser aus Inning hatte den Schrannenplatz zu einem Teich umgestaltet.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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