Erding:Nur mit vereinten Kräften zu bewältigen

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Das Juni-Hochwasser treibt die Einsatzquote in die Höhe: Erdings drei Feuerwehren rückten im Vergleich zum Vorjahr 236 Mal häufiger aus. Stetig steigend ist die Zahl der First Responder-Einsätze

Von Sarah Schiek

Ein arbeitsintensives Jahr liegt hinter den drei Freiwilligen Feuerwehren in der Stadt Erding. Insgesamt 1060 Mal mussten die Einsatzkräfte aus Erding, Altenerding und Langengeisling 2013 ausrücken. Gegenüber dem Vorjahr sind das laut dem Verwaltungsbericht der Stadt Erding 236 zusätzliche Einsätze. Der Grund für die Steigerung: Das Hochwasser in der ersten Juni-Woche.

"Wir hatten 497 reguläre und 108 Hochwassereinsätze", sagt Manfred Kordick, Erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Erding und Stadtbrandinspektor. "Unser Einsatzgebiet blieb zwar relativ verschont, dafür waren wir aber häufig bei Erkundungen unterwegs, weil ja überall das Grundwasser reingedrückt hat", sagt Kordick. Auch andere Feuerwehren haben die Erdinger Kameraden unterstützt. "Als die Scheitelwelle weitergezogen ist, haben wir die Sandsäcke, die bei uns nicht mehr gebraucht wurden, palettiert und runter nach Regensburg und Deggendorf gefahren." Bei der Mehrheit der Einsätze, so Kordick, habe es sich daher um Technische Hilfeleistungen gehandelt. Von Türöffnungen über das Beseitigen von Ölspuren bis hin zu Unwetter- und Sturmeinsätzen wie im Fall des Hochwassers zählen dazu nahezu alle Feuerwehreinsätze, die nichts mit Bränden und anschließenden Sicherheitswachen zu tun haben. "Wir machen quasi die Hausmeisterarbeiten, wenn keiner da ist auf die Nacht und am Wochenende", sagt Kordick.

Das Hochwasser war für die Feuerwehrler trotzdem ein Sonderfall, der - darüber sind sich alle Kommandanten einig - nur mit vereinten Kräften bewältigen ließ. "Wir sind in Altenerding ein sehr eingeschworener Haufen", erzählt Stephan Stanglmaier. Immer 60 Mann seiner 90 aktiven Feuerwehrmitglieder seien während des Hochwassers im Schichtbetrieb im Einsatz gewesen. Unterstützt wurden sie vom Technischen Hilfswerk, der Bundeswehr und Feuerwehren, die bis aus dem Allgäu nach Erding gekommen waren. "Der Zusammenhalt ist da sehr, sehr groß", freut sich Stanglmaier. "Aber allein schaffst du so etwas auch nicht."

Abgesehen von den Hochwassereinsätzen war 2013 für die Feuerwehrleute ein durchschnittliches Jahr. "Wir hatten eine Steigerung um 17 Alarme, das ist nahezu gleichbleibend auf hohem Niveau", zieht Manfred Kordick für die Freiwillige Feuerwehr Erding Bilanz. Stetig steigend sei dagegen die Zahl der First Responder-Einsätze. First Responder sind medizinisch geschulte Feuerwehr-Kräfte, die die Erstversorgung eines Verletzten übernehmen, bis ein Notarzt oder Rettungswagen eintreffen. "Wenn bei uns in Erding alle belegt sind, überbrücken wir die Zeit, bis Hilfe von außerhalb eintrifft", erklärt Kordick. Gerade bei einem Herzinfarkt, trockenem Ersticken oder Verkehrsunfällen sei es entscheidend, ob ein Verletzter drei bis fünf oder elf bis 15 Minten auf Hilfe warten müsse. Insgesamt 210 solcher Einsätze sind die Feuerwehren Erding und Altenerding im vergangenen Jahr gefahren. In Langengeisling verfügt man zwar auch über eine First Responder-Einheit, allerdings wird diese bislang nur zum Eigenschutz eingesetzt, wie deren Kommandant Johann Pichlmair erklärt. Dies könnte sich allerdings bald schon ändern: "Die Frage ist, was mit dem Militärflughafen passiert", sagt Pichlmair. Wenn die Bundeswehr, die bislang eine eigene Berufsfeuerwehr am Fliegerhorst unterhält, abzöge, würde sich das Einsatzgebiet der Langengeislinger Kameraden deutlich vergrößern, "denn die Industriebetriebe bleiben ja da".

Neuerungen stehen jedoch nicht nur dem Kommandanten der Langengeislinger Feuerwehr, sondern auch seinen Kollegen bevor: Wie Kreisbrandrat Willi Vogel erklärt, gilt es für die Feuerwehren in Stadt und Landkreis nun, neben der Umstellung vom Analog- auf den Digitalfunk auch das Hochwasserschutzkonzept umzusetzen. "Bislang waren wir noch auf der Planungsebene, jetzt geht es an die Beschaffung der Gerätschaften", sagt Vogel. Die Stadt Erding hat dafür bereits 650 000 Euro in ihrem Haushalt eingeplant.

© SZ vom 01.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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