Erding:Ordentlich Druck

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"Die wichtigsten Leitungen laufen hier zusammen": Das Unternehmen Bayernets nimmt in Finsing eine neue Station in Betrieb, an der sich Erdgaspipelines aus ganz Süddeutschland treffen

Von Mathias Weber

Noch war einiges los am Freitagmorgen, einige hundert Meter vor den Toren Finsings. Bayerische Volksmusik lag in der Luft, genauso wie Gesprächsfetzen und der Geruch nach Mittagessen. Aber schon am Wochenende wird wieder Ruhe eingekehrt sein: Dann wird die neue Gasmess- und Druckstation, die im Beisein einiger Festgäste feierlich eröffnet wurde, nur noch leise vor sich hinsummen. Arbeiten wird dort nämlich selten jemand, alles geht automatisch. Wenn in der Zentrale der Bayernets GmbH in München, die die Station betreibt, jemand einen Knopf drückt, drehen sich in Finsing die Gashähne wie von Geisterhand.

Am Freitag aber wurde noch in Anwesenheit von Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer und Landtagsabgeordneter Ulrike Scharf gefeiert. Und nicht ohne Stolz präsentierte der Geschäftsführer der Bayernets, Rainer Dumke, die Station: An der "Transportdrehscheibe Finsing" habe man sie errichtet, dort, wo sich viele Gasleitungen des Unternehmens treffen: die großen Leitungen aus Burghausen etwa, oder die aus Ingolstadt. Hier, in der neuen Mess- und Druckstation finden sie zusammen; Hier wird ein Druckausgleich herbeigeführt, der dafür sorgt, dass das Gas aus kleineren Leitungen, in denen ein bestimmter Druck herrscht, in andere, vielleicht größere Leitungen mit höherem Druck gepumpt werden kann. Zum Vergleich: Durch die Finsinger Station werde im Jahr so viel Erdgas gepumpt, dass der Chiemsee damit gefüllt werden könnte. Insofern, so Dumke, sei gerade diese eine Station wichtig für die Versorgungssicherheit in ganz Südbayern.

Fünf Millionen Euro hat sich das das Unternehmen kosten lassen. Viel sieht man allerdings davon nicht: Wie Bauleiter Richard Schreiber erklärt, befinden sich die eigentlichen Knotenpunkte alle unter der Erde. "Das Investment ist im Boden", sagt er. Die eigentliche Station - nicht viel größer als ein Einfamilienhaus - beherbergt nur Heizsysteme, die die Temperatur der Gase verändern, sowie Überwachungssysteme.

Die Qualität des Erdgases sei übrigens ausgezeichnet, sagt Bauleiter Schreiber. Und ja, er kann sich schon denken welche Frage kommt: Das Gas hier in Finsing kommt zum Großteil aus Russland, "Russengas" nennen sie es im Alltag. Und Schreiber rechnet auch schon mit der nächsten Frage: Was passiert, wenn das Russengas ausbleibt? "Dafür haben wir Gasspeicher", sagt er. Fünf sind das im süddeutschen Raum, und die seien erst mal ausreichend gefüllt. Die Versorgungssicherheit sicherzustellen, dass sei am Ende aber Aufgabe der Politik.

Aller Voraussicht nach wird die jetzige Station - Finsing 1 genannt - nicht die letzte bleiben. Finsing 2 ist schon geplant und soll von 2016 an gleich nebenan gebaut werden. Auch Finsing 3 ist schon eingeplant, denn Erdgas werde für die Energieversorgung der Zukunft eine immer größere Rolle spielen, sagte Geschäftsführer Dumke - gerade während der Energiewende. Das Unternehmen plant derzeit den Bau der neuen, leistungsfähigen Pipeline "Monaco" von Burghausen bis nach Schwaben, über den Knoten Finsing - auch deswegen brauche man in den kommenden Jahren weitere Stationen. Die Gemeinde freut sich natürlich über die Investition, was Bürgermeister Max Kressirer auch sagte. Allerdings: In seiner Rede sprach er auch die weniger positiven Umstände an. So mache die Bevölkerung bei den Bauarbeiten der Pipelines schon einiges mit. Und vor allem finanziell lohne sich es für die Gemeinde kaum. Gerade mal zwei Prozent Gewerbesteuereinnahmen zahle Bayernets.

© SZ vom 24.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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