Neue Beleuchtung für Erdinger Altstadt:Leuchtender Fön

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Die Gebäude zur Geltung gebracht: Das Stadtzentrum in Freistadt, Österreich, erstrahlt in neuem Licht. Ähnlich soll es bald auch in Erding aussehen. Foto:OH (Foto: oh)

Stimmungsvoll und effizient: Erding will das neue Lichtkonzept für die Altstadt testen. Die Grünen mahnen

Von Sebastian Fischer, Erding

New York, Seoul, Erding. Sebastian Henrich versteckte ein Grinsen im Mundwinkel, doch der Erdinger Stadtbaumeister meinte es ernst: "Ob das Seoul ist oder New York oder Erding, er macht das in einer Stadt nach der anderen." Henrich sprach über den Ingenieur Dieter Bartenbach, dem der Erdinger Stadtrat im März den Auftrag für ein neues Beleuchtungskonzept der Altstadt und der Ortsdurchfahrt Altenerding erteilt hatte. Das Konzept ist fast fertig, und am Donnerstag wurde im Bauausschuss einstimmig beschlossen, dass im September erste Bemusterungen stattfinden sollen.

Bartenbach ist tatsächlich international gefragt, gestaltete zum Beispiel das Licht an der Wall Street, möchte damit aber nicht prahlen. Er sagt: "Wir sollten in der Bescheidenheit weitermachen, in der wir gerade arbeiten." Zuletzt war er in Lech am Arlberg tätig. Bescheiden ist die Summe, die er für die Bemusterung aufruft, allerdings nicht. An der West- und Südfassade des Rathauses, sechs weiteren benachbarten Fassaden, an einem Baum in der Landshuter Straße und an der Fassade der Grundschule Grüner Markt soll die LED-Beleuchtung angebracht werden, beispielhaft für die gesamte Innenstadt. Dann entscheiden Stadträte, das Einverständnis der Hausbewohner soll das Ingenieurbüro einholen. Wenn es gefällt, können die Leuchten gleich hängen bleiben. Die Kosten: 85 000 Euro.

Herbert Maier (Die Grünen) ist von der Größenordnung der Investition nicht sonderlich begeistert. Er führte ein Beispiel aus der Gemeinde Freistadt in Österreich an, wo Bartenbach 2013 ein dem Erdinger ähnliches Konzept durchführte, grob beschrieben: Die Fassaden der Altstadt zu beleuchten, und von den Fassaden aus die Straße. So würden Laternen überflüssig, die Gebäude besser zur Geltung gebracht und eine stimmungsvolle Atmosphäre geschaffen, "das Zentrum belebt", außerdem Energie gespart. Bartenbach sagt: "Die Gesamtenergie für das Lichtkonzept von Freistadt entspricht in etwa der Leistung eines Haarföns."

Doch Maier zitierte den damaligen Freistädter Stadtbaumeister, der nach der Fertigstellung nicht zufrieden war. Die Energiebilanz habe sich nicht im versprochenen Maße gebessert, zusätzliche Investitionen zur Installation seien notwendig gewesen, und überhaupt: "So filigran schaut's nicht aus." Bei Tag würden die Leuchten auf den Dächern nämlich eher unschön auffallen.

Freistadts Amtsleiter Karl Wagner sieht das allerdings völlig anders. Die Informationen des inzwischen pensionierten Baumeisters seien schlichtweg falsch, die Energiebilanz wie die Stromkosten hervorragend ("Wir bezahlen pro Joch in einer Nacht 2,70 Euro!") und alle Maßnahmen mit dem Denkmalamt abgestimmt. So ist es in Erding ebenfalls vorgesehen, die Leuchten sollen im Sims oder im Giebel versteckt werden. Ja, "es war eine Investition", gibt Wagner zu, die Kosten für die Gemeinde waren deutlich im sechsstelligen Bereich. Aber: "Es ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Wir führen das den Erdingern gerne vor, bei Tag und bei Nacht." Wagner sagt: "Sie werden staunen."

Erdings Stadträte sehen das genauso, auch Herbert Maier hat überhaupt keine grundsätzlichen Einwände. "Mir hat das auch gefallen", betont er. Maier will bloß mahnen, Bartenbachs Versprechungen vertraglich abzusichern. Doch das, versicherte OB Max Gotz (CSU), habe er ohnehin vor.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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