Erding:Messen im Stundentakt

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An Heiligabend bleibt den Pfarrern so gut wie keine Zeit zur besinnlichen Ruhe. Aber dafür sind an Weihnachten die Kirchen voll. Ein wenig ausschnaufen können die Geistlichen erst, wenn auch die Neujahrsfeiertage vorüber sind.

Von Regina Bluhme

Stille Nacht? Von wegen. Für Pfarrer bedeutet Heiligabend jede Menge Arbeit. Am 24. Dezember sind sie sind sie im Dauereinsatz bei Krippenspiel und Christmette. In den Verbänden, die im Landkreis bis zu acht Pfarreien zu betreuen haben, ginge ohne Arbeitsteilung und guter Organisation gar nichts. Ein wenig ausschnaufen können die Pfarrer erst, wenn auch die Neujahrsfeiertage vorüber sind.

Ein Anruf beim Katholischen Pfarrverband Holzland, zwei Tage vor Weihnachten. Pfarrer Jacek Jamiolkowski sei leider nicht zu sprechen, sagt die freundliche Stimme am anderen Ende des Telefons. "Er ist gerade als Hirte unterwegs." Das stimmt im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Priester steht an diesem späten Dienstagnachmittag beim Krippenspiel im Kindergarten auf der Bühne. Nach der Rückkehr müsse er die Beichte hören, ist auf Nachfrage zu erfahren. Das klingt nach einem ziemlich vollgepackten Tag. Fünf Pfarrgemeinden hat Pfarrer Jamiolkowski im Pfarrverband Holzland zu betreuen. Zeit für ein Gespräch hat er dann am Dienstag dann doch noch. "Heiligabend haben wir uns aufgeteilt", berichtet er. Mit einem weiteren Priester und einem Pastoralreferenten betreut er am 24. Dezember Kinder-Krippenfeiern, Seniorenmetten, Christmetten und einen Wortgottesdienst. Der erste Termin beginnt um 15.30 Uhr, der letzte um 22.30 Uhr. Pfarrer Jamiolkowski selbst wird zwei Metten halten, eine um 20.30 Uhr in Steinkirchen und eine um 22.30 Uhr in Schröding.

"Alles ist eine Sache der Planung, der Organisation und des guten Miteinanders, dann klappt das auch", sagt der katholische Priester. Freilich ein wenig stressig sei das schon, "aber es läuft seit Jahren wirklich gut". Er freue sich auf die Gottesdienste. Denn an drei Tagen im Jahr seien die Kirchen immer voll, "an Ostern, Allerheiligen und Weihnachten", zählt er auf. Die freie Zeit, die ihm an Heiligabend bleibe, werde er mit der Familie von Bekannten verbringen, berichtet er. So richtig zum Ausschnaufen kommt er wohl erst im Neuen Jahr: "Nach Heilig Drei König kann ich mir freinehmen." Zuvor warten auf die Pfarrer im Landkreis Erding noch die Weihnachtsfeiertage mit Gottesdiensten und dann kommen die Heiligen Messen zu Neujahr.

Kein Erdinger Weihnachtsfest ohne sie: Die Sängerinnen und Sänger des Pfarrcaecilienvereins bei einer Aufführung in der Stadtpfarrkirche. (Foto: Peter Bauersachs)

Nahezu stündlich stehen am 24. Dezember im Katholischen Pfarrverband Erdinger Moos Kinder-Krippenfeiern und Christmetten auf der Gottesdienstordnung. Wie Pfarrer Philipp Kielbasser mitteilt, finden die Christmetten in Aufkirchen, Niederding, Oberding und Eitting statt. Die eine beginnt um 21 Uhr, die anderen um 22 beziehungsweise 22.30 Uhr. "Das ist bei uns gut aufgeteilt", erklärt Pfarrer Kielbasser. "Für jeden ist eine Uhrzeit dabei und alles ist in erreichbarer Nähe." Auch die Kleinen kommen nicht zu kurz: Sechs Krippenspiele werden an Heiligabend im Pfarrverband Erdinger Moos aufgeführt.

Die Christmetten und Gottesdienste teilt sich Pfarrer Kielbasser mit zwei Kollegen. Einer kommt aus dem Landkreis, der andere aus München. "Damit ist der Heilige Abend ganz gut zu bewältigen", betont er. Dass ein Pfarrer zweimal hintereinander eine Mette abhalte, "ist wohl nicht im Sinn des Erfinders", räumt er ein. Das sei eben "einer gewissen Notsituation" geschuldet. Doch das belaste ihn nicht, fügt Kielbasser hinzu. "Da gibt es andere Dinge, die nervenaufreibender sind im alltäglichen Getriebe." Die knappe Freizeit an Heiligabend werde er alleine verbringen, "Ruhe schadet ja nicht".

"Wir sind gut organisiert", sagt Pfarrer Daniel Tenberg. (Foto: Peter Bauersachs)

Insgesamt acht Pfarreien hat Pfarrer Michael Bayer zu betreuen. Er steht gleich zwei katholischen Pfarrverbänden vor: Moosinning sowie Neuching-Ottenhofen. Auch hier ist an Heiligabend eine straffe Organisation angesagt. Pfarrer Bayer wird dabei von seinen Gemeinde- und Pastoralreferenten, dem Diakon und seinem Vorgänger, Pfarrer Franz Gasteiger, unterstützt. "Wir sind ein gutes Team, ein jeder macht ein bisserl was", erklärt Pfarrer Bayer. Er selbst werde zwei Heilige Messen übernehmen. Die Termine an den Feiertagen seien so verteilt, " dass jede Kirche etwas abkriegt", betont er. In den freien Stunden am 24. Dezember werde er heuer alleine sein, sagt Pfarrer Bayer. Darüber sei er aber überhaupt nicht traurig. "Ich bin ehrlichgesagt froh, wenn ich mal kurz meine Ruhe habe."

Auch in der Evangelisch-Lutherischen Kirche steht für die Pfarrer jede Menge Arbeit auf dem Programm. "Zwei bis drei Termine an Heiligabend sind bei uns üblich", berichtet Daniel Tenberg, der geschäftsführende Pfarrer aus Erding. "Das ist schon viel, aber das geht", fügt er hinzu. Schließlich wüssten die Pfarrer ja, was alle Jahre wieder auf sie an Weihnachten zukomme. "Wir sind gut organisiert und teilen uns die Arbeit auf", informiert Pfarrer Tenberg.

Er freue sich immer auf die Gottesdienste, sagt er. "Der Andrang ist ja sehr groß und es herrscht eine schöne Stimmung." Pfarrer Tenberg hat an Heiligabend zwei Termine: Eine Christvesper um 16 Uhr in der Christuskirche in Erding und dann um 18 Uhr eine Christvesper in Forstern. "Das ist zeitlich ein wenig knapp, aber bislang ist immer alles gut gegangen", betont Tenberg. Schließlich sei der Ablauf an Weihnachten "langjährig erprobt".

© SZ vom 24.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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