Erding:Mode mit Mikadostäbchen

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Futuristische Erweiterung des Gewandhauses Gruber Am Rätschenbach ist weitgehend fertiggestellt. Ein Baustellenbesuch

Matthias Vogel

Der Anbau des Gewandhauses Gruber auf der Rückseite des Gebäudes an der Langen Zeile mutet ein wenig an wie die Lithografie "Treppauf und treppab" des niederländischen Künstlers Maurits Cornelis Escher, auf der Mönche auf im Viereck zusammenlaufenden Stufen endlos unterwegs zu sein scheinen. Verwinkelte Treppen gibt es bei Gruber auch zu sehen, sie scheinen zu schweben.

Eine Aufsehen erregende Baustelle: Das Gewandhaus Gruber am Rätschenbach in Erding (Foto: Renate Schmidt)

Die Streben, die schon bald mit der Glasfassade verkleidet werden, wirken so chaotisch angeordnet wie die Stäbchen eines Mikado-Spiels kurz nach dem Loslassen. Doch was von der Gasse Am Rätschenbach aus so aussieht, als wäre es noch lange nicht fertig, soll schon Ende Oktober die bestehende Verkaufsfläche des Modegeschäftes um 2500 Quadratmeter erweitert haben. "Da werden wir aller Voraussicht nach eröffnen", sagt Stefan Seybold, Kaufmännischer Leiter bei Gruber.

Wer an der Front des Geschäftes steht, den informiert ein großes Schild von der Veränderung: "Durchbruchsräumungsverkauf" steht da geschrieben - wer jetzt zuschlägt, erhält natürlich Rabatt. Drinnen werden schon die alten Rückwände aufgeschlagen um die Verbindung zum futuristischen Anbau herzustellen. Aber noch müsste man als Kunde durch eine Hintertür gehen, um die Arbeiten mitzubekommen. Im neuen Teil des Gewandhauses werde gerade noch "die Elektrotechnik" gemacht, erklärt Seybold.

Und natürlich müsse auch noch der Ladenbau erfolgen und der Boden verlegt werden. "Holzboden, Eichendielen", so der Kaufmännische Leiter. Die Expansion seines Arbeitgebers hält er für "an der Zeit". "Wenn in der Peripherie mehr Geschäfte entstehen, muss einfach auch die Innenstadt belebt werden." Der rege Zuzug in Erding habe bei der Überlegung eine Rolle gespielt, sagt Seybold. Wie viel Geld Chef Hugo Gruber für den spektakulären Glasbau in die Hand nimmt, war nicht in Erfahrung zu bringen. Seybold sagte, das Restrisiko, dass der Unternehmer bei einer solchen Investition immer zu tragen habe, sei überschaubar.

Schon ohne die Glasfassade steht der moderne Anbau im krassen Kontrast zum kleinteiligen Altstadt-Ensemble Am Rätschenbach. Und deshalb sind im Nachhinein die kontroversen Diskussionen, die es wegen des Kastens im Stadtrat gab, gut zu verstehen. Stefan Seybold erklärt noch einmal das Gruber'sche Ansinnen. "Ein modernes Haus optisch an den alten Bestand anzugleichen, sieht oft aus wie gewollt aber nicht gekonnt. Dann lieber gleich den Gegensatz."

Die Erdinger Shopping-Fraktion wird sich an den Anblick gewöhnen und über das Plus an Angebot freuen. "Wir wollen die Spannbreite zwischen der Mode und der Liebe zur Historik ausarbeiten und ausspielen", hatte Gruber seine Gedanken über die Erweiterung Anfang des Jahres zusammengefasst.

© SZ vom 21.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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